Kapitel 35

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Die nächsten Tage sind nicht besonders spannend. Arbeit, Anime, Essen, Sport, Schlafen. In unterschiedlichsten Reihenfolgen.
Und natürlich trauern um David - ich vermisse ihn sehr, auch wenn ich eigentlich dachte, die Funkstille würde mir helfen, mich von ihm zu lösen.

Das Gegenteil war der Fall.
Ich habe mich immer weiter rein gesteigert und bin in Selbstmitleid versunken. Wir kennen uns jetzt bald ein halbes Jahr und mein Leben fühlt sich an wie ein einziges Chaos.

Ich stehe nun in der Lobby von dem Tagungshotel, wo meine Abteilung das Wochenende verbringt. Ich bin aufgeregt, als müsste ich gleich eine Prüfung schreiben, dabei warte ich hier einfach nur auf David. Mein Chef meinte, ich soll ihn doch in Empfang nehmen, weil wir ja so gut miteinander auskommen. Die anderen sind derweil schon in den Konferenzräumen beim Aufbau. Die meisten von uns sind gemeinsam angereist, da David Urlaub hatte und heute nicht im Büro war, kommt er extra.

Als er endlich nach einer gefühlten Ewigkeit die Hotel-Lobby betritt setzt mein Herz einen Schlag aus. Oder drei. Mir wird heiß und meine Hände fangen an zu schwitzen. Und da sind wieder alle diese unergründlichen Gefühle.

„Hi". Mehr kommt nicht aus meinem Mund.
„Hi, wo sind die anderen?" Er lächelt leicht. Es wirkt nicht erzwungen. Dennoch wirkt er abweisend.
„Aufbauen. Christopher hat mich beauftragt, dich in Empfang zu nehmen." Er nickt wissend. Dachte er, ich warte hier auf ihn weil ich Sehnsucht nach ihm hatte? Das schon, aber diese Tatsache wollte ich ja verdrängen.
Ich überreiche ihm seine Schlüsselkarte und zeige ihm den Weg zu seinem Zimmer. Dort angekommen rollt er seinen kleinen Koffer hinein.

„Du kannst ruhig noch kurz entspannen. In 30 Minuten ist ein Get together in Konferenzraum 1. Komm dann einfach da hin" ich hebe meine Hand um mich zu verabschieden und drehe mich um, damit ich das Zimmer verlassen kann.
„Ich habe dich vermisst." Haucht David kaum hörbar. Einen Augenblick halte ich in meiner Bewegung inne, meine Augen werden feucht. Reiß dich zusammen Nolan. Sei jetzt keine Memme.
Ich setze mich wieder in Bewegung, ich muss hier weg. „Ich dich auch" flüstere ich beim Gehen. Ob er es gehört hat, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich, wenn ich auch nur eine weitere Sekunde gezögert hätte, ihm um den Hals gefallen wäre.

Das darf nicht wahr sein. Erst bezeichnet er mich als One-Night-Stand und jetzt hat er mich vermisst?

Der offizielle Teil am Nachmittag ist schleppend, da er hauptsächlich aus Vorträgen aus verschiedenen Fachbereichen besteht. Der Kaffee hier ist leider auch kein Highlight. Marina und ich blicken traurig in unsere Kaffeetassen, als David zu uns stößt, Marina ignoriert er komplett und wendet sich mir zu als er sagt „Christopher meinte, wir haben bis 19:00 zum Dinner Pause. Es soll einen kleinen Rundweg im Wald geben, sollen wir ein bisschen frische Luft schnappen?"
„Oh ja, lasst uns das tun!" entgegnet Marina begeistert. David rollt mit den Augen und ich muss schmunzeln.

„Also eigentlich würde ich die Zeit gerne nutzen, um mit Nolan noch etwas wegen unserem Großprojekt zum Jahresende zu klären. Ich würde den Spaziergang gerne für ein Brainstorming nutzen. Das Verstehst du sicher".
Marina antwortet nicht, sie schnaubt einfach nur abfällig. Das passt ihr gar nicht, ich habe das Gefühl sie hängt immer noch an David in der Hoffnung, doch noch bei ihm zu landen.
Kurze Zeit später geht sie wortlos.
„Ich geh kurz auf mein Zimmer meine Jacke holen, dann können wir los." Beginne ich das Gespräch.
„Okay, ich auch gute Idee." „Unsere Zimmer sind nebeneinander, also können wir gemeinsam gehen" Entgegne ich, als ich mich in Bewegung setze.

Als wir das Hotel verlassen dauert es keine 5 Minuten, ehe wir im Wald stehen. Es ist frisch, aber nicht unangenehm kalt und die Waldluft ist Balsam für meine Seele. Ohne diese beruhigende Atmosphäre wäre ich schon längst durchgedreht, denn mit David allein zu sein ist gerade einfach nur unangenehm.
Wir gehen einige Minuten einfach nebeneinander her und schweigen, genießen den Ausblick. Ein paar Eichhörnchen konnte ich auch schon erkennen in den Bäumen.

Irgendwann bricht David das schweigen „Ich glaube, wir sollten Reden."

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Hallo zusammen,
Wir sind jetzt bei Gut der Hälfte der Story angekommen (es werden etwas mehr als 60 Kapitel am Ende).
Lasst mir gerne eure Meinung zur Geschichte da - ich hab ja schon mal gesagt, dass ich zum ersten Mal selbst schreibe

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt