Kapitel 9

403 26 0
                                    

Der November vergeht. Es passiert nichts spannendes. Arbeiten. Essen. Schlafen. Animes. Sport.
Ich halte mich an meine festen Strukturen, um mir selbst wieder mehr Halt zu geben. Ich habe seit der einen Nacht auch nichts vergleichbares mehr geträumt und konnte mich daher wieder etwasberuhigen.

Die David-Sache ist aber noch immer seltsam. Ich verstehe ihn nicht. Er ist nach wie vor locker drauf, arbeitet sich extrem gut ein, wodurch er mich wirklich entlastet. Aber diese Nähe verwirrt mich. Dieses Warme Gefühl, wenn wir alleine sind verwirrt mich. Und jedes Mal, wenn Marina Flirtversuche, auf die er dann auch noch eingeht, startet, versetzt es mir einen Stich.

Dennoch bleibe ich professionell, verbringe nicht mehr Zeit als notwendig mit ihm. Versuche währenddessen meine Mauern wieder zu errichten, um mich vor einem Fehler zu bewahren, denn diese Anziehung zwischen uns ist nunmal irgendwie da. Abstand halten erweist sich im weiteren Verlauf des Novembers als zunehmend schwer. Marina schleppt David nämlich überall hin. Ja, sogar bei unserem morgendlichen Treffpunkt an der Kaffeebar ist er dabei. Marina, er ist vergeben, erspar dir die Mühe.

Irgendwann, als Marina und ich alleine im Büro sind - David ist gerade bei Christopher im Büro - nutze ich die Gelegenheit, um sie auf ihr Verhalten anzusprechen.
„Marina, das wird nichts."
„Was meinst du? Brauchst du Hilfe?"
„Nein, das mein ich doch nicht. Ich meine David. Er ist vergeben. Verschwende nicht deine Zeit".
„War das so offensichtlich?"
„Marina, ich bitte dich. Selbst ein Blinder würde sehen, wie du dich an ihn ran schmeißt. Er ist dein Kollege, das geht nicht gut." ich sage das giftiger als beabsichtigt. Marina zieht die Augenbrauen hoch.
„Nolan Smith! Ich glaube du bist eifersüchtig! Ja, doch ich bin mir sicher. Ich habe mich schon gewundert, warum du David außerhalb eurer Termine versuchst zu meiden". Autsch. Ich bin wohl ebenso schlecht darin, meine Gefühle zu verstecken.
„nicht doch, Marina. Du kennst mich doch. Keine Liebelei am Arbeitsplatz, dafür bin ich doch viel zu vernünftig." ich grinse sie an. Ich hoffe, sie schluckt die Sache.

„Du hast recht. Bevor du dir einen Kollegen klar machst wirst du eher CEO dieser Firma. Außerdem meidest du ja alles, was einem Menschen ähnelt". Glück gehabt. Sie ist zwar clever, gleichzeitig ist sie aber auch relativ leichtgläubig. Thema erledigt.
Als hätte er gerochen, dass die Luft rein ist, steht David im nächsten Moment wieder im Büro. „Also ich sag's euch, Christopher ist zwar super cool, aber er verlangt einiges. Ich bin froh, wenn bald Weihnachten ist und ich ein paar Tage entspannen kann". Beginnt er auszuführen. „So so, entspannen also" steigt Marina in die Unterhaltung ein. „Wie entspannst du dich denn so an deinem freien Tagen, David?" ich krieg das kotzen. Das ertrage ich nicht.

Ich blende die beiden aus und widme mich meiner Arbeit, sonst kann ich den Frust, der gerade in mir aufsteigt bald nicht mehr ignorieren.
Ich wende mich erst wieder meinen Kollegen zu, als ich eine Hand an meinem Hals spüre. Naja, eher an meinem Hemdkragen. David steht auf einmal direkt neben meinem Stuhl. Was zum teufel? „Du hast da einen Fussel" entgegnet er und hält mir im nächsten Moment einen schwarzen Fussel vor mein Gesicht. Ich blicke zu ihm auf.

Von hier unten sieht er einschüchternd aus. Ich beginne augenblicklich zu schwitzen, als sich unsere Blicke treffen und er mich sanft anlächelt.
„Danke."

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt