Coworker - ManxMan

Kapitel 45

„Nolan, wir sind da. Ist alles in Ordnung? Du wirkst schon wieder so abweisend."
„Sorry, ich war in Gedanken, ich hab gar nichts mitbekommen."
„Hab ich gemerkt, du hast auch gar nicht mehr reagiert, als ich mit dir gesprochen habe." „Oh man, sorry das tut mir leid" ich drücke seine Hand leicht und streiche mit meinem Daumen über seine.
„Naja, wie auch immer, wir sehen uns ja morgen im Büro. Ich bin ganz schön erledigt."

Diese Worte versetzen mir einen Stich. Eine Seite in mir hatte sich gewünscht, er würde mit rein kommen. Wir hatten Sex und ich hatte irgendwie gehofft, dass wir noch etwas Zeit verbringen. So viel Zeit außerhalb der Arbeit hatten wir ja nun wirklich nicht in den letzten Monaten. Ich dachte irgendwie, letzte Nacht wäre der Start von sowas wie der nächsten Ebene unserer Beziehung zueinander. Da habe ich mich wohl getäuscht.

Aber dann fällt mir ein, ich muss ihm noch was mitteilen - das hatte ich komplett vergessen.
„oh."
„oh?" David sieht mich verwundert an.
„Weißt du, ich hab nächste Woche Urlaub - hab ich wohl vergessen, zu erwähnen. Meine Mum hat Geburtstag und da meine Eltern weiter weg wohnen, möchte ich gerne für ein paar Tage dort hin fahren." Ich lächle entschuldigend.
„Oh Achso. Wann bist du zurück?" Süß, er scheint mich auch bald wieder sehen zu wollen. Aber was will er denn nun?
„Seit wann so süß, David?" Ich ziehe ihn etwas auf mit dieser unsicheren Art, so kenne ich ihn gar nicht. Normalerweise ist er die stärkere Persönlichkeit von uns.
„Ach halt die Klappe Nolan. Ich hatte nur auf heimliche Berührungen und heiße Küsse im Büro spekuliert. Dieses Verlangen muss ich wohl noch etwas aufschieben" Er zwinkert mir zu und grinst schelmisch.

„Idiot. Ich fahre Morgen am Nachmittag und werde Freitag Abend mit dem Zug wieder ankommen, dann habe ich das Wochenende zum Entspannen".
David wackelt mit seinen Augenbrauen. „Zum Thema entspannen fällt mir auch was ein ..." Ich hebe meine Hand und lasse sie auf seinen Oberschenkel knallen, Depp. Kann er auch mal normal denken? Ich gebe zu, mir geht es nicht viel anders als ihm, ich scheine mich aber einfach besser im Griff zu haben als er. Ich schüttle leicht den Kopf. All seine Andeutungen zeigen zwar, dass er mich weiter treffen will, sie zeigen mir allerdings nicht welche Natur sein Interesse hat. Ob er für sich schon herausgefunden hat, was das zwischen uns ist?

Vielleicht sind die paar Tage auch eine gute Gelegenheit, nochmal mit Abstand auf diese Sache zu schauen und mir klar zu werden, ob ich verliebt bin oder nicht. Gute Idee, Nolan. Selbstreflexion ist voll mein Ding!
Da der Entschluss nun feststeht, schnalle ich mich ab und öffne die Tür, mache Anstalten jetzt zu gehen. David hält mich jedoch am Oberarm fest und zieht mich zu sich zurück, drückt mit einen Kuss auf die Lippen. „Geh nicht, ohne dich zu verabschieden" nuschelt er an meine Lippen, was mich unweigerlich zum Grinsen bringt.

„Tja, eigentlich wollte ich dich ja noch rein beten, aber ich respektiere natürlich, dass du kaputt bist vom Wochenende. Als dann, wir sehen uns ja in einer Woche dann im Büro." Diesmal bin ich derjenige, der zwinkert. Provozieren macht so viel Spaß!
„Ey, sag das doch gleich! Natürlich will ich mit rein. ich dachte nur -..." „Nein tut mir leid, Chance verpasst mein lieber. Beim nächsten mal dann" Ich steige langsam aus, hole meine Tasche von der Rückbank und werfe ihm noch einen Blick zu, er funkelt mich mit zusammengekniffenen Augen giftig an. „Das lass ich dir nur durchgehen, weil du mein Herz geklaut hast, Nolan".

Ich schließe die Autotür und er winkt mir zu, bevor er langsam losfährt und mir nochmal zuwinkt.
Moment.
Stop.
Herz geklaut?
Oh nein, ich hab gar nichts erwidert. Warum habe ich so lange gebraucht, bis die Worte in mein Gehirn vorgedrungen sind?
Gut gemacht Nolan.

Niedergeschlagen mache ich mich auf den Weg nach drinnen.
In meiner Wohnung angekommen packe ich meine Sachen aus, werfe mich in bequeme Kleidung und mache es mir auf dem Sofa gemütlich. Eigentlich würde ich gerne Anime schauen, aber seine Worte zum Abschied lassen mich nicht los. Wie waren diese gemeint?
Ist er verliebt? Oder war das nur so ein Spruch von ihm? Er verwirrt mich immernoch. Im Auto klang es eindeutig so, als würde er das alles weiter vertiefen wollen. Aber was, wenn ich mich täusche?
Obwohl ich noch nicht weiß, was ich darauf, was er zum Abschied gesagt hat, erwidern soll, muss ich irgendwie darauf reagieren, nur damit er weiß, dass ich die Worte gehört habe.

...

Es ist bereits 5 Stunden her, seit ich mich von David verabschiedet habe, als ich mein Handy in die Hand nehme und eine Nachricht an David schicke:

N: Darf ich dein Herz behalten, bis ich bereit bin, dir meins zu schenken?