Helsinki Syndrom

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Mit den tiefsten Augenringe sitze ich am nächsten Morgen am Küchentisch und starre auf meinen Kaffee, der schon längst kalt ist. Madaras Worte hallen wie ein echo in meinem Kopf nach.
"Er hat sich auf dich fixiert, als er dich das erste Mal gesehen hat"

Umso länger ich auf meinen Kaffee sehe, umso mehr falle ich in eine Art trance. Mein Gehirn treibt mich zu den kleinen Details zurück, die kaum offensichtlich waren. Dann trifft mich die Erkenntnis wie ein schlag. Diese kleinen unbedeutenden Ausbrüche seiner seits. Wie er mich gegen den Wagen geschubst hat und mit der Hand dagegen geschlagen hat, als er das mit Madara erfahren hat, dann seine immer wiederkehrenden Annäherungsversuche, die er abgebrochen hat und letztendlich die Sache wo er sich aufgeregt hat, als ich mit Itama ausgegangen bin. Nach und nach kommt mir alles wieder in den Sinn. Sein ganzes Auftreten hat mich über die Monate so sehr verwirrt, dass ich nicht verstand was mit ihm ist. Ich spürte recht schnell das er ein sehr stimmungsschwankender Mensch ist, aber das es so endet konnte keiner ahnen. Ich zumindest nicht. Ich hätte schon drauf kommen müssen, als er das erste mal in meine damalige Wohnung eingebrochen ist.

,, Wie kann man so blind sein ", sage ich zu mir in dem Wissen, das diese kleinen Details von Anfang an da waren.
Ich sehe auf mein Handy was auf dem Tresen liegt. Es weist einige Risse im Display auf, als Tobirama mich auf die Arbeitsplatte geknallt hat. Er hat mein Standort verfolgt, die ganze zeit über,fällt mir wieder ein. Ich frage mich wie lange schon.

Ich höre wie sich der Schlüssel leise im Schloss dreht und die Tür aufgeht. Augenblicklich spannt sich mein gesamter Körper an. Tobirama sieht genauso scheiße aus, wie ich mich fühle.
An seiner Hand kann ich noch die kleinen Einschnitte des Spiegels erkennen, den er in seiner Wut zerschlagen hat.

,, Hallo", breche ich die unangenehme Stille. Warum? Weiß ich nicht.
Ich erhebe mich vom Tisch und kratze meinen ganzen Mut zusammen, der sich noch in meinem jämmerlichen Körper befindet und gehe auf ihn zu.
Mein Körper steht völlig unter Strom und mir schießt das Adrenalin in die Venen.
Tobiramas wehleidiger Blick ist auf den Boden gerichtet.
,, Es tut mir so leid ", haucht er ganz leise mir zu, so leise, dass ich es fast kaum verstehe.
Ich verdränge das Gefühl die Flucht zu ergreifen und schließe ihn in meine Arme. Sein Anblick kratzt imens an mir und versetzt meinem Herzen einen Stich. Kaum ist er in meinen Armen, bricht er in Tränen aus.

Was tue ich hier... Jeder normal denkende Mensch würde, ihn verlassen und anzeigen, aber was tue ich? Er tut mir leid und ich tröste ihn, obwohl ich die jenige bin, die das bräuchte.
Meine starke liebe zu ihm, lässt mich weich werden und innerlich rede ich mir ein, dass ich ihn heilen kann. Was für ein verrückter Gedanke. Kann ich ihn überhaupt heilen?

,, Ich liebe dich. Ich wollte dir niemals weh tun ", weint Tobirama in meinen Armen.
,, Ich liebe dich auch", sage ich emotionslos.

All seine liebevollen Taten können nicht gelogen sein. Sowas kann man nicht vorspielen. Immer wieder rede ich mir ein, dass es nur ein Versehen war,das seine Emotionen ihn eingenommen haben. Und ehe ich versehe verzeih ich ihm.
Ich drücke ihn leicht von mir um ihn anzusehen. Wieso sehe ich in seinen Augen keine boshaftige Absicht. Es fühlt sich an wie an dem Tag, als er sich von mir verabschiedet hat. Mein schlechtes Gewissen nimmt mich in Besitz. Er liebt mich doch und würde mir niemals wirklich weh tun. Er hat mir sein Wort gegeben.

,, Leg dich hin, du siehst müde aus ", sage ich vorsichtig und zwinge mich zu einem Lächeln.
Niedergeschlagen nickt mir Tobirama zu und geht nach oben ins Schlafzimmer.
Die ganze zeit über hatte ich meine Atmung so flach wie möglich gehalten, weshalb ich laut ausatme, als Tobirama verschwand.

Mit schnellen Schritten laufe ich auf die Küche zu und will mein Handy greifen, Stoppe jedoch kurz vor diesem. Er hat mich schon einmal geortet und würde es wieder tun.
Ich schreibe Tobirama schnell einen Zettel, der ihm erklärt das ich sein Auto genommen habe, um einzukaufen.
Bewusst lasse ich mein Handy liegen.
Vor der Haustür nehme ich seine Schlüssel von der Kommode.
Ob er sein Auto auch tracken kann? Nein das glaube ich nicht, mein Hirn spielt mir nur etwas vor.
Festentschlossen gehe ich nach draußen und öffne sein Auto.

Ein Kalter mit Nieselregen bedeckter Wind peitscht mit ins Gesicht und lässt mich sofort frösteln.
Bevor ich ins Auto steige, sehe ich Noch einmal zur Tür, die zu meinem Glück zu bleibt.

Mit zittrigen Händen starte ich den Motor des Mercedes und fahre von der Ausfahrt. Mein Weg führt zum Präsidium.

,, Shisui! ", schreie ich und reiße dabei mit Schwung die Tür auf. Shisui ist so in Arbeit vertieft, dass er mit Schwung seine Unterlagen durch den halben Raum schmeißt und Aufschreit.
,, Bist du verrückt, du kannst mich doch nicht so erschrecken!!", schnaufte Shisui panisch und hält sich sein Herz, als könnte es jeden Moment raus springen.

,, Gibt es ein sydrom, das einen dazu veranlasst, egal was es ist, einem Menschen schlimme Taten zu verzeihen?" werfe Ich ihm meine Frage direkt an den Kopf.
Shisui überlegt kurz.
,, Ja das gibt es. Es nennt sich Helsinki Syndrom. Aber es bezieht sich eher auf eine Geiselnahme. Warum? "

Ist es das was ich habe? Ist es das, warum ich ihm verzeihe?
,, Danke ", sage ich hastik ohne auf Shisuis Frage ein zu gehen.
So schnell wie ich kam, stürmte ich auch wieder raus und zurück ließ ich den verwirrten Uchiha.

Mit Schwung stürme ich in Hashiramas Büro. Sein Auto stand auf dem Parkplatz.
Verwirrt sieht mich der Senju an, genauso verwirrt betrachtet mich Madara und Izuna, die mit im Büro sitzen.
,, Junipa du? Ich dachte Tobirama kommt, weil sein Auto auf dem Parkplatz steht ", sagt Hashirama perplex.
Außer Atem halte ich Tobiramas Autoschlüssel hoch.
,, Weiß er das du sein Auto genommen hast?", grinst Izuna. Ich schüttel nur mein Kopf und Augenblicklich verblasst sein grinsen.

,, Wann wolltest du mir sagen, daß dein Bruder krank ist?!", fahre ich Hashirama laut an.
Hashiramas Augen werden immer größer, bei der Tatsache das ich es weiß.
Izuna spannt sich an, während Madara sich lässig über die stuhllehne hängt.
,, Was meinst du?", harkt Hashirama nocheinmal nach.
,, Was ich meine?! Das Tobirama psychisch voll ein Weg hat!"
Meine Wut treibt mich ins unermessliche.

,, Ich fand es nicht erwähnenswert", sagt der Senju trocken.
,, Nicht erwähnenswert?! Du hast mit zu gesehen, wie ich bei einem Psychopathen unter gebracht werde! ", brülle ich fassungslos. Wie kann man bitte sagen das sowas nicht relevant ist?!

,, Er ist kein Psychopath. Nur etwas emotional", versucht Hashirama mich zu beschwichtigen.
,, Ach nein?! Dann erkläre mir mal warum er mich beschattet oder die Tatsache das er mich gestern gewaltsam zum sex gezwungen hat?! " platzt es wutentbrannt aus mir raus.
Alle drei sehen mich entgeistert an, bei meiner Anschuldigung.

Jetzt ist das Feuer entfacht und droht alles um mich herum zu verbrennen.

Sobald Die Handschellen KlickenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt