Angekommen

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Meine Augen öffneten sich schwer und langsam. Scheiße, so verkatert und fertig war ich schon lange nicht mehr. Ich schaute mich liegend im Zimmer um und erinnerte mich daran, dass mich Angel Dust von der Straße aufgegabelt hatte. Mir schoss Farbe in die Wangen, als ich bemerkte, dass er direkt neben mir lag. Er hatte seine Arme um mich gelegt und schlief. Scheiße was mache ich denn jetzt?! Nur nicht panisch werden, dachte ich. Ich blieb also beherrscht in seinen Armen liegen und schaute mich weiter um. Das Zimmer war im roten Stil gehalten und das Bett weich und groß. Er hatte viele anzügliche Poster an der Wand. Viele davon von sich selbst. So wie es aussieht tanzt er nicht nur, sondern ist ein Pornostar. Der Anblick machte mich nervös und auch etwas heiß. Ich konnte auch einen riesigen Kleiderschrank erkennen und einen Schreibtisch. Darüber hingen Bilder von ihm mit seinen Freunden. Wer die wohl alle waren? Aber das würde ich wohl bald herausfinden. Allmählich wurde meine Position etwas unbequem und ich drehte mich auf die Seite, auf der ich ihn nun ganz genau betrachten konnte. Er sah einfach wunderschön aus. Ich hätte nie gedacht, dass ich ausgerechnet auf so jemanden stehen könnte. Nie ist mir ein Mann begegnet, für den ich so eine Schwäche empfunden habe. Seine Augenlieder bewegten sich und ich fühlte mich ertappt, weil ich ihn immer noch anstarrte. Du Creep! Dachte ich mir. Welche ausrede habe ich denn jetzt dafür, dachte ich panisch und wäre am liebsten vom Bett gesprungen. „Guten Morgen... Sorry fürs Starren, aber ich wollte dich nicht wecken." Angel schaute mir direkt in die Augen und sagte „Ich glaube ich muss mich eher entschuldigen für mein einnehmendes Wesen." Er fing an zu grinsen und ich wurde rot. Er löste seine Arme von mir und setzte sich auf. Nun fiel mir auf, dass wir auch keine Kleidung an hatten. „Ähm..." begann Ich meine Frage, die ich ihm stellen wollte. „Angel?" „Ja?" „Ist zwischen uns irgendwas passiert...? Fragte ich leise und wie erstarrt. Dann drehte er sich um, um mich anzusehen. „Nein..." sagte er ruhig. „Aber ... wäre es denn schlimm?" fragte er dann. Einen Augenblick lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte, und lief wieder knallrot an. „Nun also..." Wie sollte ich ihm denn sagen, dass ich noch Jungfrau bin. Peinlich in meinem Alter, dachte ich nur und schaute verzweifelt auf den Boden. „Alles gut, du musst mir nicht antworten, wenn dir das unangenehm ist." Unterbrach er mein Stammeln und Schweigen. „Tut mir leid, wenn ich dich aus der Ruhe bringen sollte!" „Ist schon okay..." sagte ich schüchtern. Er lächelte mich an und kam etwas dichter auf mich zu. „Du bist etwas ganz Besonderes!" sagte er dann zu mir, stand auf und verschwand im Bad, um sich anzuziehen. Apropos anziehen. Wo ist denn mein Kram von gestern? Nicht das es sehr spektakulär war, aber irgendwas würde ich mir gern überziehen. Angel kam zurück und brachte mir ein Hübsches weißes Minikleid. „Hier das wird dir sicherlich gut stehen und in den ollen Fetzen lasse ich dich nicht rum laufen!" sagte er mit bestimmter Stimme. „Das kann ich gar nicht wieder gut machen, danke schön!"
Nachdem ich dann auch endlich mal fertig war, gingen wir wieder zurück zur Hotellobby und dort begegnete ich den ersten Bewohnern des Hotels. Ein hübsches großes Mädchen mit rotem Anzug und blonden Haaren stand mir gegenüber und lächelte mich breit grinsend an. „Willkommen im Happy... ähm ich meine Hazbin Hotel, mein Name ist Charlie und ich schmeiße den Laden hier." Ich war überwältigt von ihrer Freundlichkeit und ihrem strahlenden Wesen, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich antworten sollte. „Hallo mein Name ist Scarlett" brachte ich etwas schüchtern hervor. Hinter Charlie stand so ein griesgrämiger Kautz mit Flügeln. Der sah schon eher nach dem Höllenklischee aus. „Wie kommt es das du hier bei uns gelandet bist?" fragte Charlie aufgeregt. Ich erzählte ihr alles, was passiert ist und dass ich keinen Plan habe, wo ich nun hin soll. Sie hörte mir die ganze Zeit über aufmerksam zu und sah mich fast schon liebevoll an. „Nun wenn das so ist, dann kannst du hier gerne wohnen bleiben!" sagte sie Freudestrahlend. Ich nickte und lächelte Charlie an „Sehr gerne bleibe ich hier." Dann stellte Charlie mich in einer Begrüßungsrunde den anderen Bewohnern vor. Ich kam mir etwas bekloppt vor und Angel schien auch nicht begeistert über Charlies Programm zu sein und machte immer wieder dumme Witze. Gerade waren wir bei einer neuen Vertrauensübung angekommen da ertönte Angels Telefon. Er ging ran: „Hi Val ich ... ja ich habe Zeit...Nein, nein ich bin gleich da, Bye." Er packte zügig das Telefon weg und setzte sich eine Sonnenbrille auf. „Valentino braucht mich heute für einen Spontandreh, könnte spät werden!" sagte er, drehte sich um und ging aus der Eingangstür. Ich schaute ihm irritiert hinterher und fragte dann: „Was war denn das grade? Muss er immer so plötzlich los?" Charlie blickte mich etwas traurig an und meinte dann: „Ja das ist leider oft so...Du solltest Angel aber lieber selbst fragen, wenn es um seine Arbeit geht. Er spricht nicht so gerne darüber." „Oh, okay." Antwortete ich ihr und setzte mich wieder hin. Danach verkündete Charlie, dass wir heute genug gemacht haben, und packte ein paar Unterlagen auf einen Stapel, den sie grade wegräumen wollte. Ich unterbrach sie kurz und fragte sie zurückhaltend, ob ich auch ein eigenes Zimmer bekommen könnte. Charlie schaute mich etwas erschrocken an „Oh nein, das habe ich ja fast vergessen. Natürlich kannst du ein Zimmer bekommen. Nun... lass mich kurz überlegen. Also in Angels Aufgang unten gegenüber wäre noch ein Zimmer frei. Möchtest du gleich dieses nehmen? Den Weg dorthin kennst du ja schon." Ich lächelte und wurde leicht rot. „Sehr gerne nehme ich dieses Zimmer!" Dann hielt sie mir einen Schlüssel hin und ließ mich alleine. Alle widmeten sich so ihren Alltagsaufgaben, nur ich hatte nichts zu tun. Was sollte ich nur mit meinem Leben hier anfangen? Ich hatte keinen Job, kannte meine Fähigkeiten nicht und wüsste auch nicht, wie ich mich sonst anderweitig nützlich machen könnte. Ich beschloss also vorerst in mein Zimmer zu gehen. Eventuell könnte ich es etwas herrichten. Doch dann viel mir ein, dass ich gar nichts besaß, womit ich es verschönern oder einrichten konnte. Ich hatte nicht mal Klamotten. „Ich werde mir wohl Geld erarbeiten müssen" nuschelte ich bockig in mein Fell hinein. Husk hörte, was ich sagte und rief mich zu sich rüber: „Psst, ehy Neue! Ich habe eben mitbekommen, was du gesagt hast, und ich kann dir womöglich weiterhelfen." Ich setzte mich zu ihm an die Bar und fragte ihn, was das für eine Beschäftigungsart sein soll. „Es ist eigentlich ganz einfach!" grinste er mich an. (Das der auch lächeln kann, hätte ich ja nicht vermutet...) „Ich komme hier nicht so oft raus aus dem Hotel, da ich leider einen Pakt mit Alastor habe. Aber über gute Informationen freue ich mich trotzdem immer. Wenn du also was Interessantes mitbekommst, würde ich mich einfach freuen, wenn du mir alles berichtest." Ich war etwas irritiert über seine Bitte. „Das soll alles sein? Ich höre mich in der Stadt ein wenig um und du bezahlst mich dafür?" Er grinste mich an und nickte. „Japp, das ist alles." Ich grübelte, bis mir einfiel, dass ich mich besser nicht draußen blicken lassen sollte. „Es gibt nur ein Problem, ich kann nicht raus.Valentinos Leute würde mich doch erkennen und direkt zurückschaffen." Husk schaute mich überrascht an und sagte schließlich: „Nicht wenn man dich nicht erkennt!" Er zwinkerte mir zu. „Du meinst ich soll mich verkleiden? Super Idee, aber wie?" Husk überlegte kurz und verschwand direkt vor meinen Augen. „Hä, wo ist er denn mit mal hin? Was ist das für ein Zaubertrick" regte ich mich auf. Nach einigen Minuten, kam er wie aus dem Nichts zurück und hielt mir einen schwarzen bauschigen Schwanz hin und große Ohren, ebenfalls in passenden Farbe. „Das ist ja genial, Woher hast du das?" fragte ich erstaunt. „Ich habe so meine Kontakte. Also? Machst du mit?" grinste er mich fragend an. „Ich bin dabei!" Ich schlug ein und ging dann direkt in mein Zimmer, um die Sachen anzuprobieren. Ich legte mir den Schweif und die Ohren an und war erstaunt darüber, wie anders ich auf einmal aussah. „Totale Wesensveränderung" staunte Ich.

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