Kapitel 15

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Die kühle Dezemberluft hilft mir dabei, zu entspannen. Gleichzeitig merke ich, dass ich ganz schön Alkohol intus habe. Klare Gedankengänge werde ich heute also nicht mehr zustande bringen, weshalb nur eine Möglichkeit bleibt: strategischer Rückzug.

Ich nehme noch einen tiefen Atemzug und will mich gerade in Bewegung setzen als plötzlich ein alt bekanntes Gesicht vor mir steht. Maurice!

„Was tust du hier?" frage ich verwundert und schließe ihn sofort in die Arme. Ich bin gerade wirklich froh, ihn zu sehen.
„Hey No. Ich bin mit Freunden hier, du etwa auch?"
„Nicht ganz. Wir hatten Weihnachtsfeier und ein paar von uns wollten noch auf einen Absacker."
„Stimmt! Die berühmten Weihnachtsfeiern habe ich auch noch im Kopf. Ist ER dann auch hier?" oh nein, schlechte Konstellation. Ich bereue direkt, ihm so ausführlich von David erzählt zuhaben. Ich sehe ein teuflisches Grinsen im Gesicht meines Gegenübers. Ich nicke verlegen, lügen bringt nichts, das durchschaut er eh sofort und ehe ich mich versehe zieht mich Maurice an der Hand zurück in die Bar.
Das war's dann mit strategischem Rückzug. Super.

Wir kommen nicht weit, da rennt Maurice halb in jemanden. In IHN. Klasse, das ging schneller als erwartet. Als David mich erkennt und meine Hand in der meines Ex-Freundes sieht zieht er überrascht die Augenbrauen hoch. Maurice erfasst die Lage wie immer sofort und zwinkert mir über die Schulter zu.

„Oh hi, du musst der neue Kollege von No sein. David richtig?" er lächelt zuckersüß in Richtung meines Kollegen.
„Eh, ja genau, und du bist?"
„Ich bin Maurice, ein sehr guter Freund von Nolan. Wobei eigentlich sind wir Ex-Partner. Stimmt's No?" was zum Teufel hat der Mistkerl vor? Er hat mich gerade vor David geoutet, was mir unter normalen Umständen nichts ausmachen würde.
Aber betrachten wir die Umstände, dann war dieser Schachzug mehr als ungünstig. Denn jetzt ist David sich absolut sicher, dass auch ich an Männern interessiert bin.

David scheint verstanden zu haben. Es wirkt, als sei ihm gerade einiges klar geworden. Seine eben noch so freundliche Miene wird plötzlich kalt. Er scheint nachzudenken. Es dauert einige Sekunden, dann macht er Anstalten, an uns vorbei zu laufen. Er nickt Maurice zu und setzt sich in Bewegung. Bei mir angekommen beugt er sich leicht runter und flüstert mir ein „das erklärt einiges" ins Ohr.
F*ck.

Und nun scheint meine Chance gekommen: Rückzug. Ich verabschiede mich kurz von Maurice, schnappe meinen Mantel und verschwinde in die dunkle Nacht.
Hauptsache weg von hier.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt