When the darkness is watching you

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Pünktlich um Mitternacht übernehme ich den Wachdienst auf der Ostseite. Auf dieser Seite habe ich muss ich zum Glück nicht am Strand patrouillieren, sondern kann mich mit meinem Ghillie Suit auf Steilhang positionieren und alles durch mein Fernglas oder das Visier meiner Blaser R 93 Tactical beobachten. 

Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet, dass irgendwas in der Nachtschicht passiert, aber gegen 0115 kann ich einen kleinen schwarzen Fleck am Horizont ausmachen, der sich langsam aber sicher unserer Insel nähert. Mit Argus Augen beobachte ich das unbekannte Schlauchboot. Sobald auf meinem Entfernungsmesser die 1000 Meter unterschritten werden, schlage ich Alarm. 

Scharf schneidet mein Alarmgeheul durch die sonst stille Nacht. Als das Boot nur noch einen halben Klick entfernt ist, heule ich nochmal lauter und dringlicher die Nachricht in die Nacht hinein. Augenscheinlich war mein Geheul sogar so laut, dass es die Passagiere auf dem Boot gehört haben. Dort kommt recht schnell Bewegung in die Besatzung.

(Die meisten der folgenden Gespräche sind eigentlich auf Englisch, allerdings werde ich sie auf Deutsch schreiben.)

"Scheiße Leute habt ihr das gehört? Auf dieser scheiß Insel gibt es Wölfe."
"Hast du etwa Angst vor denen, Sonny"
"Nein, aber bei den Viechern weiß man nie wo die sind und wann sie angreifen. Die sind fast so schlimm wie Haie."
"Wir haben allerdings keine anderen Wahl als auf der Insel auf Hilfe zu warten, der Tank ist so gut wie leer."

Nach gefühlt endlosen Sekunden bekomme ich endlich eine Antwort von Beta. Während er mir mitteilt, dass er die anderen her bringt, fragt er wie viele es sind und ob sie bewaffnet sind. Da eine unserer ersten Unterrichteinheiten um die Verständigung ohne Funk ging, teile ich ihm ohne Probleme mit, dass es sich um sechs bewaffnete Personen mit einem Hund handelt. Hudson hat uns damals alle möglichen Varianten rauf und runter heulen lassen. Es wäre nicht unwahrscheinlich gewesen, wenn der ein oder andere von uns im Schlaf geheult hätte.

Gerade als die Fremden ihr Schlauchboot an den Strand ziehen, treffen die ersten Wölfe bei mir ein.

"Irgendwie ziehen du und Scout Ärger magisch an. Normalerweise passiert nie etwas in der Nachtschicht."

"Beklag dich nicht Click. Irgendwann wird in deiner Nachtschicht auch noch etwas passieren."

"Ruhig ihr beiden! Wir wollen sie doch nicht auf unsere Position aufmerksam machen."

"Pf. Bugs entdeckt eh keiner. Ich bin sogar über sie gestolpert."

Dennoch pausieren wir beide unser Gespräch und beobachten unsere ungebetenen Gäste von oben. Unbemerkt von ihnen nähern sich die anderen vom links und kreisen sie im Schatten der Nacht ein. Alles scheint im Moment die Luft anzuhalten und unsere Gäste zu beobachten. Nicht einmal die üblichen Eulenrufe sind zu hören.

"Waffen runter oder wir schießen."

Der laute Ruf von Beta erwischt die Fremden kalt. Kurz zucken sie zusammen bevor sie ihre Sturmgewähre in die Richtung der Stimme ausrichten.

"Geben Sie sich zu erkennen oder wir lassen den Hund frei."

Grinsend beobachte ich das Szenario. Mittlerweile kann ich erkennen, dass es sich um Navy Seal Soldaten handelt. Na die werden jetzt mal eine Lektion erteilt bekommen.

"Ich glaube nicht, dass sie in der Position sind Befehle zu erteilen. Schließlich seid ihr auf unserem Gebiet. Ich sage es also nur noch einmal. Waffen runter oder wir eröffnen das Feuer!"

Kurz wechseln die Eindringlinge Blicke, vermutlich besprechen sie was sie machen sollen. Sie entscheiden sich für das Falsche indem sie den Hund freilassen. Ein Knurren von uns und er versteckt sich mit eingeklemmten Schwanz hinter seinem Herrchen. Tja, unsere Sprache ähnelt halt der eines Wolfes sehr stark.

Etwas irritiert blicken sie zu ihrem Malinois runter.

"Du solltest die eigentlich angreifen Cerberus." 

Dennoch streicht der Besitzer seinem vierbeinigen Partner beruhigend über den Kopf.

"Immer noch sicher, dass ihr die Waffen nicht lieber auf den Boden legen solltet? Ansonsten übernimmt das sicherlich unser Wachposten mit Vergnügen."

Leider komme ich nicht dazu zu schießen. Die amerikanischen Elite-Soldaten haben sich für die vernünftige Entscheidung entschieden und legen langsam ihre Waffen auf den Boden. Aus den Schatten lösen sich langsam die Silhouetten von einigen Wölfen mit erhobenen Waffen. Wie bei uns üblich nähern sie sich lautlos. Bei den sechs Fremden angekommen dauert es nur einen Wimpernschlag bis sie mit Kabelbindern auf dem Boden liegen.

"Okay Leute, könnt wieder schlafen gehen. Wir kümmern uns um die und teilen auch dann alles im Briefing mit. Bugs sicher deine Waffe bevor du noch einen abknallst."

Brav sichere ich mein Präzisionsgewehr wieder und mache mich auf den Weg runter zu den anderen.

Wolves- We will hunt you downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt