Kapitel 49

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Ich hatte noch einen schönen Vormittag mit meinen Eltern ehe sie mich zum Bahnhof bringen und ich mittlerweile im Zug nach Hause sitze und schon den größten Teil der Strecke geschafft habe.

Ich freue mich auf meine Wohnung. Und ich freue mich darauf, wie der in der Nähe von David zu sein, hoffentlich sehen wir uns nicht erst Montag im Büro.
Die Tage bei meiner Familie haben mir viel Klarheit gebracht über meine Gefühle. In jeder freien Minute habe ich an David gedacht und ihn wirklich extrem vermisst. Ich merke, dass er zwar durchaus ein Abenteuer für mich darstellt aber ich mich bei ihm gleichzeitig wirklich wohl fühle und ihm nahe sein will. Und mittlerweile kennen wir uns über ein halbes Jahr und wissen wirklich viel voneinander.

Die Worte meiner Mum und von Elisa haben mir außerdem die Augen geöffnet. Die beiden kennen mich gut und merken mir, ohne dass ich groß was sagen muss an, was los ist. Elisa hat damals gemerkt, dass ich schwul bin bevor ich es mir selbst eingestanden habe. Sie ist unglaublich emphatisch, sodass es fast schon gruselig ist.

Ich glaube, ich bin verliebt. Nein falsch, ich weiß es.
Deshalb kann Ich es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Spätestens dann werden meine Gefühle hoffentlich bestätigt.  Er hat sich seit unserem kurzen Telefonat gestern nur leider nicht gemeldet - ob wohl viel im Büro los ist und er deshalb keine Zeit hat? Oder vermisst er mich doch nicht und hat nicht das Bedürfnis sich zu melden? Okay, nicht wieder zu viel hinein interpretieren. Durchatmen!

...

Der Zug fährt tatsächlich ohne Verspätung Punkt 18 Uhr im Bahnhof ein. Nur noch 5 Stationen mit der U-Bahn und ein paar Minuten zu Fuß und ich bin endlich zuhause und kann in bequeme Sachen schlüpfen. Ich werde einfach Pizza bestellen und Animes schauen, vielleicht meldet sich ja David noch am Abend, dann kann ich zumindest noch seine Stimme heute kurz hören. Ich hätte ihn lieber bei mir, aber lieber so als gar nichts zu hören.

Als der Zug hält und ich aussteige dränge ich mich durch die Menschenmenge, denn typisch für einen Freitag sind heute viele Reisende unterwegs. Als ich gerade zur U-Bahn laufen will hält mich jemand an der Schulter fest.

Ich drehe mich genervt um, welcher Bettler will jetzt schon Wieder 50 Cent von mir?

Als ich jedoch in die Augen von David blicke ist mein Groll schlagartig verschwunden. „H-hey David?" „Überraschung gelungen?" Er lächelt mich an. Überraschung? Hat er sich deshalb nicht gemeldet? Hatte er von vornherein vor zum Bahnhof zu kommen und mich abzuholen? Das erklärt auch seinen komischen Anruf gestern.

Einen Moment starre ich ihn einfach an ehe ich mich in Bewegung setze und die kurze Distanz zwischen uns überbrücke und ihn fest umarme. Das habe ich wirklich vermisst, obwohl wir uns gerade mal 5 Tage nicht gesehen haben. Aber das hier reicht mir nicht, weshalb ich noch einen Schritt weiter gehe und das ist tatsächlich sehr ungewöhnlich für mich.

Ich löse mich ein Stück aus der Umarmung um ihn ansehen zu können und drücke dann sanft meine Lippen auf seine. Mir ist gerade egal, dass hier hunderte Menschen sind und jemand von der Arbeit hier sein könnte. Ich habe mir vorgenommen mehr auf meinen Bauch zu hören und der sagt: Küsse diesen Mann endlich!

Ich merke, dass David kurz verkrampft, dann jedoch den Kuss erwidert und mich näher zu sich zieht. Mein ganzer Körper kribbelt vor Aufregung und Glück, endlich das zu spüren, worauf ich die ganze Woche gewartet habe. Und dieses Gefühl, das ich gerade spüre ist tatsächlich Liebe.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt