Triggerwarnungen für dieses Kapitel: Erwähnung von Blut, offenen Wunden, Angst und Schmerz, Trauer, Andeutungen einer Fehlgeburt (In diesem Kapitel ist liegt der Fokus auf dem seelischen Schmerz, also seid vorsichtig beim Lesen, falls euch das zu nahe geht.)
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Jisungs Pov:
Erst zwei Quergänge weiter hielt er kurz inne, drehte mich zu sich und presste voller Trauer und Schmerz hervor. „Minhos Anweisungen für diesen Fall waren eindeutig. Meine Aufgabe ist jetzt, dich zu schützen. Ich werde dich aus der Stadt hinausbringen, so wie- wie er es gewollt hat. Dorthin, wo du seiner Meinung nach am sichersten bist."
Unfähig, irgendetwas zu antworten, nickte ich und versuchte, die neu hervorquellenden Tränen mit meinem zerrissenen Ärmel wegzuwischen.
Felix zog mich mit sich und blieb erst wieder stehen, als er einer Palastwache begegnete, die er sofort anwies, sämtliche verfügbaren Soldaten zu mobilisieren, den Palast abzuriegeln und umgehend ihren Pharao zu schützen. Dass er damit nicht länger Minho meinte, sondern Jeongin, ließ mein Herz schmerzhaft pochen. Aber sobald sich der junge Soldat aufgeschreckt umgedreht hatte, um seine Kameraden zu benachrichtigen, lotste mich Felix in einen weiteren Seitengang, der hinaus in die dunklen Gärten führte. Dort empfingen mich die kalte Nachtluft und die Schwärze, die sofort meinen Geist befielen und mein Herz langsam zusammendrückten, als sei ich in einem schrumpfenden Raum.
Der Großwesir blieb stets wachsam und hielt sein Schwert gezückt, während wir zwischen den Büschen und Bäumen entlanghuschten und uns den Nebengebäuden des Palastes und auch dem Wasserkanal näherten. Ich konnte momentan nicht einmal Angst um mein eigenes Leben empfinden, zu tief saß der Schock und die Trauer um Minho. Also sprach ich kein Wort, krallte meine Finger in Felix Unterarm und ließ mich mitziehen, nur um schließlich vor dem Stall stehenzubleiben, wo Felix einen der verschlafenen Sklaven anwies, sein Pferd zu satteln und ihm Proviant einzupacken. Der Sklave schien sichtlich verwirrt, doch er folgte Felix knappen Befehlen und sprach weder unsere Verletzungen noch meinen Gemütszustand an. Dann schließlich übergab er Felix die Zügel für ein graues Pferd, das sofort brav neben uns zwischen den Bäumen hindurch in die Nacht trottete.
Gern hätte ich gefragt, wohin mich Felix bringen wollte, doch selbst dafür fehlte mir die Kraft. Meine Kehle fühlte sich wund und viel zu eng an und neue Tränen quollen hervor, als ich mich an Minhos Anblick erinnerte. Noch immer liefen wir stumm nebeneinanderher, näherten uns langsam der Anlegestelle der Barken und Boote und im Dämmerlicht der Fackeln konnte ich nun auch bei Felix die Folgen des Kampfes und des Todes seiner Freunde erkennen. Zusätzlich blutete die Wunde an seinem Arm weiterhin und seine Schritte wurden zögerlicher, als wir das Ufer erreichten und dort die beiden wachhabenden Soldaten stehen sahen. Dann jedoch richtete sich Felix zu voller Größe auf, fasste die Zügel des Pferdes fester und trat in den kleinen Lichtkegel der Fackeln, bevor er mit rauer, befehlsgewohnter Stimme sprach:
„Einer von euch wird uns jetzt übersetzen."
Die beiden Wachen blickten sich verdutzt an, aber als sie ihren Großwesir erkannten, verneigten sie sich rasch ehrerbietig und kamen zu uns, um das Pferd für uns auf eines der größeren Boote zu führen. Felix und ich traten schweigend auf den Kahn und ich biss fest auf meine Unterlippe, als die beiden Männer das Boot vom Ufer abstießen und wir hinaus auf das kalte, tiefe Wasser des Nils glitten. Beinahe lautlos schwappten die Wellen gegen das Holz, so als wüssten sie, dass sie mich nicht aufschrecken sollten. Kraftlos sank ich auf die Planken und versuchte, irgendeinen klaren Gedanken oder einen rettenden Strohhalm zu fassen.
Doch alles, an das ich dachte, waren die Ereignisse vor weniger als einer halben Stunde – an Minho, wie er langsam den Kopf hob und mir sein blutüberströmtes Gesicht zeigte, wie er mich so voller Liebe ansah, obwohl er im Sterben lag.
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God-king of Egypt | Minsung
FanfictionWenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wenn er in eine Welt gestoßen wird, die seine Prinzipien und Werte nicht anerkennt? Wenn sie diese mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln übersc...