Kapitel 19

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Die darauffolgenden zwei Wochen habe ich damit verbracht, den Kuss zu vergessen. So gut es eben geht.

Ich stehe seitdem in einem inneren Zwiespalt. Eine Seite in mir verurteilt mein Verhalten aufs schärfste. Ich habe mich in Gefahr begeben und war unvernünftig. Vielleicht sogar naiv. Die andere Seite in mir sagt, ich solle endlich über meinen Schatten springen und leben. Verletzungen gehören zum Leben dazu und ich bin jetzt kein Junge mehr. Ich bin ein Mann, der für sich selbst sorgen kann. Also selbst wenn ich verletzt werde, wird es anders sein als in der Schule.

Leider hat zudem auch ein Betriebsurlaub mal sein Ende und so sitze ich hier in meinem Büro. An einem Montag. Schräg gegenüber von mir der Typ, den ich so gerne vergessen würde.
Nicht, weil ich ihn nicht mag. Sondern weil er mein Leben kompliziert macht. Ich kann ihm auch nach zwei Wochen ohne jeglichen Kontakt kaum in die Augen sehen. Ich habe Angst, dass er mir dann direkt in meine Seele blicken könnte und meinen Zwiespalt sieht und diesen ausnutzt.

David und ich haben heute einen gemeinsamen Termin, also machen wir uns auf den Weg zum Besprechungsraum. Alleine.
Und das unangenehme Gefühl mischt sich mit einem aufgeregten Kribbeln.
Im Aufzug angekommen drücken wir auf den entsprechenden Knopf und die Türen schließen. Kaum sind diese geschlossen kommt David plötzlich auf mich zu, drückt mich gegen die Wand des Fahrstuhls.
Was passiert hier? Ich kann gar nicht so schnell verarbeiten, was hier passiert.

„Na, hast du mich vermisst?..." sagt er leise, aber bestimmend.
„Was soll das werden David? Könntest du bitte ein Stück zurück gehen? Du bist mir zu nah." ist er mir wirklich zu nah? Eine Stimme in mir schreit nach mehr. Das ist aufregend und gleichzeitig so falsch. Dennoch fühlte ich mich gerade so lebendig wie die letzten Wochen nicht mehr.

David bemerkt mein hadern und grinst. Mir wird heiß. Dann öffnet sich der Fahrstuhl und der Zauber ist vorbei. David verlässt den Fahrstuhl und ich bin überfordert.
Wie soll das nur weitergehen? Er spielt mit meinem Zwiespalt, aber warum?

...

Die nächsten 4 Wochen setzt sich das Spiel fort. David sucht in Momenten in denen wir alleine sind meine Nähe, berührt mich unauffällig und flüstert mir Dinge ins Ohr. Und obwohl das total seltsam ist, macht es mich wahnsinnig an.
Dieser Kerl entfacht in mir ein Feuerwerk. Ich fühle mich wohl in seiner Nähe, wir verstehen uns gut. Dennoch weiß ich nicht wohin das führen soll.ist es für ihn nur ein Spiel?

Es ist mal wieder Freitag als Christopher in unser Büro kommt.
„Jungs ich brauche euch. Ich weiß es ist Freitag aber am Montag wurde spontan ein Meeting mit der Geschäftsleitung angesetzt. Und Nolan, deine Präsentationen sind der Hammer, daher bitte ich dich, die Präsentation vorzubereiten. Du und David seid doch ein gutes Team. Bitte tut mir den Gefallen. Ihr habt danach was gut bei mir".
Warum. Immer. Ich.

Das ist kurzfristig. An dem Thema sitzen wir sicher bis in den späten Abend. Das bedeutet wir werden hier alleine sein. Ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf.
Und dieses Gefühl sollte sich bestätigen.

Coworker - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt