"Pass bitte auf dich auf, falls irgendwas passiert oder du irgendwas vergessen hast kannst du jederzeit anrufen und ich komme vorbei."
"Ich weiß Mama. Kannst du mich jetzt bitte loslassen? Ansonsten fährt der Bus noch ohne mich."
"Natürlich mein Schatz. Ich werde dich so doll vermissen. Gibt's du mir noch einen Abschiedskuss, sonst halte ich die zwei Wochen ohne dich nicht aus."
Ohne abzuwarten drückt sie mir einen dicken Kuss auf die Stirn. Bevor se noch auf andere Ideen kommt drehe ich mich schnell um und klettere in den Bus. Fast alle haben uns beobachtet und lachen mich jetzt aus. Doch ich bin Spot schon aus der Schule gewohnt und ignoriere sie gekonnt. Direkt hinterm Busfahrer ist die einzige Reihe noch frei. Besser gesagt war noch frei, denn sie wird von mir in Anspruch genommen.
"Gibt's du mir auch einen Kuss oder machst du das nur bei deiner Mami?"
Die beiden Jungen hinter mir halten sich wohl für die größten. Bis der Busfahrer und ein Begleiter reinkommen machen sie die ganze Zeit hinter meinen Rücken Kussgeräusche.
"Alle einmal bitte leise sein. Ich weiß ihr alle freut euch schon auf die Camps, aber ich habe noch ein paar Worte zu sagen. Als erstes bitte ich euch alle euch anzuschnallen. Wie auch in allen anderen Reisebüsen ist Essen und Trinken verboten. Auf hälfte der Strecken machen wir einen Halt an einer Raststätte. Dort könnt ihr so viel Essen und Trinken wie ihr wollt. Bedenkt nur bitte, dass wir hier keine Toilette haben und ihr nur dort aufs Klo gehen könnt. Wir fahren insgesamt sechs Stunden. Benehmt euch bitte, ansonsten schmeißt euch der Busfahrer an irgendeiner Raststätte raus und wir fahren ohne euch weiter. Das heißt keine lauten Gespräche, Prügeleien oder Knutschereien. Ihr lacht aber ich habe schon alles erlebt. Zu den Camps sagen ich euch dann mehr, wenn es soweit ist. Ach ja, die Kotztüten sind vor euch in den Sitzen. Versucht bitte sie zu treffen."
Und so geht es los ins Abenteuer. Naja, für meine Verhältnisse ist es ein Abenteuer, für andere ist es wahrscheinlich nicht halb so aufregend. Andere haben vermutlich auch schon ihre Eltern länger als zwei Tage nicht gesehen. Für mich ist es schon eine Ausnahme nachmittags das Haus zu verlassen. Vielleicht fragt man sich jetzt wie ich mich mit Freunden treffe. Ganz einfach, gar nicht. Denn wer will schon was mit dem Mädchen zu tun haben, dass mit 15 immer noch von der Mutter herumkommandiert wird. Seit der dritten Klasse ist das schon so. Und dadurch, dass ich erst mit 14 mein Handy bekommen habe, konnte ich nicht einmal mit anderen schreiben oder telefonieren ohne das es meine Mutter mitbekommt.
Ihr fragt euch jetzt vielleicht warum ich nichts dagegen unternehme. Ihr stellt euch das so einfach vor, einfach aus der Haustür raus und erst später wiederkommen. Doch so einfach ist das nicht. Lange habe ich nicht einmal bemerkt, dass das nicht normal ist und jetzt kann ich kaum was dagegen machen. Meistens kommt meine Mutter vor mir nach Hause und schließt die Tür ab sobald ich da bin. Den einzigen Schlüssel trägt sie immer bei sich, da kann ich nicht einfach nach Lust und Laune herausspazieren. Um dennoch etwas Zeit für mich zu haben, lüge ich sie an und sage manchmal, dass ich länger in der Schule bleiben muss um für ein Schulprojekt zu arbeiten. Und so sitze ich öfters nachmittags in der Schulbücherei und surfe auf den langsamen Computern im Internet. Ihr fragt euch sicherlich warum ich nicht einfach in dieser Zeit in die Stadt gehe oder so. Meine Mutter hat eine Ortungsapp auf mein Handy geladen. Sie kriegt alles mit was ich damit mache. Wem ich schreibe, wie lange ich online bin und was ich auf Google suche.
Ihr findet Schule vielleicht scheiße und die Ferien super. Für mich ist es andersherum. In der Schule kann ich das machen was ich will ohne von meiner Mutter überwacht zu werden und ihr entkommen. In den Ferien bin ich ihr die ganze Zeit ausgeliefert.
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Wolves- We will hunt you down
AventuraWas passiert, wenn man dem stillen Mädchen eine Waffe in die Hand drückt und ihr erklärt wie man eine Bombe baut? Richtig, sie geht zum nächsten Kiosk und holt sich so viele Süßigkeiten wie sie tragen kann. Und wenn sie nicht gerade am essen ist, so...