Kapitel 6

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Die gemeinsamen Stunden mit David vergehen wie im Flug. Wir sind ein gutes Team. Als würden wir seit Jahren zusammenarbeiten.
Das gefällt mir. Er gefällt mir.
Ok Stop. Er ist mein Kollege. Und seine Art lässt in mir alle möglichen Alarmglocken klingeln. Obwohl er eigentlich gar nichts macht. Er ist einfach nett, manchmal etwas zu sehr von sich überzeugt, aber unterm Strich wohl ein guter Kerl.

Und ja, ich bin Schwul. Ich gehe damit offen um, bin seit Jahren geoutet, auch unter den Kollegen wissen alle eigentlich irgendwie Bescheid. Dennoch binde ich es niemandem auf die Nase. Um das Thema Sexualität wird für meinen Geschmack eh viel zu viel Wind gemacht. Jeder soll doch lieben, wen er möchte und das geht andere einem Schei* an.

Aber zurück zum Thema. Romanzen am Arbeitsplatz sind tabu. Ich gehe an Themen, wie diese sehr professionell ran und hab mich da sehr gut unter Kontrolle. Denn Kontrolle gibt mir Sicherheit. Und eine Affäre mit einem Kollegen ist das genaue Gegenteil.

Ja, David ist attraktiv. Er ist intelligent. Humorvoll. Aber das sind andere Männer auch. Männer, die keine Arbeitskollegen sind.
Ein Stupser gegen meine Schulter bringt mich aus meinem inneren Monolog zurück ins hier und jetzt. David mustert mich von der Seite. Er ist nah. Zu nah.
„Du wirkst so abwesend. Alles ok Nolan?"
„Ja äh, doch ja. Ich habe gerade nur nachgedacht."
„Du bist ja gar nicht bei der Sache. So kennt man dich gar nicht."
Danke für den Hinweis, Idiot. Und von Kennen kann auch keine Rede sein. Wir kennen uns nämlich erst seit 5 Tagen.

Als hätte er gespürt, dass er der Grund für meine Abwesenheit ist, spricht er weiter.
„Bringe ich dich etwa so sehr aus dem Konzept, mein lieber Kollege?"
Bitte was?
Er kommt mir noch ein Stück näher und mustert mich.
„Ich mein, ich versteh das schon. Ich bin muskulös, wahnsinnig attraktiv, witzig und hab was in der Birne. Ich bin quasi ein Jackpot in Person."
Und dahin ist diese fast schon greifbare Spannung. Ich pruste und rutsche ein ganzes Stück weg, ich brauche Distanz.

„Lass gut sein David. Großkotze kann keiner leiden." ich zwinker ihm zu. Man muss sie in ihre Schranken weisen, bevor sie übermütig werden.
Ja, sehr guter Plan Nolan. Und außerdem ertrage ich diese Nähe nicht. Sein Geruch hätte mich beinahe schwach gemacht. Wie um alles in der Welt hat er mich so schnell in seinen Bann gezogen?

Aber nicht mit mir. Außerdem ist er sicher diese Art von Typ, die gerne Sprüche klopft. Und er ist eindeutig hetero. Ich habe ihn auch mit Marina schon so reden gehört. Vermutlich flirtet er einfach gerne.

Ich widme mich wieder der Arbeit, es ist mittlerweile kurz nach 17 Uhr. Geschätzt 30 Minuten noch, dann haben wir es geschafft!
Und meine Schätzung stellt sich als absolut wahr heraus. Es ist kaum eine halbe Stunde vergangen da klicke ich auf „senden" und blicke freudig in Davids Augen.

„Geschafft! Dank deiner Hilfe eine Stunde früher als ich befürchtet habe. Danke David, wirklich. Ich schätze das sehr."
„Wir sind halt einfach ein gutes Team, Nolan. Fast wie für einander bestimmt". Kann er aufhören, dabei immer so dämlich zu Zwinkern? Ich beginne augenblicklich zu schwitzen. Ich bin zwar selbst nicht gerade unselbstbewusst, halte mich aber meistens doch eher zurück. Charaktere wie Nolan verunsichern mich.

„Also dann, ich habe dich lange genug aufgehalten, sicher willst du jetzt auch ins Wochenende". Entgegne ich.
„Pizza?"
„Pizza?" Hä?
„Pizza! Na los, was sollen zwei attraktive Männer wie wir es sind denn auch sonst mit einem Freitag Abend anfangen? Oder hast du etwa ein Date?..."
Attraktiv? Ich? Er findet mich attraktiv? Bestimmt ist das wieder einer seiner Sprüche.
Aber sein Charme hat mich überzeugt, ich nicke zustimmend und wir verlassen gemeinsam das Büro.
Und wieder tue ich etwas, das ich eigentlich mit Fremden nicht tue. Wo bin ich hier gelandet? Mein Verhalten ergibt keinen Sinn.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt