Vertraute Stimmen

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Der Aufprall war hart. Aber Tiara war nicht sehr tief gefallen. Es waren höchstens 5 Meter, die sie gestürzt war. Sie versuchte sich auf zu raffen. Doch ein stechender Schmerz in ihrem rechten Handgelenk hinderte sie daran.
"Ahhhh... Verdammt" flüsterte sie.
Sie Schafte es mit Mühe aufzustehen und sah sich um. Hier ging es weiter mit dem Wald. Es war nur ein steiler Abhang gewesen.
"Warte, bleib stehen. Das ist ein Befehl"
Die Stimme kam von oben und als Tiara den Abhang hinauf sah, sah sie den Elben. Schnell sah sie wieder nach unten. Er durfte sie nicht erkennen. Aber dafür hatte Tiara ihn erkannt. Nicht am aussehen. Die Dunklen Bäume verstekten sein Gesicht immer noch. Aber seine Stimme hatte ihn verraten. Tiara kam es vor, als hätte sie diese Stimme seit 50 Jahren nicht mehr gehört. Was ja auch stimmte. Aber sie klang immer noch genauso wie früher. Legolas.
Die junge Elbin stand unentschlossen da. Ihr Kopf schrie gleich zwei Sachen gleichzeitig. Zum einen schrie er: Lauf, er ist Thranduils Sohn. Wenn er dich erkennt, bist du so gut wie Tod! Aber da war noch eine andere Stimme in ihrem Kopf die rief: Nein, bleib stehen. Er ist dein Freund. Er wird dir helfen.
Tiara wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Mit dem verstauchten Handgelenk würde sie sowieso nicht weit kommen. Sie konnte sich nicht gegen Feinde verteidigen. Aber würde Legolas sie nicht van seinen Vater ausliefern? Vermutlich.
Noch bevor sich Tiara entscheiden konnte auf welche der beiden Stimmen sie hören sollte, war Legolas zu ihr hinunter gesprungen. Erstaunlich leichtfüßig kam er auf dem Boden auf, zog einen Pfeil aus seinem Köcher und zielte auf Tiara.
Weglaufen würde nun sowieso nichts mehr bringen, dachte die junge Elbin. Also blieb sie einfach dort stehen, wo sie war. 'Ja, warum nicht? Legolas ist mein Freund. Aber was ist stärker? Unsere Freundschaft oder die treue zu seinem Vater? Nein, ich muss ihm vertrauen!'

Legolas ging Schritt für Schritt auf Tiara zu. Ganz langsam, als wäre sie ein scheues Reh, das man nicht verschrecken will. Sein Bogen war immer noch gespannt und die spitze deutete direkt auf Tiaras Herz. Blaue Augen versuchten unter die Kaputze zu sehen. Aber es war zwecklos.
"Wer seit ihr?" Legolas Stimme war leise aber sie klang gefährlich.
Tiara antwortete nicht. Zu groß war die Angst, er würde sie an ihrer Stimme erkennen. Aber das würde er so oder so irgendwann.
"Ihr seit kein Zwerg. Warum seit ihr mit ihnen in diesem Wald unterwegs?" fragte Legolas weiter.
Wieder sagte Tiara nichts.
"Warum seit ihr davon gelaufen?" Legolas wurde ungeduldig und er spannte den Bogen etwas weiter.
Tiara trat ein Stück zurück.
"Nehmt die Kaputze ab" forderte Legolas.
Als Tiara wieder nichts sagte und auch nicht nach ihrer Kaputze griff, trat Legolas noch einen Schritt nach vorne.
"Ich habe keine Lust auf diese Spielchen. Sagt mir euren Namen und zeigt mir euer Gesicht!" Seine Stimme wurde langsam bedrohlich.
Tiara schluckte. 'Nun gut, ich tue es. Schließlich will ich nicht die ganze Nacht hier herum stehen. Und früher oder später werden seine Männer hier auftauchen' dachte die Elbin.
Langsam, als wäre der ganze Wald in Zeitlupentempo verfallen, hob Tiara ihre zitternde Hand, griff an den Saum der Kaputze, zögerte kurz, und zog dan den dunklen Stoff von ihrem Gesicht. Für einen Augenblick sah sie nach unten auf den braunen, fast schwarzen Boden. Dann aber sah sie zu Legolas auf.
Der Prinz vom Düsterwald ließ seinen Bogen langsam sinken. Seine leicht geweiteten Augen sahen Tiara ungläubig an. Erst nach einer kurzen peinlichen Pause gelang es ihm, seine stimmen wider zu bändigen.
"Tiara?" fragte er leise.
Tiara versuchte leicht zu lächeln. Es gelang ihr auch halbwegs. Sie brauchte auch einen Moment, bis ihr die Stimme wieder gehorchte. Und als sie sprach, klang sie leise und schüchtern.
"Hallo Legolas"

Drachenherz in Mittelerde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt