Kapitel 18

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Ich sehe David direkt in seine Augen. Er sieht mich wie immer einfach an. Er scheint abzuwarten, wie ich seine eben gesagten Worte aufnehme.
Ich atme nochmal tief durch, ehe ich mich aus seinem Griff löse. Er lässt direkt von mir ab und beobachtet mich, er scheint mit allem zu rechnen.
Auch mit dem, was jetzt kommt?

Ich hebe meine Hand, lege sie auf Davids Brust, wo sie ein paar Sekunden ruht. Danach wandern meine Fingerspitzen weiter Richtung Hals bevor sie schließlich in seinem Nacken verharren.
Ich setze mich in Bewegung. Komme ihm näher. Der Abstand zwischen uns wird kleiner und ich nehme seinen angenehmen Duft war. Langsam schließe ich meine Augen und unmittelbar vor seinem Gesicht halte ich einen Augenblick inne.

Und schließlich passiert es. Meine Lippen berühren die von David, ganz vorsichtig und zärtlich küsse ich ihn. Ich spüre, wie seine Anspannung abfällt und er vorsichtig erwidert. So viel zum Thema dominant.

Der Kuss ist federleicht und doch so leidenschaftlich. Unsere Lippen setzen sich synchron in Bewegung und ich merke, wie David seinen Arm um mich schling und mich an sich drückt.
In diesem Moment empfinde ich so viel und doch ist mein Kopf leer. Weg sind die Gedanken. Weg sind die Zweifel. Der Ernste und vernünftige Nolan hat für einen Moment Sendepause während ich mich einfach diesem Gefühl hingebe. Ich spüre Tränen in meine Augen steigen, wären diese nicht geschlossen würden sie mir sicherlich bereits über die Wangen laufen.

Dieser Moment löst so viel in mir aus. Ein Gefühl von Freiheit und selbstbestimmtheit.
Ich habe das Gefühl, ich kann wieder lernen, anderen zu vertrauen, auch wenn es ziemlich banal ist, dass ein Kuss solche Gedanken in mir auslöst.

Ich spüre, wie Davids Zunge über meine Unterlippe streift und gewähre ihr Einlass. Unsere Zungen bewegen sich, erkunden sich gegenseitig.
Dieser Kuss ist der Wahnsinn.
Und irgendwann, ich weiß nicht wie viele Minuten vergangen sind, schaltet sich mein Kopf wieder ein.

Da ist er wieder, der Nolan, der diese Situation verurteilt.
Das ist ein Kollege, das geht nicht gut.
Er wird dein Vertrauen missbrauchen.
Er wird dich verletzen.
Und dann wirst du zwar noch die Arbeit haben, aber dort werden alle Bescheid wissen und auch dort werden dich die Menschen meiden. Wie in der Schule.
Denn du hast einen Kollegen geküsst.

Ich löse mich von David. Dieser lächelt sanft.
„Es tut mir leid." sage ich leise, meine Stimme bricht bei den Worten, ich drohe von meinen Emotionen übermannt zu werden also entferne ich mich allmählich. Sein Lächeln schwindet. Er versteht, was ich damit meine.
Das war ein Fehler.
Oder?

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt