Wolves- We will hunt you down

Now you see me, now you don't

Um meinem Ghillie Suit dem letzten Schliff zu verpassen, sitze ich jetzt seit fast zwei Stunden im Wald und befestige mit Draht Blätter, Zweige und Halme im Netz. Um mir die Arbeit etwas schöner zu machen, höre ich nebenbei Musik. Natürlich ohne Kopfhörer und nur ganz leise, damit Scout mich nicht findet oder sich sonst keiner an mich heranschleichen kann. Immer wachsam zu sein, war die erste Lektion, die Scout mir beigebracht hat, indem er mich morgens aus meinem Bett entführt hat und aus einem Flugzeug geschmissen hat. 

Zum ersten Mal bringt mir diese Lektion auch etwas, denn so höre ich wie Alpha und die Fernspäher näher kommen. Wenn das nicht die perfekte Möglichkeit ist um meinen Ghillie Suit zu testen. 

Vorsichtig ziehe ich zuerst die Hose an und danach die Jacke um ja nichts kaputt zu machen. Mein Werkzeug und Handy verstaue ich in einem der vielen Taschen. Sobald nichts mehr auf meinen Aufenthalt hindeutet, suche ich mir den richtigen Spot um mit meiner Umgebung zu verschmelzen. Gerade noch rechtzeitig ziehe ich die Sturmmaske hoch und setze die Kapuze auf. Durch das feine Netz kann ich jetzt beobachten wie unsere Gäste von Alpha geführt auf die kleine Lichtung laufen. 

"Wir haben hier so gut wie jede Umgebung nachgestellt um unsere Kräfte auf alles vorzubereiten. Besonders wichtig ist so eine ausgewogene Vorbereitung und Trainingsmöglichkeit für unsere Welpen und die Wolves. Ihr-"

Mitten im Satz bricht er auf einmal ab und zieht seine Sturmhaube etwas unter die Nase. Wie ein Hund fängt er an in der Luft zu schnüffeln. So richtig verrückt wird es aber erst als er langsam in meine Richtung geht und kurz vor meiner Nase stehen bleibt.

"Hier haben wir zum Beispiel ein gutes Beispiel wie wir unsere Wolve-Welpen auf ihre spätere Tätigkeit vorbereiten."

Verwirrt blicken einige zu unserem Anführer. Wow, ich hätte jetzt nicht gedacht, dass mein Ghillie Suit so gut ist. Wenn Spezialisten mich nicht finden, dann habe ich eine winzige Chance, dass Scout mich auch nicht findet.

"Du riechst nach Shampoo. Versuch am besten den Geruch deiner Umgebung anzunehmen."

Da immer noch einige wenige Fernspäher nicht verstehen was hier abgeht, erhebe ich mich möglichst elegant. So wie ich mich allerdings kenne, sehe ich aus wie ein Elefant, der versucht keine Tassen im Porzellanladen zu zerstören. 

"Ich wusste gar nicht, dass es die Transformer auch mit Pflanzen gibt. Aua-"

Spielerisch reibt sich der noch recht junge Soldat den Arm. 

"Vor allem du solltest eigentlich erkennen, dass das kein Busch ist. Du gibst doch immer mit deinen Adleraugen an."

Mit einem mahnenden Blich vom Leutnant werden die beiden zum Schweigen gebracht, sodass Alpha weiterreden kann.

"Leider haben wir hier keine lebenden Büsche, die würden sich wenigstens an die Regeln halten und nicht in den Vorgärten von anderen Leuten landen."

Mit einem bedeutungsvollen Blick dreht er sich zu mir um.

"Das war nur einmal.", gebe ich kleinlaut von mir.

"Was ist mit dem U-Turn oder dem Manöver wo du fast eine Kaserne touchiert hättest?"

"Das war nur das was Scout mir gesagt hat."

Kopfschüttelnd dreht er sich wieder zu den verwirrten Fernspähern.

"Wegen den beiden habe ich schon graue Haare. Aber nun gut, wo war ich?"

 "Die verschiedenen Trainings- und Ausbildungsmöglichkeiten."

"Danke, Bugs. Wie ich ja schon vorhin gesagt habe, gibt es auch bei uns verschiedene Spezialisierungen. Die, die euch am ähnlichsten ist, sind die Wolves. Unsere Spontangast hier ist zum Beispiel gerade in der Ausbildung zum Wolve und hat auch gute Chancen es zu schaffen, wenn sie sich nicht vorher irgendwie umbringt oder von Scout umgebracht wird."

"BUGS BUNNY! GIB SOFORT MEINE SPRÜHDOSEN ZURÜCK!" 

"Oder sie wird von unserem Materialwart umgebracht."

"Ich glaube das ist meine Zeichen wieder zu verschwinden. Falls Scout oder Manni fragen, ihr habt mich nie gesehen."

Im Laufschritt mache ich mich auf den Weg ein neues Versteck zu finden. Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass das auch langsam nötig wird, in zwanzig Minuten läuft Scouts Deadline ab.

Leicht zitternd und komplett durchweicht liege ich immer noch in meinem Versteck. Mein Ausbilder versucht wirklich mit allen Mitteln mein Ghillie Suit zu zerstören und mich damit zu finden. Bis jetzt hat er mit Bettie eine Ladung Wasser über dem Wald abgeladen, mit den Rotoren im Sinkflug alles aufgewirbelt. Gerade verstreut er mit einer Drohne Juckpulver und versucht mich so aus der Deckung zu locken. Nach einer etwas längeren Zeit bin ich allerdings gegenüber so einigem abgehärtet. Ansonsten würde ich bei ihm nie zum Schlafen kommen. 

Als auch die Drohne nichts bringt versucht er es in einem letzten verzweifelten Versuch mit Schlager auf voller Lautstärke. 

"SCOUT! MACH SOFORT DIE MUSIK AUS. DU HAST UNS ALLE UND VORALLEM DEINEN WELPEN GENUG GEQUÄLT." 

Ausnahmsweise hört er auch mal auf die Befehle von Beta und schaltet die Musik aus.

"Na schön, du hast gewonnen Möhrchen. Komm raus."

Erleichtert erhebe ich mich aus der kleinen Senke. Fast vier Stunden habe ich in ihr gelegen und alle möglichen Dinge ausgeharrt. Tropfend gehe ich das kurze Stück zu meinem Ausbilder.

"Na komm. Wir haben uns das Abendessen jetzt so richtig verdient."

Noch bevor ich ihm antworten kann, übernimmt das mein Magen und teil lautstark mit, dass er Nahrung will. Lachend machen wir uns auf den Weg zum Hauptgebäude.

Immer noch in meinem Ghillie Suit und voll mit Matsch betrete ich nach Scout die Mensa. Die meisten Wölfe sind solche ungewöhnliche Auftritte schon gewöhnt und drehen sich nicht einmal um, unsere Gäste, die offenbar länger bleiben als erwartet, starren uns mit großen Augen an. Auch Alpha dreht sich um als sein Gesprächspartner ihm nicht antwortet. Augenverdrehend mustert er uns beide.

"Den Dreck macht ihr beiden aber selber weg."

"Scout macht das natürlich mit Vergnügen."

"Warum soll ich das machen. Du bist doch Big Foot von uns beiden."

"Aber ich habe heute die zweite Nachtwache und brauche vorher noch Schlaf. Du hast mich persönlich eingeteilt."

Seufzend akzeptiert er sein Schicksal. Was anderes bleibt ihm auch  nicht übrig.

"Dafür gehört mir dein Nachtisch."

"Vergiss es, eher gehört mir dein Nachtisch. Du hast mich mit Juckpulver vollgestreut und eine Sintflut über mir geöffnet."

Lächelnd wird unser Streit von den anderen verfolgt. Jeder weiß, dass wir es nicht ernst meinen, alle bis auf unsere derzeitigen  Gäste vielleicht.