Ängstlich wechseln Scout und ich einen Blick. So wütend war Alpha schon lange nichtmehr.
Langsam drehe ich mich um und laufe den Gang zurück zu meinem Chef. Bei jedem Schritt merke ich komischerweise, dass mein Blickfeld immer kleiner wird. Liegt wahrscheinlich an der Angst, Alpha guckt uns an, als ob er uns gleich persönlich unter die Erde bringt. Doch mit einigem Blinzeln kann ich die Schwärze wieder vertreiben. Sicherheitshalber bleiben Scout und ich zwei Meter von Alpha entfernt stehen.
"Wer von euch beiden war das?"
Verwirrt blicken wir uns an. Wer soll was gemacht haben? Genau dies fragt mein eigentliches Mordopfer auch.
"Tut ja nicht so scheinheilig! Ich weiß genau, dass es einer von euch beiden war. Da hilft euch auch nicht eure vorgetäuschte Verwirrung."
"Hä, was sollen wir bitte schön gemacht haben. Wenn du dir sicher bist, dass wir es waren, kannst du es uns doch auch einfach sagen."
"Nicht schlecht Kleine, nicht schlecht. Aber du kannst mich nicht so einfach täuschen. Ich weiß genau, dass einer von euch beiden mich vorhin fast erschossen hätte."
Schockiert wechseln wir wieder einen Blick. Jemand wollte Alpha erschießen?
"Wir waren das nicht. Wir waren bis eben im Gemeinschaftraum. Ich wollte lernen gehen, weil Scout mich mit den Prüfungen verarscht hat und habe kurz vorher Storm getroffen, der mich dann aufgeklärt hat. Seitdem laufen wir durch die Gänge. Du kannst auch die Kameras überprüfen. Wir haben nicht versucht dich zu ermorden."
Prüfend blickt Alpha zwischen uns hin und her. Bei seinem prüfenden Blick zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Nach einigen Sekunden weiteren Starrens merke ich wie sich langsam wie Magensäure immer weiter meine Speiseröhre hochwandert. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich wegdrehen, bevor ich den Fußboden mit meinem Mageninhalt verschönere. Schwankend lehne ich mich gegen die nächste Wand und würge kräftig weiter. Leicht verwirrt und planlos sehen die beiden Männer mir dabei zu. Doch das ist mir im Moment egal. Der Flur dreht sich und kleine weiße Punkte blinken wie Schneeflocken in meinem Sichtfeld auf. Meine Beine zittern wie schon lange nichtmehr und ich bin mir nicht sicher ob sie mich noch lange tragen. Meine Sorge wird bestätigt, als sie unter mir wegknicken und ich auf den Boden falle.
"Alles gut Möhrchen? Komm steh wieder auf."
Wirklich sehr produktive Frage Scout. Doch meine vermutlich leicht gereizte Antwort wird durch einen neuen Schwung Magensäure verhindert. So übel war mir seit dem Vorfall mit meiner Mutter schon lange nichtmehr. Doch lange kann ich mich nicht mit meinen Gedanken befassen. Die weißen Punkte füllen auf einmal mein ganzes Sichtfeld aus und ich merke nur noch am Rande wie ich schlaff in mich zusammen sacke. Noch bevor mein Kopf auf dem Boden aufschlägt durchfahren mich unglaubliche Schmerzen. Am liebsten würde ich schreien, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Wie wild fangen meine Gliedmaßen auf einmal an zu zucken und ich bin nichtmehr Herr meines eigenen Körpers.
"Scheiße, Alpha ruf sofort den Doc an. Sie krampft."
"Er ist schon auf dem Weg. Er bringt sein Zeug mit. Wir können jetzt nur warten."
Am Rande folge ich der Konversation. Die Worte wollen nicht richtig bei mir ankommen, nur der verzweifelte Ton in Scouts Stimme.
Eine halbe Ewigkeit, die ich immer noch krampfe und der Schmerz durchströmt bei jedem Zucken meinen Körper. Endlich höre ich wie schwere Schritte eilig näher kommen, kurzdarauf höre ich auch die vertraute Stimme vom Doc.
"Wie lange krampft sie jetzt schon?"
"Gute vier Minuten. Was ist mit ihr?"
"Das weiß ich leider noch nicht. Geh mal bitte ein Stück zurück, Scout, damit ich arbeiten kann. Hat sie sich vorher irgendwie auffällig verhalten?"
"Sie hat sich übergeben und ist dann zusammengebrochen."
"Nimm Scout mal bitte zur Seite bevor er der nächste ist, der hier am Boden liegt."
Was ist mit Scout los? Ich will nicht, dass es ihm wegen mir schlecht geht. Die Sorge um ihn überwiegt fast meine Schmerzen. Vergeblich versuche ich die Krämpfe zu stoppen.
"Ich weiß das ist gerade nicht schön Bugs, aber es ist gleich vorbei. Nach einem kleinen Piecks sollten die Krämpfe aufhören. Versuch trotz der Erschöpfung bitte die Augen offen zu halten."
Wie von ihm vorhergesagt hören die Krämpfe kurze Zeit später. Die Schmerzen bleiben jedoch und Müdigkeit überrollt mich. Mit nicht gerade sanften Schlägen versucht der Doc mich wachzuhalten.
"Schön die Augen auflassen. Ich lagere dich gleich auf eine Trage um und dann geht es auf die Krankenstation. Du bleibst einfach ganz ruhig, lässt die Augen auf und sagst mir Bescheid, wenn sich irgendwas verändert."
Schwach nicke ich.
"Scout komm mal bitte zu mir und hilf mir. Auf drei hebst du sie vorsichtig an und ich schiebe die eine Hälfte der Schaufeltrage unter sie, danach machen wir das gleiche auf der anderen Seite."
Mit halb offenen Augen verfolge ich das Geschehen um mich herum. Immer wieder wirft mir Scout besorgte Blicke zu, während er Doc hilft mich auf die Trage zu schaffen. Alpha steht etwas hinter ihm und beobachtet alles wachsam. Sobald ich sicher auf der Trage liege und mit allen möglichen Klettverschlüssen darauf gesichert bin, löst er sich doch von seiner Position und begibt sich zu meinem Fußende. Sanft schiebt er Scout etwas zu Seite.
"Auf drei heben wir sie hoch. Eins, Zwo, Drei."
Mit einem Ruck schwebe ich plötzlich in der Luft. Sofort ergreift Scout meine Hand.
"Ich bleib bei dir. Lass nur bitte die Augen auf."
Kraftlos nicke ich mit dem Kopf.
"Irgendwie fühle ich mich wieder so komisch."
Um auch sicherzugehen, dass Scout mein leises Murmeln mitbekommen hat, drücke ich so doll wie es gerade geht seine Hand. Sofort schnellt sein Blick wieder zu mir und erahnt was gleich passieren wird.
"Doc, ich glaub sie wird gleich wieder bewusstlos."
"Das kannst du dir aber mal sowas von abschmieren Bugs Bunny. Du bleibst schön bei uns."
Trotz seiner Mahnung und dem Klatschen auf meine Wange, lasse ich mich wieder in die erholsame Schwärze fallen.
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Wolves- We will hunt you down
PrzygodoweWas passiert, wenn man dem stillen Mädchen eine Waffe in die Hand drückt und ihr erklärt wie man eine Bombe baut? Richtig, sie geht zum nächsten Kiosk und holt sich so viele Süßigkeiten wie sie tragen kann. Und wenn sie nicht gerade am essen ist, so...