Für immer hat kein Ende

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Angel baute sein Imperium weiter auf und ich war stets an seiner Seite. Wir hatten Hochs, Tiefs, wir stritten und versöhnten uns und unser Sexleben erreichte Dimensionen, die man nicht beschreiben konnte. Mit anderen Worten: Es war alles Perfekt. Ohne ein gewisses Drama, wäre es doch auch zu langweilig. Unsere Kinder wuchsen heran und ich war mittlerweile mit unserem 6. Wunder Schwanger. Ich war zwar ursprünglich der Meinung, dass ich nicht noch mehr Kinder wollte, aber irgendwie ist es dann doch einfach passiert. Bellamy wurde vor kurzem 19. Jahre alt und lief häufig bei Angel mit und erledigte Aufgaben für ihn. Er war ein pflichtbewusster und stattlicher Bursche geworden, der auch immer ein behütendes Auge auf seine Geschwister warf. Dann waren da noch die eineiigen Zwillinge Elio und Lino. Sie waren zwei sehr freche 6. Jährige Jungs, die nur Unsinn im Kopf hatten und oft das ganze Hotel auf den Kopf stellten. Sie hatten eine ziemlich dunkle Färbung und strahlend blaue Augen. Sie ähnelten mir sehr, weshalb ich häufig zu weich mit ihnen umging. Dann war da noch mein Kleiner Sonnenschein Emilia. Sie war gerade 4 und ein ganz liebreizendes, braves Mädchen, was mich immer sehr an Bellamy erinnerte. Sie hatte eben so helles, weiches Fell wie ihr Papa, nur ohne die typische rosa Zeichnung, die Angel aufwies. Sie besaß ebenfalls blaue Augen und hatte meine aalglatten Haare. Sie wirkte wie eine zarte zerbrechliche Elfe und jeder der sie sah, war wie verzaubert, weil sie so außergewöhnlich aussah. Zu guter letzt, war da noch Giulia. Sie würde bald 16 werden und bereitete mir Kopfschmerzen. Ich biss mir an ihrem starrsinnigen Verhalten regelrecht die Zähne aus und nicht selten eskalierte die Situation. Ich weiß nicht genau ,wann dieser Punkt kam, aber je älter sie wurde, umso mehr zerbrach unser gutes Verhältnis, was wir einst hatten. Es tat mir weh, dass sie machte was sie wollte und sich nie an das hielt, was ich ihr sagte. Teilweise war es sogar so, dass sie Fehler zu suchen schien, die nicht existierten und ich war immer Schuld. Egal um was es ging, ich war die böse Mutter die ihr Leben zerstörte. Das schlimmste war jedoch, dass sie sich häufig in Gefahren brachte und Angel zu weich zu ihr umging. Sie musste nur bei ihm ankommen und ihn um etwas bitten und schon gab er klein bei. Besonders brenzlig wurde es, wenn ich das Wort „NEIN" verwendete und sie regelrecht ausflippte. So viel also zu unseren Ablegern. Wichtig zu erwähnen wäre noch, dass unsere Kinder nicht nur allesamt hübsch und auf ihre Art und Weise bissig waren, sonder auch unglaublich intelligent und begabt. Sie hatten Fähigkeiten, die schwierig zu Kontrollieren waren und wenn sie diese falsch nutzten, führte dies womöglich zu Problemen die wir nicht gebrauchen konnten. Die Zwillinge zum Beispiel konnten aus jedem Scheiß irgendwelche Waffen zusammen basteln und waren besonders von Cherry's Sprengstoff angetan, den sie regelmäßig entwendeten, um damit zu experimentieren. Egal wie sehr wir aufpassten, sie fanden immer Wege, um an verschiedenste Materialien heranzukommen. Wir mussten uns mit dem Gedanken beschäftigen, die beiden in ihrem Forscherdrang auszulasten, damit sie nicht irgendwann auf die völlig schiefe Bahn damit gerieten. Unser Ältester, Bellamy, war ein Waffentalent, was aber vermutlich daran lag, das Angel früh mit ihm zum schießen ging. Außerdem war er klug und wusste, wie man sich zu benehmen hatte. Dadurch konnte er sehr geschickt verhandeln, was Angel bei der Arbeit gut gebrauchen konnte. Bellamy begleitete ihn oft zu Geschäftsterminen oder übernahm zeitweise die Führung im Studio. Dann wäre da noch meine Kleinste. Emilia war anders als die Anderen. Seit letztem Jahr beobachtete ich sie dabei, wie sie eine Aura aufbauen konnte. Dies geschah oft dann, wenn sie einen emotionalen Ausbruch bekam, was meist der Fall war, wenn sich ihre Geschwister verletzten. Sie war ein sehr emphatisches Wesen, was die Gefühle von anderen aufzusaugen schien. Ich bin mir noch nicht vollkommen sicher, aber ich bin der Meinung, dass ich sie neulich dabei beobachten konnte, wie sie das aufgeschlagene Knie von ihrem Bruder Lino heilte. Auch mit Tieren konnte sie gut umgehen und schien sie fast zu verstehen. Wir brachten sie regelmäßig zum reiten und mit ihren jungen Jahren, war sie bereits besser als die anderen in ihrer Einsteigerklasse. Ich war unglaublich stolz auf sie und ich brachte sie zu fast jeder Unterrichtsstunde, um ihr zuzusehen. Die mit Abstand erschreckendste Fähigkeit besaß allerdings unsere Große. Giulia hatte nicht nur einen explosiven, launischen Charakter, sondern war gut darin einem die Worte im Mund umzudrehen und konnte einem alles mögliche glaubhaft verkaufen. Außerdem konnte sie mit ihren Augen, den Willen von Anderen kontrollieren und war dazu Fähig, ihren Gegenüber in eine willenlose Hülle zu verwandeln. Aufgefallen ist es uns das erste mal, als sie mit gerade einmal 5 Jahren, Bellamy dazu brachte, etwas aus Angels Büro zu stehlen, wo die Kinder im Prinzip nichts zu suchen hatten. Ich weiß noch, dass er wie eine Marionette durch die Wohnung wandelte und nichts um sich herum mitbekam. Außerdem war sie sehr gelenkig und beschäftigte sich mit Gymnastik und Tanzen, worauf ich sehr stolz war, allerdings nutzte sie diese Kunst nicht unbedingt so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie hatte gefallen daran alle um ihren kleinen Finger zu wickeln und zog sich auch dementsprechend an, was auch häufig in den Schlagzeilen landete. „Wie der Vater so die Tochter!" Hieß es neulich im Klatschblatt, wo man sie halb nackt abgebildet hatte. Mir machte ihr benehmen Angst, da sie mit ihren jungen Jahren noch nichts vom Leben verstand. Wenn ich so über meinen verrücken Haufen nachdachte, wollte ich überhaupt nicht wissen, welches mögliche Talent unser Ungeborenes haben könnte. Ich machte gerade einige Yogaübungen, um mich zu entspannen, als Giulia pissig durch die Tür stürmte und in ihr Zimmer flüchtete. Die Tür flog hinter ihr zu und ich atmete einmal durch, bevor ich mich dazu entschied sie zu fragen, was das Problem sei. Ich klopfte einmal an und wartete vor der Tür, um sie nicht unnötig zu reizen. „Hey Sweetie... Was ist los?" Fragte ich vorsichtig durch die Tür. „Interesiert dich sowieso nicht, also zieh ab!" Rief sie wütend durch die Tür hindurch. Sie würde weiter ausflippen, wenn ich sie nicht in Ruhe lassen würde, dachte ich und entschied sie daher in Ruhe zu lassen. Darum konnte sich auch noch Angel kümmern, wenn er nach Hause kommen würde, dachte ich und beschloss mich auf das Sofa zu setzen. Auf einmal stellte sie ihre Musik auf Maximum und wollte mich vermutlich provozieren. Diese Aggro – Bitch Musik ging mir auch gehörig auf den Geist also entschied ich, die Wohnung zu verlassen und meine Kleinste aus dem Kindergarten abzuholen. Dann müsste ich ihre Launen zumindest nicht aushalten, dachte ich und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Meine kleine Emilia kam freudestrahlend in meine Arme gelaufen, als ich sie abholte und gab mir viele kleine Küsschen. Sie ging brav an meiner Hand und erzählte mir, was sie heute alles gemacht hatte. Es war erstaunlich wie viel sie mit uns sprechen konnte, da sie sonst eher schüchtern war und mehr mit ihrer Mimik und Gestik kommunizierte. Als wir zurückkamen, wurden wir direkt von Charlie begrüßt. Charlie liebte all unsere Kinder, aber zu Emilia hegte sie ein ganz besonderes Verhältnis und sie sah in ihr einen gefallen Engel. Sie passte einfach nicht in diese Welt und Charlie gab ihr etwas Orientierung, da sie im Grunde auch zu gut für die Hölle war. Sie teilten also mehr oder weniger das selbe Schicksal. Ihr war es auch zu verdanken, dass wir einen Platz in dieser Reitschule bekamen. „Hallo Emilia Kleines. Wie geht es dir?" Fragte Charlie sie und kniete sich zu ihr auf dem Boden. „Mir geht es gut! Wie geht es dir Tante Charlie?" Fragte sie zuckersüß. „Das ist ja wunderbar meine Süße! Mir geht es auch gut. Wollen wir deine Mama fragen, ob wir einen Ausflug zum Reiterhof machen dürfen?" Fragte sie Emilia und zwinkerte ihr zu. Mit glänzenden Augen sah sie zu mir hoch. „Natürlich darfst du gehen mein Schatz!" Sprach ich sanft und nickte Charlie zu. „Super! Dann ziehen wir uns besser um! Im Kleidchen reitet es sich so schlecht!" Scherzte sie und nahm ihre Hand. „Ach übrigens... Deine beiden Jungs sind hier irgendwo im Hotel unterwegs!" Rief mir Charlie zu und ich bekam Panik. Das musste wirklich ein Ende nehmen, dachte ich und beschloss Angel anzurufen. „Du musst dringend jemanden finden, der unsere beiden Genies auspowert... Ich weiß noch nicht was sie gerade tun, aber ich Wette es ist nichts Gutes!" Rief ich hysterisch durch das Telefon. „Beruhig dich Liebling ich mache mich auf den Weg. Bell schafft das hier ohne mich!" Erklärte er und legte dann auf. Ich packte mein Handy weg und durchsuchte das Hotel, aber ich konnte sie einfach nicht finden. Ich beschloss als letztes in unserer Wohnung nachzusehen und schloss ganz leise die Tür auf. Es war verdächtig still, was mich wunderte, weil ja Giulia eigentlich zu Hause sein müsste. Ich ließ meine Absatzschuhe vorne stehen und lief leichtfüßig durch die Wohnung und lauschte. Ich konnte zwar die Jungs noch nicht sehen, aber dafür hörte ich ein Telefonat meiner Großen. „Ich komme auf jeden Fall!... Hol mich einfach ab!" Sagte sie arrogant und schien ihr Telefonat dann zu beenden. Innerlich kochte ich, weil sie genau wusste, dass ich ihr das nicht erlauben würde. Ich beschloss aber noch die Füße still zu halten... Eventuell würde sie ja wenigstens den Anstand finden zu fragen, was ich zwar bezweifelte, aber ich wollte ihr wenigstens eine Chance geben. Ich schüttelte den Kopf und ging weiter durch die Wohnung, um zu horchen, ob die Zwillinge hier irgendwo waren. Ich legte meinen Kopf an ihre Zimmertür und wartete ab und tatsächlich. Sie mussten da drin sein. „Hab ich euch!" Rief ich und riss die Tür schwungvoll auf. „Was macht ihr wieder für Blödsinn?" Fragte ich streng und verlangte eine Antwort. „Wir wollten nur Daddy's Patronen pimpen!" Erkläre mir Elio und sah mich genervt an. „Ihr wolltet bitte was? Wo habt ihr die überhaupt her?" Wollte ich Wissen und erhob meine Stimme. Die zwei sahen mich erschrocken an und wagten es nicht mich anzulügen. „Aus dem Büro..." Gab Lino zu und senkte seinen Blick. „Ihr wisst genau, das ihr dort nichts verloren habt!" Schimpfte ich. Wie aufs Stichwort trat Angel durch die Tür und sah mit strenger Mine über mich herüber. „Was habt ihr angestellt?" Fragte er und legte eine Hand auf meine Schulter. „Wir wollten Hohlspitzgeschosse für dich bauen..." Nuschelte Elio und traute sich nicht hochzuschauen. Angel schaute wie ein Schwein ins Uhrwerk und ich meine, dass sein Mundwinkel kurz gezuckt hat. Ich stieß ihn in die Seite, weil er sie nicht noch bestärken sollte. „Her mit dem Kram!" Sagte er und ließ sich alles aushändigen. „Erwische ich euch nochmal in meinem Büro... Könnt ihr euch auf was gefasst machen! Habt ihr verstanden?" Drohte er ihnen. „Ja Dad..." Antworteten beide. „Ihr könnt euch rühren!" Sagte er und führte mich aus dem Zimmer raus. Wir gingen in das Büro und sobald die Tür geschlossen war untersuchte er die Patronen sofort. „Das ist ja... unglaublich..." Sagte er und nahm die Kugel unter die Lupe. „ANTHONY! Das ist doch jetzt nicht dein Ernst!" Sagte ich fassungslos und starrte ihn böse an. „Hast du eine Ahnung, was die zwei da gebastelt haben!?" Fragte er mich ungläubig und wusste offenbar selbst nicht ob er sauer, glücklich oder verzweifelt sein sollte. „Nein, aber du wirst es mir sicherlich erklären!" Sagte ich genervt. „Diese kleinen Dinger hier enthalten einen winzigen Sprengsatz. Trifft die Kugel auf das Objekt, macht es Boom!" Erklärte er und sah fasziniert aus. „Na wunderbar... Hast du gerade vergessen, dass die beiden erst 6 Jahre alt sind... Die jagen irgendwann noch die Bude in die Luft!" Regte ich mich auf und hielt mir den Bauch, weil mir die Aufregung zu viel war. „Okay Baby! Bitte reg dich nicht auf... Du hast ja Recht. Ich hab eine Idee, was wir mit den beiden machen!" Sagte Angel beruhigend und legte seine Arme um mich. „Ach ja?..." Sagte ich ungläubig und war ganz Ohr. „Ich rufe Carmilla Carmine an und frage sie, ob ihre beiden cleveren Töchter unsere Jungs unter ihre Fittiche nehmen..." Erklärte er ruhig. „Ich weiß ja nicht..." Grübelte ich und sah ihn leidend an. „Das wird das Beste sein Süße! Dann sind sie ausgelastet und dürfen das tun, was sie ohnehin die ganze Zeit machen... nur eben im Geschützen Rahmen..." Überredete er mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Von mir aus..." Gab ich nach und atmete schwer. „Ich werde heute Abend einen Termin ausmachen. Dann können sie ihr zeigen, was sie auf dem Kasten haben!" Sagte er grinsend und spielte mit der Patrone in seiner Hand. „Das war Problem Nummer 1!" Sagte ich betont und riss ihn aus den Wolken. „Was kommt denn jetzt noch?" Fragte er und fasste sich mit der Hand an den Kopf. „Giulia hat sich für heute Abend verabredet! Hab es genau gehört und wehe du erlaubst es ihr! Ich vermute sogar, dass sie einfach abhaut! Du kannst also schon mal E.M.P beauftragen..." Sagte ich launisch und verdrehte die Augen. „Vielleicht will sie ja nur langweiligen Teenie Kram machen..." Antwortete Angel und schien nicht halb so ergriffen von der Angelegenheit zu sein, wie ich. „Das glaubst du doch im Leben nicht!" Zischte ich und verließ das Büro schlagartig. „Ach Babe..." Sagte er und kam mir hinterher, aber ich reagierte gar nicht und riss Giulias Zimmertür auf, um sie zur Rede zu stellen. In mir brannte eine Sicherung durch, weil Angel sich wieder auf ihre Seite stellen würde. Ich schaute mich im Zimmer um und musste feststellen, dass sie schon weg war. „Ich hab es doch gesagt! Lino! Wo ist deine Schwester?" Fragte ich aggressiv. „Die ist eben erst zur Tür raus..." Antwortete er erschrocken. „Dieses kleine Biest!" Schrie ich und rannte zum Balkon um hinunter zu sehen. Dann sah ich sie. Knapper Minirock, Netzstrümpfe, Bauchfrei und Lederstiefel. „Deine Tochter!!!" Schrie ich Angel an und zeigte hinunter. Zur Krönung mussten wir mitansehen, wie sie auf das Motorrad von irgendeinem Typen stieg, den wir nicht kannten. „Langweiliger Teenie Kram!" Zitierte ich ihn übertrieben und sah ihn finster an. Ich beobachtete wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Er nahm sich sein Telefon zur Hand und rief Bellamy an. „Ich hab einen Auftrag für dich mein Sohn..." Sagte er bitter und steckte sich eine Kippe an. „Schaff deine Schwester nach Hause..." Sagte er und legte den Hörer wieder auf. Ich verließ die Balkonterasse und schnappte mir ein Glas Apfelschorle. Diese Aufregung tat mir nicht gut und ich versuchte mich zu beruhigen. Angel kam wieder rein und schien sich etwas gefangen zu haben. „Mach dir keine Sorgen Baby... Sie kommt wieder! Und dieses Mal werde ich sie nicht davon kommen lassen..." Versprach er mir und legte seine Hände auf meinen Bauch. Ich verlor eine Träne, da ich Giulia so sehr liebte und es mein Herz in kleine Stücke zerbrach, wenn sie so drauf war. Ich legte meinen Kopf auf Angels Brust und hoffte, dass sie heile zurück kommen würde...

Die Storry von Scarlett wird hier ein Ende finden. Ich werde einen zweiten Teil beginnen, in dem es um Giulia gehen wird. Wenn ihr also weiter lesen wollt, schaut mal rein.

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