Zweifelhafte Diagnose

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Jisungs Pov:

Ich saß aufrecht in Minhos Bett und beobachtete meinen wunderschönen, königlichen Gemahl dabei, wie er seine sehnigen Hände in das bereitstehende Wasserbecken tauchte und sich das Gesicht und anschließend die Brust wusch. Mein Blick wanderte seinen nackten, makellosen Rücken hinab und blieb kurz an dem wohlgeformten Hintern und den muskulösen Oberschenkeln hängen. Ich lächelte in mich hinein, als ich darüber nachdachte, aufzustehen, zu ihm zu gehen und mit meinen Händen jeden Zentimeter dieses göttlichen Körpers zu berühren. Doch dazu fehlte uns beiden momentan die Zeit.

Minho hatte an diesem Morgen eine wichtige Ratssitzung und selbst wenn noch einige Minuten blieben, wollte ich ihn nicht unnötig für mich beanspruchen. Letzte Nacht hatte er mir so viel Geborgenheit und Liebe geschenkt, dass ich diesen Tag auch ohne ihn überstehen konnte. Außerdem würde ich heute Abend wieder zu ihm unter diese weiche, warme Decke schlüpfen und ihm nahe sein können.

Genau betrachtet haben wir beide endlich eine gewisse Routine in unserem Tagesablauf, und solange wir immer wieder zueinander zurückfinden, sollte uns die Zeit allein nicht zu sehr schmerzen. Jede freie Minute gemeinsam zu verbringen, wäre ebenso übertrieben. Es gibt andere Menschen, die unsere Aufmerksamkeit ebenso verdient haben. Ich sollte Hyunjin unbedingt zu einem Spaziergang einladen oder vielleicht kann ich ihn überreden, mir Gesellschaft zu leisten, während Sunoo und Niki mit den beiden Fürsten sprechen.

Mit diesem gefassten Entschluss im Hinterkopf schlug ich also die Decke zurück und kletterte aus dem warmen, gemütlichen Bett. Doch sobald ich auf meinen Beinen stand, überfiel mich das beängstigende Schwindelgefühl und ich taumelte für einen Augenblick orientierungslos nach vorn.

„Jisung!"

Noch bevor ich endgültig das Gleichgewicht verlor, spürte ich zwei starke Arme, die meinen Oberkörper umschlangen und mir halfen, einen halbwegs sicheren Stand zu finden. Dennoch krallte ich mich zunächst schützend an Minhos Unterarm und wartete ab, bis die dunklen Flecken in meinem Sichtfeld endgültig verschwunden waren. Dann erst lockerte ich meinen Griff um seine Arme und sah in sein besorgtes Gesicht.

„Danke, Minho. Sicher habe ich gestern nicht genug gegessen. Ich sollte mir endlich wieder angewöhnen, mehr reichhaltige Nahrung zu mir zu nehmen – vielleicht sogar gebratenes Fleisch." Aber allein bei dem bloßen Gedanken an fettiges Essen machte mein Magen einen empörten Salto und mir wurde leicht schlecht.

Nun wirkte Minho erst recht alarmiert, denn er legte eine Hand an meine Wange, drückte mein Kinn sanft nach oben und musterte mich eindringlich mit seinen sturmdunklen Augen. „Das heißt, das ist schon öfter geschehen?", fragte er forschend und ich nickte etwas zerknirscht. Mir war bewusst, dass er sich jetzt nur noch größere Sorgen um mich machen würde, und das war unfair, da er schon genug Probleme zu lösen hatte. Da musste ich nicht auch noch krank oder geschwächt sein.

„Warum hast du mir nicht davon berichtet? Nicht einmal Yeji hat es erwähnt."

Ich seufzte und tätschelte seinen Unterarm. „Weil ich sie eindringlich darum gebeten habe, es dir nicht zu sagen. Sie trifft also keine Schuld. Ich möchte nicht, dass du dich auch noch darum kümmern musst. Außerdem sind das nur die Nachwirkungen der Trauerzeit." Eigentlich wollte ich das Thema nicht anschneiden, aber es ließ sich kaum umgehen. „Jeder Mensch trauert auf seine Weise, Minho. Und Seungmins Tod hat mich auf eine unangenehme Art an meine tote Familie erinnert. Ich muss mich jetzt ganz allmählich daran gewöhnen, wieder mehr zu essen." Ich lächelte schwach. „Sowas kenne ich bereits. Wenn es mir nicht gut geht oder ich sehr viel auf einmal erledigen muss, vergesse ich manchmal, auf mich selbst zu achten."

Als ich Minhos Blick begegnete, wurde mir bewusst, dass meine Erklärungen die Umstände nicht unbedingt verbessert hatten und dass er nun tatsächlich wütend auf mich war.

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt