Kapitel 34

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Am Montag mit einem Kater aufwachen: Schlechte Voraussetzungen für einen erfolgreichen Arbeitstag. Zum Glück habe ich aber genug zu tun, um mich vor meiner Blamage von gestern und meinen Gedankenstrudeln zu retten.

„Wow Nolan, seit wann säufst du denn an einem Sonntag?" Begrüßt mich Marina, als ich - heute mit ziemlich großer Verspätung - an der Kaffeebar ankomme.
„Ich stecke in einer Krise Marina, lass uns nicht darüber reden."
„oh erzähl. um welchen heißen Typen geht es?" Natürlich will sie jetzt darüber reden.
Ich aber nicht. Also ignorier ich sie, hole mir meinen Kaffee, der heute hoffentlich extra wirksam ist und mache mich auf den Weg ins Büro. Zum Glück hat David Urlaub.

Kurz vor der Mittagspause schalte ich mein Handy an, das habe ich nämlich gestern direkt ausgeschalten und seitdem nicht wieder angemacht. Gott sei Dank hatte ich noch einen normalen Wecker rum liegen.
Maurice hat mir geschrieben.
M: Hiiii Lieblings-Exfreund. Lange nicht gequatscht. Ich habe beschlossen, dass wir heute ein Lunch-Date haben! Ich steh um 12:00 vor dem Büro.

Typisch Maurice, das hat er früher schon immer gemacht, weil er weiß, dass ich sonst eh abgelehnt hätte. Es ist 11:40 Uhr, also eh zu spät um abzusagen, daher beuge ich mich meinem Schicksal, vielleicht kann er mir ja sogar helfen.

Punkt 12:00 stehe ich vor dem Bürogebäude. Maurice wartet schon ungeduldig, als ich meinen Ausweis an die Schranke halte.
„Naaaaaa?" Er zieht mich, als ich bei ihm angekommen bin in eine herzliche Umarmung.
„Hey Mo. Wo gehen wir essen?"
„Wir laufen ein Stück, es gibt ein neues Bistro die Straße runter, das müssen wir unbedingt testen."
Maurice ist Hobby-Foodblogger. Naja, eigentlich isst er einfach gerne, mit dieser Ausrede lässt es sich aber besser argumentieren.
Er hakt sich bei mir ein und wir machen uns auf den Weg. Die Nähe ist mir alles andere als unangenehm, er ist mir einfach immernoch eine sehr nahestehende Person.

Während wir unterwegs sind erzähle ich ihm die Kurzform von der David-Thematik. er hört mir aufmerksam zu und wirft immer wieder ein paar Gedanken ein. Schließlich kommt er zu dem Fazit, dass ich viel zu verkopft bin und dringend mal wieder durchgenommen werden muss.
Na herzlichen Dank auch.
Maurice weiß, dass ich nach unserer Beziehung keinen Sex mehr hatte und reitet gerne darauf rum, dass ich mich zur Jungfrau zurück entwickle.

Wir treten in das Lokal ein und ich begutachte an die Auswahl an der Theke als Maurice mir zuflüstert „Wenn man vom Teufel spricht." Ich sehe ihn verwirrt an, scanne dann mein Umfeld und die anderen Gäste. Und tatsächlich sehe ich am anderen Ende des Raumes David sitzen. Mit einer Frau  - seine Schwester? Ich sehe auf jeden Fall Ähnlichkeiten. David scheint mich schon länger bemerkt zu haben, als ich ihm in die Augen sehe, hat er mich längst fixiert mit seinem Blick.

Er sieht verletzt aus. Aber warum? Wegen Maurice? Weil wir so vertraut miteinander reden und noch immer eingehakt sind?
Oder deute ich die Signale falsch und er ist einfach überrascht? Ich winke ihm zögerlich zu und er erwidert dies mit einem Nicken.

Wow. Unangenehm.
Als ich mich gezwungenermaßen wieder aus seinem Blick löse, hat Maurice eigenmächtig das Essen bestellt.
„Ich habe beschlossen, wir teilen einfach zwei Gerichte, so können wir mehr probieren. Und Kuchen gibt's als Nachtisch!"
Na das wirkt unser Verhältnis auch nicht unbedingt ins rechte Licht.
Am Ende denkt David noch, dass ich gestern zu meinem Ex gerannt bin und wir jetzt unsere Réunion bei einem Mittagessen feiern.

Wir setzen uns möglichst weit weg von den beiden und ich setze mich bewusst mit dem Rücken zu ihm. Ich will nicht starren.

Als wir 30 Minuten später aufbrechen ist David bereits verschwunden.

Maurice und ich schlendern zurück und er setzt mich wieder am Büro ab.
„Versuch das mit diesem David zu klären. Du leidest und das tut mir weh. Entweder ihr versucht es oder ihr lasst es, aber das Zwischending hier gerade tut dir nicht gut und du bist mir als Freund immer noch sehr wichtig Nolan. Außerdem hat er mich die ganze Zeit mit seinen Blicken getötet, ein Glück dass ich überhaupt noch lebe."

Er zieht mich wie vorhin in eine Umarmung. Seine Worte sind so wahr und ich merke, dass sie Schmerz in mir auslösen. Schnell wische ich eine Träne, die mir entwischt ist, auf und versuche mich zusammenzureißen.
„Ich glaube, er denkt wir wären wieder zusammen. Ich hab ihm immerhin gestern gesagt, dass ich vielleicht zu einem Kerl heim gehe und jetzt denkt er vielleicht, dass du derjenige bist. Und all das nur weil Marina neulich im Büro von unserem phänomenalen Sex gesprochen hat und er das damals schon falsch aufgenommen hat."

„Na also so phänomenal unser Sex auch war, das wäre keine gute Idee. Wir beide wissen das, aber vielleicht hilft es David ja, dich mit einem anderen Mann zu sehen, damit er begreift, was er an dir hat No." Maurice sieht mich aufmunternd an.
Ich verabschiede mich von Maurice und gehe wieder an die Arbeit.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt