Angel bei der Arbeit

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Betrübt setzte ich mich in den Aufenthaltsbereich des Hotels und verkniff mir die Tränen. Ich wollte ja nicht daran denken, was er tun musste, aber es fiel mir wirklich schwer und die Gedanken daran quälten mich. Ich blickte mich im Raum um und überlegte, was ich die nächsten Stunden tun könnte um mich abzulenken. Dann sah ich den Fernseher und entscheid mich diesen einzuschalten. Genaugenommen, habe ich die letzten Wochen noch nicht einmal in diese Flimmerkiste gestarrt und wurde neugierig, was mich erwarten würde. Würde das Programm so sein wie auf der Erde? Ich schaltete ein und verschaffte mir einen Überblick in der Programmleiste. Ich musste schlucken als ich sah, dass es verdammt viele Pornosender gab. „Super Ablenkung!" Knurrte ich leise und schloss diese Übersicht schnell wieder und landete auf einem Informationssender, wo aktuell die Nachrichten liefen. Ich lauschte den Nachrichten und lümmelte mich in die Couch. Die Nachrichtensprecherin und ihr Kollege berichteten über Chaos in der Stadt, darüber das die Engel bald wieder angreifen würden und das Charlie alle Verhandlungen vermasselte. „Das stimmt doch überhaupt nicht!" rief ich empört! Jetzt wusste sich auch wieder, warum ich fernsehen nicht ausstehen konnte und hätte am liebsten etwas gegen diese Röhre geschmissen. Wenigstens versuchte Charlie die Engel umzustimmen und sah nicht tatenlos zu, dachte ich. Dann kam noch eine Eilmeldung. „Heute Abend gibt es Starbesuch im House of Asmodeus!" Sprach die Moderatorin mit erhöhter Stimme. „Es wird eine Liveübertragung der heutigen Auftritte geben! Das gab es vorher noch nie!" rief sie aufgeregt. „Aber wie kommen wir nur zu diesen exklusiven Einblicken?" Fragte schließlich ihr Kollege. „Gut das du Fragst, Tom. Kein anderer, als der berühmte Pornostar, Angel Dust, legt dort heute einen Auftritt hin!" Gab sie ihm als Antwort. „Wow, na wenn das so ist, lassen wir uns Überaschen!" „Genau, vergessen sie also nicht einzuschalten. Die Liveübertragung beginnt um 21 Uhr!" Ich schaltete den Fernseher aus und saß mit weit aufgerissenen Augen, wie eingefroren da. Das schlimmste war, dass ich wirklich mit dem Gedanken spielte einzuschalten und beschloss Husk um Rat zu fragen. Ich stand von meinem Platz auf und ging etwas steif zur Bar herüber. „Husk hast du mal eine Minute?" Begann ich meine Frage. „Was hast du denn Kleine?" Fragte er mit hochgezogener Augenbraue und reichte mir ein Getränk. Ich nahm einen Schluck und erzählte ihm, was ich eben gesehen hatte und wollte nun Wissen, was ich tun sollte. „Wenn Angel einen Liveauftritt hat wird nicht zu viel gezeigt werden!" Antwortete Husk mit einer glaubhaften Ausstrahlung. „Was macht dich da so sicher?" Fragte ich skeptisch. „Ganz einfach, Valentino verdient mit Angel viel Geld! Die Dämonen, die sich das ansehen heute sollen angefixt werden, damit sie für mehr bezahlen!" entgegnete mir Husker. „Hmm... Das ergibt Sinn!" Stotterte ich. Dann sollte ja eigentlich nichts dagegen sprechen sich diese Sendung anzusehen, dachte ich. „Wollen wir uns die Sendung heute Abend alle zusammen anschauen? Ich könnte Snacks vorbereiten!" Rief ich aufgeregt! „Warum eigentlich nicht!" Brummte Husk. „Aber du fragst die anderen!" Fügte er hinzu. Er konnte seinen Satz gerade so zu Ende sprechen, da stürmte ich durch das Hotel und fragte jeden einzelnen, ob er Lust auf einen Fernsehabend hatte. Sogar Alastor, den gruseligen Eigenbrötler, fragte ich. Allerdings hielt er nicht viel von dieser Idee und entschuldigte sich. „Bedaure Darling, aber ich bin kein großer Freund von dieser Flimmerkiste!" grinste er verstörend und machte kehrt. Alles klar, dann halt nicht, auch gut, dachte ich mir und ging ebenfalls. Ich hüpfte in die Küche und fing an alles mögliche vorzubereiten! Ich bereitete frisches Butterpopcorn zu und backte ein paar Schokoladenmuffins, die ich mit Streuseln verzierte. Außerdem schnitt ich Gemüse in dünne Streifen und machte dazu verschiedene Dips. In einem der vielen Schränke, fand ich noch Chips und schüttete diese in Schüsseln. „Fertig!" rief ich mit Begeisterung. Nun musste ich nur noch den Aufenthaltsraum vorbereiten. Ich schob die Möbel ein wenig um, damit alle eine optimale Sicht hatten. Ich schob Tische neben den Fernseher und baute dort alles auf. Dann schaute ich mich nochmal um und checkte ab, ob ich an alles gedachte hatte. Mittlerweile war es fast 20 Uhr und ich spürte eine gewisse Nervosität in mir aufsteigen. Als ich Anthony zum ersten mal begegnet bin, war ich überwältigt von seinem Auftritt. Um mir die Zeit ein wenig zu vertreiben, beschloss ich mich an die Bar zu setzen. Husk putzte einige Gläser und sortierte diese zurück. „Kann ich irgendwas für dich tun?" Fragte er schließlich. „Ähm... Nein, alles gut. Ich wollte mich eigentlich nur ein wenig zu dir setzen." Polterte es aus mir heraus. Er musterte mich und meinte dann nur: „ Na wenn du das sagst, Süße." Und widmete sich wieder seinen Gläsern. Ich checkte nochmal mein Handy, welches mir Vaggie überlassen hatte. Ich öffnete meinen Chatverlauf und wunderte mich nicht darüber, dass ich keine Nachrichten von Angel hatte. Er schreibt mir nicht, wenn er arbeitet. Ich schickte ihm einfach nur ein Herz und schloss den Chat. Die Zeit verging und allmählich versammelten sich alle unten und wir suchten uns ein Plätzchen. Ich setzte mich neben Vaggie und Charlie und spielte mit meinen Fingern herum. Vaggie bemerkte mein Verhalten. „Bist du sicher, dass du dir das ansehen möchtest?" Fragte sie etwas besorgt. „Ja! Außerdem möchte ich auch die anderen Auftritte sehen. Was ist das überhaupt für ein Ort? Hört sich ja sehr speziell an." Fragte ich und versuchte damit vom Thema abzulenken. „Asmodeus ist einer der 7 deadly sins und der Dämon der Lust! Ihm gehört ein Nachtclub, eine Art Varieté." Erklärte mir Charlie. „Es ist auch sehr schwer, dort hineinzugelangen. Oft muss man eine lange Zeit vorher buchen!" Fügte Vaggie hinzu. „Das ist ja dann ein riesen Ding!" Stotterte ich und starrte zum Fernseher. Dann erschien ein Countdown und die Übertragung begann. Ich knabberte nervös an einem Karottenstück herum. Man sah wieder die beiden Nachrichtensprecher, die direkt vor Ort waren und vor dem Eingang standen und die geladenen Gäste und Performer interviewten. Dann kam schon der nächste Wagen vorgefahren und wir alle konnten beobachten, wie Angel aus dem Wagen stieg, natürlich inBegleitung von Valentino. Er sah so gut aus und ging Selbstbewusst über den roten Teppich, ehe er von einem Blitzlichtgewitter überrannt wurde. „Ich freue mich schon euch heute Abend einzuheizen!" zwinkerte er in die Kamera und stolzierte dann mit Valentino durch die Eingangstür. Ich musste schlucken. Mein innerer Monolog kämpfte gegen die Eiversucht an, die ich empfand. Ganz ruhig Scarlett, beruhigte ich mich innerlich. Dann liefen noch irgendwelche Clowns über den Teppich und sogar diese Verosika Mayday war engagiert worden. Charlie und Vaggie flippten voll aus, als sie das sahen. Ganz zum Schluss kamen noch dieser Ozzie und sein Kommentator „Fizzarolli" vorgefahren. „Das ist ja ein komischer Name." Sagte ich und kratzte mir den Kopf. „Fizzarolli ist ein Entertainer durch und durch. Er begleitet die Show heute Abend!" rief mir Sir Pentious zu und schien sich sehr darüber zu freuen. Er scheint wohl ein Fan zu sein, dachte ich. Der Bildschirm schaltete um, zu einer Übertragung im inneren des prächtigen Gebäudes. Die Kamera drehte sich und wir konnten einen Einblick in den Besucherbereich werfen. Eine edle Lounge mit hübsch arrangierten Tischgruppen befanden sich perfekt verteilt vor der Bühne. Die Bühne war riesig und es gab einen langen, breiten Laufsteg, der am vorderen Ende abgerundet war. An den Seiten hingen Käfige mit Tänzerinnen, die in perfekter Pose auf ihren Einsatz warteten. Mir fiel fast die Kinnlade runter und auch die anderen staunten nicht schlecht. „Das sieht ja Hammer aus!" zischte Sir Pentious und knabberte sein Popcorn. Dann stellte sich die Kamera auf die Bühne ein und Fizzarolli kam auf die Bühne gelaufen. Er sang etwas und begrüßte das Publikum, bevor er den ersten Act ankündigte. Dann verschwand er von der Bühne und zwei hübsche Mädchen kamen auf die Bühne. Sie waren Clowns und führten ein paar Kunststücke auf. Am besten gefiel mir der Teil, wo sie anfingen zu schweben. „Wie machen die das?!" Staunte ich. „Scharlatane!" Schnaubte Husk und grinste. „Mit so billigen Tricks kann man mich nicht beeindrucken!" rief er. Nach dem die beiden von der Bühne verschwunden waren, wurde eine Liste mit den Darstellern eingeblendet. „Bitte was!" schrie ich entsetzt. „Warum ist Angel zum Schluss dran?!" „Marketing! Damit keiner abschaltet!" sagte Husker trocken. Dann ging es weiter und die Auftritte wurden von mal zu mal besser. Vor Angel war Verosika dran, die eine Hammer Performance hinlegte mit vielen Effekten. Ich war total geflasht und hatte fast schon wieder vergessen, welche Wirkung ihr Gesang hatte. Leicht berauscht und wie gebannt sah ich auf den Bildschirm. Endlich wurde Angel angekündigt und Pinke Scheinwerfer beleuchteten die Bühne. Nebel und eine Tanzstange erschienen und meine Pupillen weiteten sich. Ich fühlte mich wie hypnotisiert. Die Musik startete und Angels Silhouette, kam hinter einem seidigen hellen Vorhang zum Vorschein. Die Musik startete und der Vorhang fiel. Er trug einen schwarzen Bodysuit mit tiefem Ausschnitt, Dazu schwarze Lederboots und ein Lederhalsband. Er fing direkt an zu tanzen und zu singen und wurde von zwei Hübschen Tänzerinnen begleitet. „Ich wusste gar nicht das er auch singen kann!?" Platzte es aus mir heraus. „Tja, unser Angel steckt eben voller Überraschungen!" rief Husk mir entgegen. Sein Auftritt war wirklich krass. Wie konnte man sich so elegant und sexy bewegen?! Aber der Text seines Songs traf mich mitten ins Herz. Vorallem die letzten Zeilen. (Siehe „Poison") Unauffällig rollte mir eine Träne über die Wange. Wie sollte ich ihn nur befreien? Ich wollte sein Grund sein durchzuhalten oder war ich nur ein kläglicher Ablenkversuch von seiner grauenhaften Wirklichkeit? Der Auftritt fand sein Ende und ich befand mich mit meinen Gedanken auf einem ganz anderen Planeten. Wie Husk es vorausgesagt hatte, ging es nur darum Angel zu vermarkten, aber es steckte so viel hinter dem Text seines Songs, dass es mich traf wie ein Schlag. Man hätte mich auch gegen eine Steinwand schleudern können, so fühlte ich mich grade. Ich verhielt mich unauffällig und beschloss ins Bett zu gehen. Die anderen blieben noch etwas vor dem Fernseher sitzen und schauten sich die Afterparty an. Ich war verzweifelt und fühlte mich von meinen Gedanken erdrückt. Traurig ging ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Das erste mal das ich mein eigenes Bett nutzen würde. Ich kauerte zusammengerollt da und weinte mir die Augen aus dem Kopf. Was sollte ich nur machen. Ich besaß keinerlei Macht und konnte nicht einmal meine Extragliedmaßen heraufbeschwören. Gar nichts könnte ich, also wie sollte ich ihm Helfen. So blieb ich liegen und hoffte, dass ich einfach einschlafen würde. Plötzlich hörte ich meine Türklinke und jemand trat leise in mein Zimmer. Ich erschrak und drehte mich um. „Anthony, du bist schon zurück?" Fragte ich sichtlich irritiert und mit zitternder Stimme. Man sah mir mit Sicherheit an, dass ich geheult habe. So ein verdammter Misst, dachte ich. „Was machst du hier?" Warum bist du nicht in unserem Zimmer?" Fragte er mich verwirrt. „Hast du etwa geweint? Wer hat dir Wehgetan?" Platzte es anschließend aus ihm heraus. Na ganz toll, was sollte ich ihm denn jetzt sagen. Ich fing wieder an zu weinen und war überfordert mit seiner Anwesenheit. Im Grunde wusste ich nicht einmal selbst, warum ich hier rüber gegangen bin. Er kam schnell auf mich zu uns setzte sich neben mich, um mich zu umarmen. „Baby, was ist los?" fragte er mit sanfter Stimme. „Ich hab deinen Auftritt im Fernsehen gesehen." Schluchzte ich. Er schaute mich ein wenig leidend an. „Ich schwöre ich wollte mich nur ablenken mit dem Fernsehprogramm und deine Show an sich hat mir auch gefallen... aber der Text..." Platzte es hektisch aus mir heraus. „Psst... Bitte weine nicht mehr, ich bin dir nicht böse, aber ich glaube wir müssen morgen darüber reden. Du musst zur Ruhe kommen." Sagte er ruhig und legte mir seinen Finger auf meine Lippen. Ich konnte nicht anders als in zu umarmen und auf seinen Schoß zu krabbeln. Kommentarlos stand er mit mir in seinen Armen auf und trug mich in sein Zimmer. Oder sollte ich nun lieber sagen unser Zimmer?! Ich klammerte mich fest an ihn und wollte ihn nicht mehr loslassen. Er setzte sich mit mir auf sein Bett und flüsterte mir ins Ohr: „Ich liebe dich sehr, aber ich muss jetzt wirklich duschen, Babe." Ich lockerte meinen Griff und ließ ihn aufstehen. Er verschwand im Bad und ich zog mir meinen Jogginganzug aus und hüpfte unter die Bettdecke. Ich schnappte mir mein Handy und schaltete leise Musik an. Ich machte irgendeine Playlist an und lauschte der Musik. Es lief Apache „Doch in der Nacht". Nicht sehr aufheiternd dachte ich und schmollte. Im Anschluss lief dann „Wieso tust du dir das an?". Also jetzt reicht es aber, dachte ich und wurde wütend. Ohne zu Zögern schmiss ich mein Handy gegen die Wand und schrie: „Ich hab genug von den Medien!" Angel kam erschrocken aus aus dem Badezimmer. Das blöde Lied dudelte immer noch vor sich hin. „Schalt das aus, Bitte!" Schrie ich verzweifelt und fing wieder an zu weinen! Er hob das Handy auf, schaltete es aus. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Okay Baby ich glaube wir müssen doch jetzt reden... Ich ertrage es nicht dich so zu sehen!" Er kam auf mich zu und setzte sich neben mich. „Schau mich an!" sagte er fast flehend. Ich tat was er sagte, aber brachte kein Wort über die Lippen. „Glaubst du wirklich, dass ich so ein Arsch bin und mit deinen Gefühlen spielen will?" Fragte er ernst. „Nein, aber..." Ich konnte meinen Satz gar nich beenden, da unterbrach er mich indem er mich küsste. Ich erwiderte seinen Kuss und verwarf meine abscheulichen Gedanken. Dann schaute er mir in meine hellblau, leuchtenden Augen und streichelte meine Wange. „Bitte merke dir, dass Angel Dust nicht echt ist! Mein Herz gehört nur dir!" flüsterte er mit Nachdruck. Ich glaubte ihm natürlich und fiel ihm nochmal in die Arme. „Es tut mir leid!" Jammerte ich. „Nein mir tut es leid, weil ich dich in meine Angelegenheiten mit rein ziehe..." Sagte er nun mit gebrochener Stimme. „Ich werde eine Lösung finden, damit umzugehen..." Flüsterte ich. „Ich muss dir noch was beichten..." Begann er seinen Satz. „Ich habe nach dem heutigen Auftritt viele neue Aufträge und werde Überstunden machen müssen... Aber immerhin werde ich einen vernünftigen Anteil des Geldes einnehmen." Sprach er zerknirscht. „Ich will es dir nicht so schwer machen, ich bemühe mich nicht eifersüchtig zu sein!" Versprach ich. Wir legten uns hin und schliefen eng umschlungen ein.

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