Kapitel 13

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Nach der Situation im Gym hat sich David von mir fern gehalten. Man könnte fast meinen, jetzt meidet er mich ebenso, wie ich ihn gemieden habe.
Und obwohl das genau das ist, was ich wollte, fühlt es sich beschissen an. Seit wir uns kennengelernt haben finde ich mich ständig in so komischen Situationen wieder, daher tut das bisschen Abstand eigentlich gut, dachte ich.
Ich lenke mich weiter ab. Mit Arbeit versteht sich, davon habe ich ja auch genügend.

„Hey du Süßer, gehen wir einen Kaffee trinken?" reißt mich Marina aus meiner Arbeit.
„Süßer? Brauchst du irgendwas? Ich drehe mich um und mustere sie skeptisch.
„Naja, also eigentlich will ich nur mit meinem Lieblingskollegen einen Kaffee trinken, aber wenn du schon so fragst. Du könntest mir später eventuell bei einem Preiskonzept zur Hand gehen." Sie grinst breit. War ja klar, so lieb Marina auch ist, ich durchschaue ihre manchmal doch recht hinterhältige Art.

In der Kaffeebar angekommen und mit vollen Tassen bewaffnet setzen wir uns noch kurz.
„Was ist eigentlich in letzter Zeit los Nolan?"
„Was meinst du?" Ich bin sichtlich verwirrt.
„Du bist in letzter Zeit so komisch. Manchmal bist du ganz normal und im nächsten Moment kilometerweit entfernt." Sie sieht mich besorgt an.
„Nein nein, alles gut. Ich bin momentan einfach etwas gestresst, das wird schon wieder." Ich würde ihr am liebsten erzählen, was mich bedrückt, aber die Tatsache, dass sie offensichtlich ein Auge auf David geworfen hat, macht es mir schwer. Außerdem kann sie nichts für sich behalten, wenn es um die Arbeit geht.

...

Nach der Arbeit beschließe ich, nicht direkt nach Hause zu gehen, sondern noch in der Buchhandlung vorbeizugehen. Vielleicht sind ja ein paar neue Mangas vorrätig und ich kann mir etwas Inspiration suchen. Ich liebe es, zu stöbern und in verschiedensten Werken zu blättern. Ich verbringe sicherlich 90 Minuten dort und gehe mit 5 neuen Mangas aus dem Laden - das war ein Volltreffer!

Zuhause angekommen lasse ich mir ein Bad ein. Heute ist es ziemlich kalt und ich fühle mich, als wäre ich komplett durchgefroren. Ich schnappe mir eines der heute gekauften Bücher, schenke mir ein Glas Wein ein und lasse mich in der mittlerweile gut gefüllten Wanne nieder. Sowas sollte ich viel öfter machen, einfach Me-Time genießen. Ich bin generell sehr gerne alleine, merke, dass ich mir selbst gut tue. Da ich nach langen Bürotagen oft erschöpft bin werfe ich mich dann abends meist nur auf die Couch.

Ich habe mich selbst die letzten Monate vernachlässigt. Bewusst wurde mir das nach dem Telefonat mit Maurice. Deswegen versuche ich jetzt zumindest 1 mal pro Woche etwas für mich zu tun. Un sei es nur in der Buchhandlung stöbern und ein Bad nehmen, Hauptsache ich spiele die Hauptrolle. Solche Momente tun gut, denn keiner erwartet etwas von mir. Ich muss keine Leistung erbringen oder irgendwo gut ankommen. Ich kann einfach ich selbst sein und mir was gutes tun. Und so einfach dies auch klingen mag, umso schwerer fällt es mir, das auch zu tun.

Ich möchte künftig wieder mehr auf das hören, was mein Körper mir sagt bzw. welche Bedürfnisse ich habe. In letzter Zeit habe ich doch die meisten Entscheidungen aufgrund von Vernunft getroffen und habe meine Emotionen dabei ausgeklammert. Wieder einer dieser Schutzmechanismen. Wenn ich keine Emotionen zulasse, dann können diese mich schon nicht verletzen.

Ich bleibe viel zu lange in der Wanne liegen und steige schließilch vollkommen aufgeweicht aus dem Wasser. Nachdem ich mir etwas bequemes angezogen habe schmiere ich mir schnell ein Brot und verbringe dann den restlichen Abend auf der Couch.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt