Wolves- We will hunt you down

The early Bird catches the Worm

Noch im Halbschlaf drehe ich mich auf die andere Seite. Seit langem kann ich endlich morgens länger als 5000 schlafen. Aber wie immer wird mir da ein Strich durch die Rechnung gemacht, als mich plötzlicher jemand samt Decke über seine Schulter schmeißt. Sofort bin ich hellwach. Mit allen mit bekannten Verteidigungstechniken versuche ich mich zu befreien.

"Komm mal runter Bugs. Ich bins nur."

"Lass mich sofort runter! Ich warne dich, ich bring dich um!"

"Ha ha. Gerade siehst du nicht gerade bedrohlich aus. Deine Haare stehen in alle Richtungen ab und die Decke hat sich um dich gewickelt wie ein Burrito. Ich bezweifle das du da überhaupt ohne meine Hilfe wieder rauskommst."

"Würdest du mich nicht durch die Gegend tragen wie einen Teppich und mich einfach wie jeder andere Trainer seinen Welpen schlafen lassen, dann hätte ich dieses Problem gar nicht!"

"Das ist doch langweilig. Nur weil Hudson gesagt hat, dass die ersten Tage zum Kennenlernen da sind, heißt das noch lange nicht, dass ich dir noch nicht beibringen darf. Also Lektion Nummer 1: Erwarte das Unerwartete. Du musst in jedem Moment wachsam sein. Egal ob du gerade ein Buch liest, einen Marathon hinter dir hast oder schläfst. Wenn du abgelenkt bist, bietest du deinen Feinden ein leichtes Ziel. Sei immer auf einen Angriff vorbereitet. Wirklich immer."

"Und wie soll ich dann schlafen?"

"Das bring ich dir nach meinem Morgenritual bei. Das wird dir sicherlich gefallen."

"Mir würde es gefallen, wenn du mich endlich mal runterlassen würdest!"

"Ts ts. Ihr Welpen seid immer so impulsiv. Morgen Alex, hast du einen Auswärtstermin, oder warum bist du so früh los?"

"Ja leider, muss mal wieder beim KSK vorbeischauen, die brauchen bei irgendwas Hilfe. Wie ich sehe hast du auch endlich mal einen Welpen abbekommen, na dann mal viel Spaß, die sind fast so anstrengend wie richtige Welpen."

"Ach bis jetzt verstehen wir uns doch ganz gut, oder Bugs?"

"Ich schwöre dir, sobald ich wieder auf meinen Füßen stehe, bringe ich dich auf die schmerzhafteste Weise um, die mir in den Kopf kommt."

"Guck. Willst du mit Bettie fliegen? Wenn ja kannst du uns ein Stück mitnehmen, ich will ihr mein Morgenritual vorstellen."

"Na klar. Manni arbeitet doch gerade noch an Hubert. Olaf hat übrigens gefragt ob du zur nächsten Fortbildung kommst, die vermissen dich da schon."

"Ich guck mal, wäre jedenfalls mal wieder ne Abwechslung. Was ist denn das Thema?"

"Ich glaube irgendwas mit CQB-Kurs hat Mopsi bei unserem Telefonat gesagt."

"Och ja, ich glaube das wäre was für uns, oder was sagst du Bunny?"

"Wenn ich dann morgens nichtmehr aus dem Bett entführt werde."

"Ach komm schon du Morgenmuffel. So schlimm war es nun auch wieder nicht."

Während die beiden weiter quatschen hänge ich immer noch wie ein alter Teppich über Scouts Schulter und darf zusehen wie sich der Boden von Kies zu Beton und Scout irgendwo einsteigt. Wenige Sekunden später lässt er mich, immer noch in meine Decke eingewickelt, auf einen Sitz fallen. Augenscheinlich befinden wir uns in einem unserer Hubschrauber. Während unser Beta die Maschine startet, versuche ich mich irgendwie aus meiner Decke zu befreien. Am Ende liege ich auf dem Boden und strample mich irgendwie aus meiner Burritohülle. Jetzt schon fertig mit dem Tag lasse ich mich wieder auf einen der Sitze fallen.

"Was wollen wir überhaupt in diesem Hubschrauber? Ich bezweifele irgendwie das wir einen Kurzurlaub machen"

"Es gibt nichts besseres als den Tag mit einem Adrenalinkick zu starten und die Sonne zu beobachten. Lektion Nummer 2 Hoppelhäschen: Wie springe ich aus einem Hubschrauber und lande präzise."

Entgeistert blicke ich meinen Trainer an. Das kann doch nicht sein scheiß Ernst sein.

"Du willst also sagen, dass du mich gleich aus diesem Hubschrauber ohne das ich das jemals vorher gelernt hab?"

"Genau. Learnig by doing. Also hier ist dein Sicherheitsgurt. Das hier ist die Leine mit der du den Schirm öffnest. Falls der Schirm sich nicht richtig öffnest ziehst du hier dran und danach wieder hier dran. Die Fallhaltung habt ihr sicherlich irgendwann mal besprochen. Hier hast du noch ein Höhenmesser. Wenn wir bei 2.500 Metern sind, dann ziehst du an der Leine und öffnest den Schirm. Die Lenkung findest du schon irgendwie heraus. Beim Landen läufst du am besten einfach, das ist am Risiko ärmsten."

"Risiko ärmsten? Ich soll gleich mit deiner sparsamen Erklärung aus 4.000 Metern springen und du erzählst irgendwas von Risiko arm!"

Drei Minuten später stehe ich vor einer offenen Tür ohne auch nur den Hauch von einem Plan zu haben, wie ich lebend unten ankommen soll.

"Keine Angst. Du schaffst das schon irgendwie.", und mit diesen Worten schubst Scout mich aus der Tür.

Das erste was mir auffällt ist, dass es arschkalt ist. Danach, dass unter mir nur Wasser ist und die Insel, auf der der Stützpunt liegt, ein gutes Stück weiter rechts ist. Mein Blick huscht panisch zwischen dem Höhenmesser und der Insel hin und her. Was passiert wenn ich den Schirm zu spät öffne oder er irgendwie defekt ist? Oder ich die Insel verfehle und im Wasser lande? Schnell sinken die Höhenmeter. Bei 2.500 ziehe ich einmal kräftig an der Leine und nehme erleichtert den kurzen Ruck war, sobald sich der Fallschirm ganz geöffnet hat. Dieses kurze Glücksgefühl weilt aber nur kurz, denn mir fällt schnell wieder auf, dass ich in die falsche Richtung fliege. Panisch zehre ich an eine der beiden Leinen. Mit meinem vollen Körpergewicht muss ich daran ziehen um den Schirm zu steuern. 

Irgendwie habe ich es geschafft ohne große Verletzungen auf der Insel zu landen.

"War doch gar nicht so schlecht. Nächstes Mal üben wir das Landen ein bisschen, damit du nicht wieder fast im Baum landest."

Mit einem breiten Grinsen streckt Scout sein Gesicht in mein Blickfeld. 

"Ich gebe dir zehn Sekunden Vorsprung bevor ich dich umbringe, aber auch nur, weil du mir gestern Chips gegeben hast." 

Während er lachend die Schirme aufsammelt, löse ich mich langsam wieder vom Boden. Zu seinem Glück hält mich mein knurrender Magen von irgendwelchen Dummheiten ab.