Kapitel 29

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Als ich am nächsten Tag das Büro betrete, begrüßt mich David mit einem dreckigen Grinsen. Na warte, du Perversling.
Ich begrüße ihn mit den Worten „Gehst du mir beim nächsten Mal bitte etwas zur Hand?" und zwinkere ihm zu.

Im nächsten Moment brechen wir in lautest Gelächter aus.
„Na ihr beiden seid ja mittlerweile unzertrennlich." Marina steht auf einmal hinter uns. Sie beobachtet unsere intensiver werdende „Freundschaft" genauestens.
„Morgen Marina. Du weißt doch wie das ist: Männerfreundschaften" Entgegne ich ihr.
„jaja, da kann ich nicht mitreden, ich weiß. Habt ihr euch schon überlegt, in welchem Auto ihr auf die Tagung mitfahrt?"
„Tagung?" David wirkt verwirrt. Ach ja, das hatte ich vollkommen vergessen.
„Unsere Abteilung fährt einmal im Jahr auf Team-Tagung weg. Ein Wochenende mit Workshops, Vorträgen und Teambuilding. Und Alkohol. Viel Alkohol. wir fahren vom 24.-26. also schon Ende nächster Woche." plappert Marina direkt los.

„Das ist direkt nach meinem Urlaub. Glück gehabt, das hätte ich ungern verpasst." antwortet David. Urlaub? Dann sehen wir uns ja gar nicht im Büro ...
Als hätte er meine Gedanken gelesen spricht er weiter.
„Ich hab kommende Woche ein paar Tage Urlaub genommen. Ich hab noch ein paar Dinge in der Wohnung vor zu verändern. Ich hab nämlich vieles vom Vermieter übernommen" Ach, so ist das.

Nach ein paar Minuten Smalltalk und mit Kaffee bewaffnet laufen wir ins in unser gemeinsames Büro. Marina läuft zielstrebig voraus, ich nutze die Chance und deute David an, etwas langsamer zu gehen. Als wir genug Abstand haben beginne ich, zu sprechen.
„Wenn du Urlaub hast, dann muss ich mir jemand anderen suchen, mit dem ich mir die Zeit hier im Büro anders vertreiben kann."

„Wir wissen beide, dass du das nicht tust, Nolan. Ich werde in der Woche tatsächlich nicht viel Zeit haben, magst du dafür am Samstag Abend was unternehmen?"
„Ist das eine Date-Einladung?" Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Wenn du es so nennen willst. Lass uns einen Film schauen und was essen, ganz entspannt. Gerne auch bei einem von uns zuhause."
„Komm doch diesmal zu mir, deine Wohnung kenn ich ja schon."
„Deal"

Es klingt vielleicht dumm, aber es bereitet mir ein ungutes Gefühl, dass er Urlaub hat. Ich bin niemand, der anhänglich ist, aber ich hatte es früher öfter, dass ich mal ein paar Freunde länger nicht gesehen habe und dann haben sie mich plötzlich ausgeschlossen. Ich denke zwar nicht, dass erwachsene Menschen so etwas tun, aber dennoch treibt mich der Gedanke umher.

...

Und kaum habe ich mich versehen ist schon Samstag. 18:45. Er wird in 15 Minuten da sein und hier sieht es aus wie sau.
Naja, jeder außer mir wird wohl sagen, es ist blitzeblank. Aber für mich passt es irgendwie nicht.

Egal. Passt mein Outfit? Ich habe mich für eine Jeans und eine Hoodie entschieden. Wir sind ja nur zuhause, da brauch ich kein Hemd anziehen.
Punkt 18:58 klingelt es an der Tür. Er ist da. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
Ich öffne die Tür und vor mir steht ein - wie immer wahnsinnig attraktiver - David.
„Komm doch rein" Lächle ich ihn an.
„Schön hast du es hier. Voll ordentlich." Sag ich doch, meine Ansprüche an mich sind höher als die, die andere an mich stellen.
„Danke, was wollen wir essen? Pizza?" Bei dem Wort Pizza grinst er. Stimmt, das ist ja unser Ding meinte er mal.
„Pizza."

Wir bestellen uns zwei Pizzen und ich deute auf die Couch.
„Setz dich ruhig, ich hol uns noch was zu trinken"
Als ich mit zwei Gläsern Wein zurück komme hat es sich David tatsächlich auf der Couch gemütlich gemacht. Ich reiche ihm mein Glas und wir stoßen an, ehe wir einen Schluck nehmen.

Danach wird es ruhig zwischen uns. Wir sitzen mit etwas Abstand auf der Couch. Ist das ok so? Hätten wir uns zur Begrüßung umarmen sollen? Oder gar küssen? Das wäre glaube ich zu viel gewesen, wir sind ja nicht zusammen, wir finden ja nur heraus was das alles zwischen uns ist. Was, wenn er schon eine Entscheidung getroffen hat? Ich meine, er hätte mich ja auch umarmen oder küssen können. Hat er aber nicht.  Ich rutsche etwas nervös hin und her und beschließe dann, mich einfach zurückzulehnen. Ich schließe einen Moment die Augen und atme tief durch, um die Gedanken wieder aus meinem Kopf zu bekommen.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt