Kapitel 1

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6:30 Uhr. Montag. Minus 8 Grad.
Sagte ich schon Montag?
Perfekte Voraussetzungen für eine neue Arbeitswoche. Das Wochenende war wie immer viel zu kurz und diese Woche steht wieder ein Terminmarathon an.

Aber beginnen wir von vorne: Hello, ich heiße Nolan, 28 Jahre alt und bin in meiner Firma vor 1 Jahr zum Produktmanager befördert worden. Die Arbeit macht Spaß, die Kollegen sind toll, dennoch wünschte ich mir manchmal, weniger Stress zu haben. Ich arbeite gerne, dennoch gibt es auch Tage, an denen ich mich nach meinem leider schon viel zu lange vergangenen Studentenleben sehne ... nur 2 Tage pro Woche arbeiten, Freunde in der Vorlesung treffen, gemeinsame Lernnächte in der Bib und das ein oder andere alkoholische Getränk. Diese Leichtigkeit wünsche ich mir manchmal sehnlichst herbei - mein Leben ist ernst geworden.
Und erwachsen.
Sehr erwachsen.

Mein früheres Ich würde mich auslachen. Wobei es eigentlich sehr gute Gründe für meine Art zu leben gibt. Denn ja, meine Studienzeit war toll und ausgelassen, aber meine Schulzeit war leider weniger angenehm. Diese Zeit hat mich geprägt und holt mich am Ende doch immer wieder ein.

But here we are: Montag. Ein Montag in meinem erwachsenen und manchmal viel zu ernsten Leben.
Das Selbstmitleid, in dem ich mich gerade gedanklich bade, versuche ich zu ignorieren. Anders als meinen Wecker. Der hat während meinem inneren Monolog weiter geklingelt. Ich drehe mich also nochmal in meinem Bett um, greife nach meinem Smartphone und bringe es zum Schweigen.
Nachdem ich den Kleiderschrank verzweifelt nach einem Outfit für's Büro durchsucht habe und dies - mehr oder weniger erfolgreich - gefunden habe, führt mich mein Weg ins Badezimmer. Nach einer kurzen Morgenroutine sehe ich mich im Flur im Spiegel an: Für einen Montag - kurzer Blick auf die Uhr: 7:05 - gar nicht so übel.

Generell bin ich mit meinem Äußeren meistens zufrieden: dunkelbraunes, leicht gelocktes, kurzes Haar, normale Statur - ich bin sportlich schon aktiv, mein Ziel war es aber nie, mega trainiert zu sein. Daher mache ich meist den Sport, auf den ich gerade Lust habe. Mein Kleidungsstil ist modern. Ich interessiere mich für Trends und Mode, bleibe mir selbst aber dennoch treu. Gelegentlich darf es auch mal schicker sein mit Hemd oder Blazer.
Moment. Wie spät war es noch gleich? 7:05. 5 Minuten später als normal. Mein innerer Monk erleidet einen Nervenzusammenbruch.

Und ja, nur weil ich in Gleitzeit arbeite und es niemanden interessiert, ob ich 5 Minuten früher oder später komme, ist mein innerer Anspruch  deutlich höher: Ich plane meine Tage sehr genau - da wären wir wieder beim Thema mein Leben ist ernst und ... erwachsen. Diese Strukturen sind zwar lästig, dennoch weiß ich, dass ich dadurch Kontrolle habe. Kontrolle, die ich brauche, um mich sicher zu fühlen.

Also dann,  nichts wie los. Ich schnappe mir meinen Rucksack, schlüpfe in meine Sneaker, greife am vorbeigehen meinen Schlüssel und los geht's. Auf in einen langen Arbeitstag.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt