Kapitel 33

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Ich beschließe, nachdem ich stundenlang im Eingangsbereich meiner Wohnung am Boden gesessen und geschmollt habe, was trinken zu gehen. An einem Sonntag.
Was ich mir davon erhoffe? Ich weiß es nicht.
Ich peile meine Stammkneipe vom Studium an und lasse mich an der Bar nieder, bestelle mir den ersten Drink.

Was David wohl gerade treibt? Oder mit wem?
Nein. Hier ist heute David-freie Zone. Und wie kriege ich ihn aus meinem Köpfchen? Richtig, mit einer gewissen Menge Alkohol. Ich bestelle also ein Getränk nach dem anderen und merke, dass mein Pegel allmählich steigt. Für einen Sonntag Abend ist hier wirklich gut was los, hier legt sogar heute ein DJ auf, naja ist ja auch eigentlich eine Studentenbar. Ach ja, die guten alten Zeiten, jetzt gerade vermisse ich meine Kommilitonen. Oder irgendwen zum Reden. Gerne würde ich Marina anrufen, aber ich bin noch nicht bereit ihr von David zu erzählen.

Irgendwann gegen 23:00 Uhr beschließe ich, dass es besser wäre nach Hause zu gehen. Ich hab sogar getanzt - ICH. Zwar nicht mit einer anderen Person, aber dennoch hatte ich heute Spaß daran. Und in der Bar war ein gewisser Typ, der eventuell mit mir geflirtet hat. Obwohl ich große Lust gehabt hätte, heute mal was richtig dummes zu tun, musste ich doch wieder an David denken. Ich hatte das Gefühl, ihn zu betrügen, obwohl wir nicht mal ein Paar sind.

Ich bin für ihn ein One-Night-Stand, nicht mehr und nicht weniger. Daher wird er sich über solche Dinge sicher keine Gedanken machen. Er denkt sicher nicht mal an mich.
Das ist unfair.
Wieso leide ich und er hat vermutlich gerade Spaß?

Das geht so nicht. Ich beschließe ihn anzurufen, als ich gerade nach Hause laufe.
Ist das eine dumme Idee? Mit Sicherheit.
Sagt der Alkohol mir gerade aber, dass es das einzig richtige ist? Verdamt, ja. Ich wähle also seine Nummer, er geht nach wenigen Sekunden dran.

D:„Hey Nolan."
N: „Hey Nolan." Äffe ich ihn nach.
D: „ehm ... hey? Alles ok?"
N: „Nein, nichts ist okay, du Prince charming" What?
D: „ Nolan, bist du betrunken? Wo bist du? Soll ich dich abholen?"
N: „Interessiert dich doch nicht, weißt du, ich als dein One-Night-Stand darf tun was ich will." Nimm das, David!
D: „Hey, sag mir wo du bist, ich hol dich ab."
N: „Weißt du, in der Bar eben war ein richtig süßer Typ. Der hätte mich sicher auch mitgenommen. Der war heiß. Richtig heiß. Meinst du, für den wäre ich auch nur eine kleine Spielerei gewesen?"
D: „ Nolan pass auf, ich hab das doch gar nicht so gemeint... Warte was? welcher Typ? Nolan?"
N: „ Ja ja, das sagst du jetzt, dass ich dein alleiniges Spielzeug bleibe. Aber weißt du was, nicht mit mir! Ich brauche deinen perfekten, heißen Körper nicht und ich hör jetzt einfach auf mich in dich weiter zu verlieben." Verlieben? Ok, Abbruch, Mission sofort abbrechen.
D: „... verlieben? Nolan? Lass uns reden. Soll ich vorbei kommen? Willst du noch was essen?"
N: „Lass gut sein, David. Vielleicht geh ich auch gar nicht heim. Der Typ war wirklich süß, vielleicht geh ich doch noch auf sein Angebot ein. Wir sehen uns auf der Tagung, bye."
Und ich lege auf.

Ich laufe den Rest des Weges nach Hause, David versucht sicher 5 mal mich zu erreichen, ich ignorier ihn aber einfach. Ich sollte mein Handy künftig ausschalten, wenn ich trinke. Die Aktion war oberpeinlich. Und ich will allen Ernstes 28 sein?

Zuhause angekommen werfe ich meine Klamotten achtlos auf den Boden und nehme ein ausgiebige Dusche. Ich fühle mich wieder nüchterner und die Gedanken prasseln auf mich ein.
Ich wollte ihm vorhin am Telefon absichtlich eins auswischen. Damit hab ich ihn vielleicht verletzt, habe also genau das getan, wovor ich selbst Angst habe. Das war nicht ok, im Eifer des Gefechts hat es sich aber richtig angefühlt. Ich glaube, ich wollte ihm mit dieser Aktion zeigen, dass er nicht mit mir spielen sollte.

Was ist das mit David? Ich glaube, wir sollten es einfach lassen. Das wird nicht gut enden, das haben wir heute wieder gesehen.
Ich sollte auf der Tagung nochmal ein Gespräch mit ihm suchen, ein klärendes Gespräch. Wir kennen uns jetzt einige Monate und sollten uns langsam darüber in Klarem sein, was das ist zwischen uns.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt