Triggerwarnungen für dieses Kapitel: Beschreibungen von körperlicher Gewalt, viel Blut, offenen Wunden, abgetrennten Gliedmaßen, Tod, Angst und Schmerz (In diesem Kapitel ist der Aspekt auch teilweise auf den seelischen Schmerz gerichtet, also bitte passt auf euch auf.)
Und falls euch das nicht zu viel wird, empfehle ich auch den oben verlinkten Song anzuhören. Er ist unglaublich gut und spiegelt die Stimmung dieses Kapitels ziemlich akkurat.
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Jisungs Pov:
Mein Magen begann zu rebellieren und ich würgte, als ich die große Blutlache sah, in der der Kommandant der Stadtwache breitbeinig stand. Seine Augen waren schwarze Seen des Hasses und frisches Blut tropfte von seiner gebogenen Klinge. Er wirkte nicht länger wie der stille Beschützer, für den ich ihn immer gehalten hatte. Denn jetzt, in diesem Moment, zeigte er sein wahres Gesicht, das er bisher immer hinter einer unsichtbaren Maske verborgen hatte. Hyunjins schwarzes Haar glitt zwischen seinen Fingern hindurch, als er dessen leblosen Körper einfach in die Blutlache fallen ließ.
Ich zwang mich, den leeren, aber panisch aufgerissenen Augen von Hyunjin zu begegnen, die mich allzu schmerzlich an Seungmins gebrochene Iriden erinnerten. Und in dieser Sekunde wurde mir unmissverständlich bewusst, dass nach diesem Abend nichts mehr sein würde wie zuvor. Dass dies der Augenblick war, vor dem ich so lange Angst gehabt hatte und der über mein Glück und das vieler anderer entscheiden würde.
Doch warum fühlt es sich dann so an, als wäre bereits alles verloren? Und warum musste es auch noch Hyunjin treffen? Warum?
Dieser Frage schien Changbin ganz besonders aus dem Weg gehen zu wollen, denn er agierte unglaublich schnell, während alle um ihn herum noch immer fassungslos auf sein blutbespritztes Schwert und seine finstere Miene starrten. Der Kommandant der Stadtwache erkannte, dass Felix – der ihm am nächsten stand – seinen eigenen Schutz kläglich vernachlässigte, vermutlich, weil er nicht glauben konnte, dass sein eigener Geliebter gerade im Begriff war, ihn vollkommen zu hintergehen. Der Schwarzhaarige machte jedenfalls einen gekonnten Ausfallschritt und riss seine Waffe nach oben, um nun Felix zu attackieren. Dessen Augen weiteten sich in Erkenntnis und Schmerz, als ihm bewusst wurde, dass der Mann, den er aufrichtig liebte, seine Schwäche ausnutzte und im Begriff war, ihn als Nächstes umzubringen. Nur Minhos beherzte Reaktion rettete den erstarrten Großwesir vor dem Verlust seines Lebens. In letzter Sekunde stieß Minho Felix in einer Verzweiflungstat grob zur Seite, sodass die herabsausende Klinge nur eine lange, oberflächliche Wunde in den Oberarm des Braunhaarigen schnitt. Doch dieser schien den körperlichen Schmerz kaum wahrzunehmen, zu betäubt war er von dem Grauen, das ihm weiterhin direkt in die Augen sah.
Eine bedrückende Stille legte sich über die Szenerie und sogar der Kampfeslärm ebbte ein wenig ab, als sich plötzlich Changbin und Minho als Kontrahenten gegenüberstanden. Minho mit wut- und schmerzverzerrtem Gesicht und Changbin mit einem Antlitz aus überlegener Ruhe, die so unnahbar wirkte wie bei unserer ersten Begegnung.
Mich fröstelte es unweigerlich, als ich mich an all die Situationen erinnerte, in denen ich mit ihm gesprochen hatte. Und noch kälter wurde mir, als mir bewusst wurde, wie blind und vor allem wie taub ich gewesen war.
Er war schon immer unnahbar, abweisend, reserviert... Und seine Drohung an Felix gleich an meinem ersten Tag in Theben – war sie ebenfalls echt?
Mit einem Erschaudern rief ich mir die Worte des Kommandanten in den Sinn, als er Felix damals so kalt angesehen hatte.
„Ich sage dir eins, Lee Felix, wenn du mich weiterhin überwachen lässt, werde ich dich einfach verschwinden lassen und niemand wird dich je wiedersehen."

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God-king of Egypt | Minsung
FanfictionWenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wenn er in eine Welt gestoßen wird, die seine Prinzipien und Werte nicht anerkennt? Wenn sie diese mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln übersc...