Kapitel 5

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Die restliche Woche vergeht beinahe wie im Flug. Trotz meiner guten Organisation muss ich zugeben, dass die Einarbeitung von David mir einige Zeit gekostet hat. Er macht sich gut. Ist kommunikativ und sehr aufnahmefähig. Im Team ist er auch gut angekommen - das muss man meinem Chef lassen: Er hat ein gutes Händchen für neue Mitarbeiter. Dennoch ist mir seine etwas zu charmante Art wirklich ein Rätsel. In seiner Gegenwart bin ich vorsichtig, bemühe mich möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Neuen Menschen gegenüber bin ich generell erstmal etwas verschlossen gegenüber. Ich beobachte und versuche, mir ein Bild von ihnen zu machen. Dann entscheide ich, ob ich die Menschen näher als nötig an mich heran lasse oder nicht.

Ich sitze also nun hier. Freitag. 15:00. eigentlich Zeit für das Wochenende. Das sehen wohl 90% meiner Kollegen ähnlich: Das Büro ist beinahe ausgestorben. Aber hier sitze ich dennoch, eine Aufgabe ist nämlich noch nicht fertig. Deadline gestern. Man könnte also sagen, ich bin im Verzug. So bleibt mir also nichts anderes übrig, als noch ein paar Stunden zu bleiben.
Wenn ich richtig kalkuliere sollte ich gegen 19 Uhr fertig sein.
Ja richtig, ich meine 7 Uhr abends.
An einem Freitag.

Bevor ich weiter in Selbstmitleid versinke widme ich mich wieder meinen Unterlagen. Nicht einmal 5 Minuten später spüre ich eine Präsenz in meinem Büro. Echt jetzt. Ich dachte alle sind gegangen? Kann ich nicht endlich meine Arbeit erledigen, ohne gestört zu werden?
Ich sehe auf und meine Augen blicken direkt in seine.
David.
Was tut er hier?
Ist er nicht vor 15 Minuten mit Marina gegangen?

„Hast du keine Pläne für's Wochenende oder warum lauerst du mir auf?" frage ich überrascht.
„Ich habe gehört du könntest Hilfe gebrauchen. Marina hat da sowas gesagt".
Marina... dank dir wird mein Freitag jetzt wohl noch länger.
„Marina also. Ich will dich echt nicht vom Wochenende abhalten. Weißt du, ich hab heute eh nichts vor und will nur noch meine Deadline irgendwie nachholen."
„Lass mich helfen, komm schon".
„Aber - ..."
„Nichts aber, Nolan. Du hast mich die ganze Woche unterstützt und ich hab das Gefühl, dadurch bist du nicht so gut voran gekommen. Das bin ich dir schuldig".

Hat er mich gerade unterbrochen? Ich hasse das. Und Mitleid hasse ich noch mehr.
Aber David hat diesen Blick. Ich würde fast meinen, er sei charmant. Und irgendwo hat er ja recht mit seiner Vermutung. Sein gespieltes Mitleid verhilft mir vielleicht zu einem früheren Feierabend.
Also warum nicht?

Nach kurzem Zögern nicke ich und wir beginnen gemeinsam an meiner Deadline zu arbeiten.
Ich dachte mir nichts dabei. Und an diesem Freitag nimmt etwas seinem Anfang, was ich in diesem Moment niemals erwartet hätte.

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Willkommen zu meiner ersten Geschichte hier auf Wattpad. :)
Ich habe bereits einiges in der Vergangenheit gelesen, das hier soll ein Experiment sein, ob ich für's Schreiben geeignet bin oder künftig lieber auf der Seite der Leser bleibe.
Ich habe noch keinen Rhythmus, ich habe jetzt einfach mal die ersten 5 Kapitel raus gehauen und warte ab, was passiert.

Viel Spaß beim Lesen!

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt