Kapitel 32

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Ich werde von einem undefinierbaren Geräusch geweckt. War das eben Geschirr? Was ist hier los?

Ich richte mich auf und stehe aus dem Bett auf. Mein Handy sagt 09:30 Uhr - das erklärt aber nicht den Lärm in meiner Wohnung.
Verschlafen öffne ich die Tür und stapfe den Flur entlang ins Wohnzimmer. Im Bereich der Küche sehe ich einen durchaus attraktiven Mann beim Plündern meines Kühlschrankes.
Stimmt, da war ja was. Ich hab also nicht nur geträumt, dass David hier übernachtet hat. Da fällt mir ein, ich trage nur eine enge Boxershort und ein T-Shirt, ich hätte mir wohl was anderes anziehen sollen, Morgenlatte lässt grüßen.

„Hey guten Morgen! Sorry für den Krach, ich wollte als Dank für deine Gastfreundschaft Frühstück machen, hab aber noch nicht alles gefunden." sein Blick wandert an mir hinab und sein Mund formt sich zu einem O „ob hallooooo" Spinner.
„Guten Morgen, nettes T-Shirt." Mein T-shirt steht ihm besser als mir, kann er ruhig behalten. Ich versuche auch nach wie vor die Aufmerksamkeit von mir wegzulenken.

„Dein Outfit ist aber auch nicht verkehrt." Sein Blick Wandert wieder  über meinen Körper. Ich werde augenblicklich rot. Ich versuche aber, mir nichts anmerken zu lassen und gehe noch ein paar Schritte auf ihn zu um zur Kaffeemaschine zu gelangen.
„Magst du auch einen Kaffee? Frühstück kann ich auch gerne machen, ist ja schließlich meine Wohnung"

„Also für den Service mit dem T-Shirt und der Zahnbürste möchte ich mich schon gern revanchieren. Normalerweise kann ich froh sein, bei meinen One-Night-Stands überhaupt schlafen zu dürfen."

Ich reiße bei seinen letzten Worten die Augen auf und meine Augenbrauen schießen bis an die Decke.
Autsch.
Das tat weh.
Er scheint es zu bemerken, sieht jetzt ebenfalls erschrocken in meine Augen.
„Nolan, ich - ..."
„Lass gut sein David, schwamm drüber." Ich drehe mich um und verlasse den Raum, geh mir was anderes anziehen, denn jetzt fühle ich mich tatsächlich unwohl.
Hat er das wirklich so gemeint? Oder war das ein dummer Spruch, wie man ihn von David nunmal kennt?
Selbst wenn, damit hat er definitiv einen wunden Punkt getroffen, er hat ja mitbekommen, dass ich anfangs Abstand gehalten habe, gerade weil ich Angst vor Spielchen hatte.

Also sind das hier doch nur Spielchen? Ein Zeitvertreib?
Ich darf nicht so viel hinein interpretieren, das tut mir nicht gut. Ich beschließe, das jetzt so stehen zu lassen, nach dem schönen Abend gestern habe ich jetzt wenig Lust auf Diskussion.

Ich ziehe mir also etwas anderes an, atme nochmal tief durch und geselle mich wieder zu David in die Küche. Er hat in der Zwischenzeit Rührei gemacht und den Tisch gedeckt.
Er merkt, dass ich in Gedanken bin, belässt es aber dabei.
Wir frühstücken noch gemeinsam und dann geht David relativ schnell. Der gemeinsame Tag ist sowieso gelaufen.

David steht auf „Ich glaube, ich sollte langsam gehen. Ich beanspruche deine Zeit schon viel länger als gedacht." Ich nicke nur und folge ihm zur Tür, wo er seine Jacke und Schuhe anzieht. Naja stimmt, bei one-Night-Stands frühstückt man normalerweise nicht. Hast Recht, David.
Wir sehen uns noch einen Moment an ehe er die Tür öffnet und sich langsam entfernt.
„War schön mit dir, Nolan. Wir sehen uns dann bei der Tagung nächste Woche." Sein Lächeln wirkt gezwungen.
Als ich die Türe geschlossen habe, spüre ich die Leere, die mich umhüllt. Ich merke, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet und spüre die Schwere auf meiner Brust.

Wieder kommt das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen. Im einen Moment ziehen wir uns wie Magneten an und im anderen Moment wird das, was wir haben direkt wieder auf die Probe gestellt. Obwohl ich das Gefühl habe, in ihm eine Art  Seelenverwandten gefunden zu haben, habe ich wieder Angst, dass unser Verhältnis rein körperlich ist.
Warum auch sonst die Aussage mit dem One-Night-Stand?

In mir steigt Angst auf. Was, wenn er mittlerweile gemerkt hat, dass er mich wirklich nur sexuell anziehen findet? Und schaut, wie lange ich es mitmache? Lässt er mich dann wieder fallen? Sind alle meine Mühen, mich auf ihn einzulassen umsonst?

Habe ich meine Schutzmauern umsonst fallen lassen? Ich interpretiere eindeutig zu viel in die Situation rein, das ist mir klar. Aber genau das ist meine Schwäche. Ich versuche mich zu beruhigen und ruhig zu atmen.

Jetzt bloß keine Panikattacke.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt