Liebe auf den ersten Blick

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Kaum saßen wir an dem Tisch, so kamen einige Darstellerinnen mit großen weißen Federn auf die Bühne und tanzten exotisch. Sehr niedlich die Darbietung, dachte ich. Der Kellner bracht uns Cocktails und ich fing an zu trinken. Valentino stellte mir Fragen darüber, wie ich gestorben bin und wie mein Leben vorher so war. Der Alkohol lockerte meine Zunge und wie ich so darüber sprach, wurde mir völlig klar, warum ich hier unten gelandet bin. Von Selbsthass zerfressen und drogenabhängig. Ich verstehe nur nicht, warum ich so einen schönen Körper bekommen habe. Ich trank mit Valentino einige Cocktails und verlor immer weiter meine Hemmschwelle. Ich schaute mir die Auftritte der Darstellerinnen und Darsteller mit Vergnügen an. Ich wurde etwas übermütig und begann damit auf dem Tisch einige Kunststücke zu präsentieren. Dies gefiel diesem Valentino sehr und kam mir näher. Gerade als er etwas sagen wollte, wurde ein erneuter Act angekündigt. Erwartungsvolle Stimmung durchzog die Location und die Bühne wurde rot beleuchtet. Ich setzte mich hin und wartete gespannt. Ein gewisser „Angel Dust" wurde angekündigt und die Menge tobte. Ich drehte mich zu Valentino und fragte: „Wer ist das?" Er schaute mir in die Augen und sagte: „Babydoll, das ist mein Top - Darsteller!" Ich schaute auf die Bühne. Im Hintergrund konnte man ein rosarot beleuchtetes Spinnennetz sehen mit Herzen. Wow, dachte ich. Der muss ja was drauf haben, wenn so ein Fass aufgemacht wird, dachte ich mir. Die Musik startete und Angel Dust kam zum Vorschein. Ich konnte meinen Augen gar nicht trauen. Er sah aus wie ich?! Wie mein perfektes Gegenstück nur etwas größer... Wie Ying und Yang. Er trug weißes seidiges Fell mit rosa Details darauf und hatte ebenso helle, frech gestylte Haare. Er bewegte sich an der Stange und beherrschte diese Kunst, wie ich es noch nie vorher erlebt hatte. Ich war wie versteinert, aber versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Was sind das für Gefühle? Wie er sich bewegte und tanzte machte mich wahnsinnig. Seine gesamte Attitüde zog mich in seinen Bann. Dann kam er auch noch hinunter und tanzte auf einigen Tischen, bis er letztlich direkt auf uns zukam. Ich war angespannt und wurde feuerrot. Valentino grinste abartig. Mein Herz pochte sehr laut und ich versuchte cool zu bleiben. „Hi Val" sagte er und schaute ihn lässig an. „Soll ich heute Abend zu dir nach oben kommen?" fragte er mit verführerischer Stimme. Verdammt, er ist also schwul. Hätte ich mir denken können und wäre gerne im Boden unter mir versunken. Valentino sah Angel lüstern an und sagte: „Heute Abend nicht Angelcakes. Ich habe Frischfleisch, um was ich mich kümmern muss!" Ich wurde hellhörig und Angel Dust richtete seinen Blick auf mich. Er checkte mich von oben bis nach unten ab und sagte dann: „Dann werden wir uns ja nun öfter sehen..." Er warf mir einen Kuss mit seiner Hand zum Abschied entgegen und machte kehrt zurück zur Bühne. Na toll, mein Leben geht also genau so weiter, wie bisher und ich kippte meinen Cocktail runter und wurde bockig. Mich irritierte allerdings die Antwort von Valentino... Was meinte er mit Frischfleisch? Eventuell sollte ich aufpassen. Aber im Moment konnte ich nur an Angel Dust denken und daran, dass ich ihn nie haben werde. Das ist also mein Schicksal. Einsam und allein für immer. Ich schaute Mr. Valentino an und fragte ihn, ob er noch was stärkeres als Alkohol zu bieten hat. Er fing höllisch an zu lachen „Mein kleiner Neuankömmling ist wohl im Partymodus." Er schnipste mit dem Finger und auf dem Tisch tauchten ein paar bunte Pillen auf. „Bedien dich ruhig mein kleiner Wildfang" sagte er und beobachtete mich scharf. Ich nahm eine rosafarbene die mich etwas an das Rosa auf Angels Fell erinnerte. Scheiße! Der Typ hat meinen Kopf komplett eingenommen. „Runter mit dem Zeug" schrie ich und es dauerte keine paar Minuten, da war auch schon mein letzter Rest Anstand verloren gegangen. Ich tanzte wild über die Tanzfläche und bewegte mich rhythmisch zur Musik. Ich war vollkommen in meinem Element und interessierte mich nicht für Valentinos scharfsinnigen und durchbohrenden Blick. Der nächste Song gab mir dann vollkommen den Rest und ich betrat ohne darüber nachzudenken die Bühne und zog ebenfalls eine Show ab. Beweglich war ich schließlich auch, dachte ich und die Blicke der anderen Gäste bestärkten mich in der Annahme, dass ich absolut heiß aussah. Die Aufmerksamkeit im Rampenlicht und der Applaus waren das einzige gute Gefühl, was ich kannte. Nach meinem kleinen unangemeldeten Auftritt ging ich auf Valentino zu. Ich hatte so langsam genug und wurde müde, also wollte ich mich bedanken und verabschieden. „Vielen Dank für den Abend, aber ich werde mir jetzt eine Bleibe suchen und mich auf den Weg machen." Sagte ich fast schon nüchtern. Ehe ich mich versah, packte er mich am Arm und sagte aggressiv: „Nix da meine Süße! Du bleibst schön bei mir oder wie willst du mich bezahlen?" Ach du Kacke dachte ich mir. Wo bin ich denn da jetzt hineingeraten. Ist der Typ etwa ein ... Zuhälter? Oder Schlimmeres? Oh Nein! „Valentino hör zu, ich beschaff dir das Geld schon wieder. Gib mir..." ich konnte den Satz gar nicht beenden da sagte er grob und ungehobelt: „Vergiss es Schlampe! Als ob ich dich einfach so davonkommen lasse!" Er Zog mich einige Meter hinter sich her in Richtung Fahrstuhls. Ich überlegte panisch, was ich machen soll. Dann rannte ein Kellner gegen Valentino und wir stolperten kurz. Valentino begann zu fluchen und ich ergriff die Chance, die ich vermutlich kein weiteres Mal bekommen würde!!! Ich machte es mir zu nutzen, dass sein Griff sich etwas lockerte und riss mich los, um wie der geölte Blitz loszurennen. Er kam mir schon hinterher, aber ich war schneller und meine langen Beine trugen mich bis zum Ausgang. Dann holte ich zum Flick Flack aus und trat damit noch einige Penner, die mich aufhalten wollten, aus dem Weg. Ich lief minutenlang und bog in eine kleine Seitenstraße ab. Ich hatte panische Angst und kauerte mich verzweifelt in eine Ecke. „Ich hoffe der Penner vergisst mich schnell und findet mich nicht" weinte ich.

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