3. Advent

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"Schenken wir uns eigentlich was zu Weinachten? Ich habe nämlich keinen Plan was ich dir schenken sollte."

"Lass uns nichts schenken. Ich habe auch keine Ahnung was man dir schenken sollte."

"Gut, ein Problem weniger. Wie kommen wir jetzt aus diesem Iglo?"

Fragend drehe ich mich zu Scout um, doch dieser ist hinter einer Ladung Schnee verschwunden. Mit der Hand schiebe ich ein bisschen zur Seite sodass ich ihn wiedersehen kann.

"Durch den Ausgang?"

"Welcher Ausgang?"

"Sag jetzt nicht wir haben den Ausgang vergessen zu bauen."

"Doch haben wir. Wollen wir die anderen anfunken, damit sie uns rausholen?"

"Lass uns erstmal nach einer anderen Möglichkeit suchen. Ich habe keine Lust die Sprüche danach zu hören."

Auch nach längerem Suchen finden wir keinen Ausgang. Vieleicht baut man deshalb ein Iglo nicht in einem riesigen Schneehaufen und setzt einfach nur ein Dach drauf. Denn wenn wir jetzt die Decke einreißen würden, würden wir uns im Schnee begraben.

Kurz bevor wir dann doch nach Hilfe funken, kommt mir die rettende Idee.

"Warte kurz Scout. Ich habe noch ein bisschen Sprengstoff dabei. Wir können einen kleinen Tunnel zu Seite buddeln und es dann zünden. Dadurch wird der Schnee weggesprengt und wir sind frei."

"Warum hast du eigentlich immer Sprengstoff bei dir?"

"Wenn ich schon sterbe, dann will ich mit einem großen Knall diese Erde verlassen. Außerdem kann ich dann sagen, dass ich immer was für Veganer dabei hab."

"Willst du sie etwa in die Luft sprengen?"

"Nö. Sprenggelantine kann vegan sein. Aber wir wollen jetzt nicht vom Thema abkommen. Du gräbst den Tunnel und ich hol uns dann hier raus."

"Warum muss ich buddeln? Du kannst das doch auch."

"Weil du den längeren Arm hast. Ansonsten fliegen wir mit in die Luft."

Murrend fängt er dann doch endlich an zu graben. Während er sich um den Gang kümmert, vergrößere ich das Loch zwischen uns sodass ich meinen Partner fast komplett sehen kann. Bei jedem Ausatmen bildet sich eine kleine Wolke vor unseren Gesichtern. So langsam wird es recht kalt in unserem Iglo und ich fange an zu zittern.

Gleich wird es wieder schön warm.

Ein weiterer Vorteil vom freisprengen.

Nach einer frostigen Ewigkeit ist der Tunnel endlich lang genug, sodass wir nicht verletzt werden sollten. Aber noch nah genug damit wir freikommen.

Leider muss ich meine schön warmen Handschuhe ausziehen um den Zünder zu befestigen. (Wie das geht beschreibe ich jetzt mal nicht. Wer sich dafür interessiert kann sich gerne selber informieren. Ist ein sehr interessantes Gebiet.)

Zum Glück habe ich genug Selbstkontrolle um meine Hände vom Zittern abzuhalten. Ansonsten könnte das ganz schön ins Auge gehen.

Sobald alles fertig zusammengebastelt ist, werfe ich die Konstruktion ins Loch und drehe mich weg. Ganz der Gentlemen, der Scout ist, zieht er mich noch näher zu sich rann, damit ich nicht doch von der Explosion erwischt werde.

BOMM

Mit einem lauten Knall fliegt die Sprenggelantine in die Luft und mit ihr der Schnee. Den Schneematsch von uns schüttelnd richten wir uns auf. Es hat wirklich geklappt.

"Von wegen Ausgang. So macht man das."

Grinsend schlagen wir uns ab und drehen uns um. Eigentlich wollen wir zum Hauptgebäude gehen uns warme Sachen anziehen und einen Kakao mit Caramel trinken, doch es kommt wie so oft etwas dazwischen.

Alpha steht mit einer kleinen Gruppe Besucher circa fünfzig Meter von uns entfernt. Auf seinem Gesicht spielt sich eine ganze Reihe von Emotionen ab. Verwirrung, Schreck, Realisierung und Erkenntnis. Zögerlich lächeln wir aus unserem Loch in seine Richtung. Unfähig etwas zu tun starrt die Gruppe nur zurück.

"Was zur Hölle."

Ein noch recht junger Typ findet zuerst seine Worte wieder. Kurz darauf hat auch Alpha sich wieder gesammelt.

"Was habt ihr in diesem Schneehaufen gemacht und wie seid ihr da reingekommen."

"Wir haben ein Iglo gebaut. Nun ja. Möglicherweise haben wir dabei etwas vergessen."

Nervös blicken Scout und ich zu unseren Schuhen runter. Mit der Schuhspitze schiebe ich Reste vom Zünder weiter in den Schnee in der Hoffnung, dass Alpha ihn nicht entdeckt. Auch wenn es völlig sinnlos ist, da er sicherlich nicht blind oder taub ist und weiß was eben passiert ist.

"Ihr habt nicht ernsthaft den Ausgang vergessen."

"Möglicherweise?"

Eher fragend antwortet Scout ihm.

Kopfschüttelnd mustert Alpha die Sprengstelle nochmal genauer.

"Und da dachtet ihr euch, dass ihr euch einfach mal so freisprengt. An die Möglichkeit, dass möglicherweise andere Lebewesen in der Nähe sind und ihr sie dadurch verletzen könnt, habt ihr natürlich nicht gedacht oder? Ab mit euch! Ihr zieht euch was Frisches an und helft dann Mario in der Küche! Und wehe ich sehe wie einer von euch beiden auch nur in die Richtung von Sprengstoff guckt! Ihr habt beide Sprengverbot bis zum Ende des Jahres und da gibt es auch nichts zu verhandeln! Abmarsch!"

Mit gesenktem Kopf stiefeln wir an der verblüfften Gruppe und unserem wütenden Boss zum Hauptgebäude.

"Ist das hier normal, dass Scheehaufen in die Luft fliegen und zwei voll ausgerüstete Männer mit Weinachtsmützen aus dem Krater kommen?"

"Leider. Immerhin denken sie daran ihre Ausrüstung anzuziehen. Mittlerweile stellen wir schon unseren eigenen Sprengstoff her und kaufen ihn nichtmehr. Wir haben einen sehr hohen Verbrauch von jeglichen Dingen, die in die Luft fliegen können. Es sind schon Dinge in die Luft geflogen wo Sie noch nicht einmal glauben, dass sie explodieren können. Letze Woche haben sie es irgendwie geschafft Kakao in die Luft zu jagen. Lassen Sie nichts aus den Augen was wichtig ist."

Einige Stunden später sitzen Scout und ich mit unserem wohlverdientem Kakao in der Mensa. Immer wieder werfen wir Mario böse Blicke zu, weil er uns erst einen Kakao gegeben hat nachdem wir alles gewischt und sauber gemacht haben. Trotz unserer Arbeit wollte er uns keine Marshmallows geben. Da wir das natürlich nicht auf uns sitzen lassen konnten, haben wir was Kleines für ihn vorbereitet. Alles was jetzt nur noch fehlt ist eine unwissende Person. Unsere gerade hereinkommenden Besucher sind genau die richtigen dafür.

Brav reihen sie sich an der Theke ein und holen sich nach und nach was zu trinken. Gespannt warten wir darauf, dass einer endlich das Rentier drückt. Zu Weinachten holt Mario immer sein singendes Coca-Cola Rentier raus. Normalerweise kann keiner wiederstehen den Knopf zu drücken, sodass das Rentier zu singen anfängt.

Als wir uns schon langsam Sorgen machen, dass keiner den Knopf drückt, tut es dann doch endlich einer der Gäste. Mit einem Knall fliegt ihm eine Ladung Glitzer, Mehl und Honig ins Gesicht. Auch die Leute neben ihm kriegen etwas ab. Verwirrt blicken alle das Rentier an, welches unschuldig Rudolph the red-nosed reindeer spielt.

"Scout und Bugs Bunny! Was habt ihr mit meinem Rentier gemacht?"

Schnell kippen wir unseren Kakao runter und fliehen vor Mario aus der Mensa. Unsere Streichopfer stehen immer noch vor der Theke und versuchen sich das Gesicht abzuwischen. Leider geht Glitzer nicht so einfach weg. Vor allem nicht, wenn es mit Honig vermischt wurde.

Wolves- We will hunt you downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt