Entführt

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Ich fühlte mich wie versteinert. Was sollte ich sein? Schwanger? Niemals! Ich war schließlich kein Mensch mehr und hatte meine Chance gehabt! Wie sollte das möglich sein? Die Tatsache, dass mich alle anstarrten und Angel, seinem Gesichtsausdruck zu Folge, gleich Ohnmächtig wurde, machte es mir nicht leichter. „Meint ihr er hat Recht?" Fragte Husker nachdenklich und brach somit das Schweigen. „Naja... so oft, wie die beiden vögeln?!" Antwortete Cherry mit einem perversem Grinsen und boxte Angel gegen die Schulter. Ich brachte es nicht fertig etwas zu sagen und Angel stand immer noch kreidebleich da und schien gedanklich Lichtjahre weit entfernt zu sein. Ich setzte mich und versuchte tief durchzuatmen. „Ist das ganze nicht völlig verrückt? Was ist, wenn sich Alastor nur einen Spaß erlaubt hat. Ich sollte jemanden aufsuchen, der sich damit auskennt und mir sagen kann, ob das überhaupt möglich ist. Schließlich bin ich alles andere als lebendig!" Sagte ich zurückhaltend und hatte Mühe meine Gedanken auszusprechen. „Du könntest Recht haben. Ich kenne da jemanden, der sich eventuell damit auskennt..." Brummte Husk und grübelte. „Wo muss ich hin?" Fragte ich ihn und verspürte eine starke Nervosität. „Du musst in die Kannibalen - Stadt. Ist etwas unangenehm in dieser Gegend, aber dort gibt es einen kleinen Laden. Der Alte dort betreibt Voodoo - Zauberei und könnte womöglich wissen, womit wir es zu tun haben!" Sagte er etwas finster. Ich musste schlucken. Ich sollte also zu irgendeinem Voodoo Hokuspokus Laden gehen? Mein Gott, gibt es hier keine normalen Ärzte?! „Bist du dir sicher, dass der Typ mich nicht eher auffrisst? Fragte ich Husk verunsichert. „Ist mehr oder weniger n alter Freund und schuldet mir einen Gefallen! Ich werde ihm Bescheid sagen, dass du kommst!" Sagte er. Angel stand da, wie eine Eisskulptur. Männer! Wenn es ernst wird, kann man sie in die Tonne kloppen. „Ich werde dann mal los..." Sagte ich zaghaft und hoffte, dass Angel sich rühren würde, um mich zu begleiten. „Keine Angst Süße, ich kümmere mich um den hier!" Rief Cherry mir hinter her und boxte symbolisch in ihre Faust. Das ist mal wieder typisch Cherry, aber von mir aus, konnte sie ihn ruhig verdreschen. Ich verließ das Hotel und begab mich also in den Kannibalen Distrikt. Unangenehm war noch nett umschrieben. Diese Kreaturen hatten wirklich einen gehörigen Dachschaden und alles was ich wollte, war auf schnellstem Wege aus diesem Stadtteil zu entkommen. An der nächsten Kreuzung musste der Laden sein, was mich dazu veranlasste hastiger voranzuschreiten. Nun stand ich vor einem Geschäft mit dunklen Fenstern und einer Menge merkwürdigen Krimskrams in den Schauläden. Ich versuchte mich noch einmal zu beruhigen und betrat dann schließlich den Laden. Eine Klingel läutete, als ich hinein trat und es roch muffig. Ich meinte sogar den Geruch von Graberde wahrzunehmen. Ich wurde sehr schnell von einem alten Mann mit grünen Augen und lenksgestreiftem Anzug begrüßt. „Hallo, Liebchen. Du bist also der kleine Sonderfall von dem mir Husker Bericht erstattet hat." Sagte er in einer ruhigen, fast schon freundlichen Tonlage. Er reichte mir seine Hand. „Komm ruhig Kindchen ich beiße nicht. Jedenfalls nicht meine Kundschaft!" Scherzte er und lachte. Zögerlich ließ ich mich darauf ein, ihm die Hand zu reichen und stellte mich noch einmal vor. Er führte mich in ein Hinterzimmer. Ich sah mich neugierig um, da der Raum etwas mystisches an sich hatte, was mich in eine Art Trance versetzte. Ich konnte einen kleinen runden Tisch mit einer grün leuchtenden Kugel darauf erkennen, eine Pritsche und Arztwerkzeug, verschieden große Körbe mit Deckeln und kleine Schrumpfköpfe, die an der Decke hingen. Er machte eine Handbewegung und deutete auf die Pritsche. „Setz dich, Setz dich. Husk hat mir nicht eindeutig erzählt, worum es sich bei deinem Fall handelt. Würdest du mir dein Problem einmal schildern? Fragte er höflich und setzte sich eine Brille auf die Nase. „Nun ja, also ob es ein Problem ist, wird sich noch zeigen..." Sagte ich schüchtern. „Ich würde gerne wissen, ob die Möglichkeit einer Schwangerschaft besteht..." Sagte ich und errötete. Das ganze hier fühlte sich absurd an. „Verstehe, verstehe! Das ist in der Tat etwas außergewöhnliches!" Sagte er nachdenklich. „Wie kommst du denn auf diese interessante Hypothese?" Fragte er interessiert. Ich seufzte und erzählt ihm dann, von meinen Symptomen und das Alastor diese Behauptung aufgestellt hätte. Der Greis hörte mir sehr interessiert zu. „Das sind in der Tat sehr menschliche Anzeichen einer Schwangerschaft." Sagte er und nahm eine überlegende Haltung ein. „Ich werde dich untersuchen Mädchen. Mach es dir bequem und zieh mal deine Bluse ein Stück höher!" Sagte er Zielstrebig. „Einen solchen Fall hatte ich schon lange nicht mehr!" Fügte er noch aufgeregt hinzu und rieb sich die Hände. „Schon lange nicht mehr?... Also besteht die Möglichkeit?!" Fragte ich aufgebracht. „Jetzt beruhige dich Schätzchen, das ist eine wahre Seltenheit!" Gab er mir zu verstehen. Ich legte mich hin und versuchte ruhig zu bleiben. Ich beobachtete den Alten, wie er eine Art Pulver herstellte. Er schmiss allerlei Kräuter in ein steinernes Gefäß und zerkleinerte alles mit einem Mörser, bis ein feiner graugrüner Staub entstand. Zusätzlich holte er noch ein Maßband und eine Art Hörrohr. „Ich werde nun die Schatten befragen, ob dein Körper ein Kind in sich tragen könnte!" sagte er und wendete sich wieder mir zu. Er warf das Pulver mit einer raschen Handbewegung auf meinen entblößten Bauch und begann etwas zu sprechen, auf einer Sprache die ich nicht verstand. Seine Augen begannen zu leuchten und das Pulver verteilte sich, wie eine Art Nebel über mir und färbte sich schwarz und weiß. Die beiden Farben verschmolzen miteinander. Ich bildete mir ein, dass dies Angel und ich darstellen sollten, aber verwarf meine Eindrücke schnell wieder. Der Alte sah mich an. „Die Schatten haben gesprochen! Du könntest ein Kind tragen. Eure Verbindung ist mächtig und rein!" Sprach er ernst. Mir blieb fast das Herz stehen. Wollte er mir gerade weiß machen, dass Angel und ich Kinder bekommen könnten? Oh Gott, dachte ich. Er legte die Hände auf meinen Bauch und fing an ihn abzutasten. Dann schnappte er sich ein Maßband und fing an von meinem Bauchnabel an bis zum Schambein zu messen. „Deine Gebärmutter hat sich aufgebaut und ist geschwollen. Mit bloßem Auge noch nicht sichtbar, aber..." Er unterbrach seinen Satz und nahm sich zum Schluss das Hörrohr und lauschte an verschiedenen Stellen. „Da haben wir es..." Rief er aufgeregt. „Das ich das nochmal erleben darf!" Sagte er Jubelnd. „Was soll denn das jetzt heißen?" Fragte ich völlig entgeistert. „Junge Dame, du erwartest ein Kind!" Sagte er seriös und nickte mir zu. Ich starrte einfach nur ins Leere, da ich nicht glauben konnte was er sagte. Eine Träne entwich mir und ich schluckte schwer. Angels Reaktion vorhin, war alles andere als rosig. Noch ein Kind war zu viel. Ich fand keine Antwort darauf, was ich ihm sagen sollte. Tief im inneren wusste ich, dass er mich liebte, aber würde unsere Verbindung das aushalten? Ich hatte keinen wirklichen Job und Angel hing an der Leine von Valentino, diesem Bastard. Ich versuchte mich zu sammeln und wollte mich gerade Verabschieden, da sagte der Alte: „Liebes, tu mir einen Gefallen und komme bitte alle 4 Wochen zur Untersuchung!" Ich musste zugeben, dass ich ihm irgendwie vertraute und willigte ein, bevor ich mich auf dem Weg zum Hotel machte. Ich war sehr unkonzentriert und ging einfach verloren durch die Straßen. Ich bemerkte nicht, dass man mir auflauerte, bis es zu spät war und in ein Fahrzeug hineingezerrt wurde. Ich wollte schreien, aber man hielt mir ein Tuch mit einer Flüssigkeit vor die Nase und ich viel in Ohnmacht.
Im Hotel:
Cherry holte zum Schlag aus und verpasste Angel gehörig eine in die Magenkuhle. „Du Vollidiot!" Schrie sie ihn an und rüttelte an seinen Schultern. „Fuck, Cherry!" Jaulte Angel auf und hielt sich den Bauch. „Du lässt deine vermutlich schwangere Freundin alleine zum Hexendoktor gehen?! Interessiert dich gar nicht, ob an dem ganzen etwas dran ist?!" Fragte sie aufgebracht. „Nein so ist es nicht!" Keifte er los. „Ach nein?!" Wie ist es denn dann?" Fragte sie mit erhabener Stimme. „Ich habe einfach Schiss, okay?" Murrte er vor sich hin und drehte sich mit verschränkten Armen von ihr weg. „Meinst du deiner kleinen Perle geht es anders?!" Fragte sie belehrend. „Nein, aber..." „Nichts aber!" Unterbrach sie ihn unsanft. „Sie würde das Kind austragen und nicht du! Weißt du, was da in einem abgeht!?" Rief sie hysterisch. „Woher willst du wissen, was sie denkt?! Sind wir mal ehrlich ihr beide seid doch wie Tag und Nacht!" Brummte er und verdrehte die Augen. „Ich weiß was in ihr vorgeht, weil ich in meinem menschlichen leben schonmal schwanger war..." Entwich es ihr mit einem Hauch von alter Traurigkeit. Auf einmal löste sich Angels Blick auf und wurde weich. „Cherry... Das wusste ich nicht..." Sprach er und schämte sich für seine Worte. „Bin ich auch nicht stolz drauf. Hab es damals gehörig verkackt weißt du... Hab's verloren, weil ich feiern gewesen bin und bereue es heute noch!" Ihre Stimme wirkte zerbrechlich und kühl. Zum ersten mal fühlte sich Cherry ein wenig verbunden mit Scarlett und sie hätte ihr liebend gern zur Seite gestanden. Angel sah Cherry immer noch an und konnte nicht fassen, was ihm seine besten Freundin soeben offenbart hatte. Das hätte er sich nie im Leben ausmalen können und es tat ihm abgrundtief leid. Jetzt begriff er auch allmählich, dass er Scarlett alleine gehen ließ und fing an sich Vorwürfe und Sorgen zu machen. Er starrte auf die Uhr und stellte fest, dass es eine ganze Weile her war, seit sie gegangen ist. Auch Cherry wurde unruhig und schlug Angel vor nach ihr zu suchen. Kurz bevor Sie losgingen, bekam Angel einen Anruf. „Shit! Mein Boss ruft an!" Rief er und biss die Zähne zusammen. „Ja Val?" Angel hörte Schreie durch das Telefon und stellte auf laut. Dann sprach Valentino in den Hörer: „Du hast wohl gedacht, ich würde nicht bemerken, dass du mir meinen kleinen Wildfang gestohlen hast. Ich werd euch jetzt beide dafür bezahlen lassen." Er lachte dreckig und hielt Scarlett den Hörer ans Ohr. „Sag ihm auf wiedersehen!" Ermahnte er Sie bedrohlich. Man konnte sie weinen hören. „Angel nicht..." Dann brach ihre Stimme ab, wie als wenn ihr jemand den Mund zuhalten wurde. Es klang sehr dramatisch im Hintergrund und Valentino beendete den Anruf. „FUUUCCKK!" Schrie Angel und warf das Telefon in die Ecke! „Und genau davor hatte ich Angst! Dieser Wixxer, weiß einfach zu viel, wegen diesem Spinner Vox." Verzweifelt lief er im Raum auf und ab und fühlte sich zutiefst überfordert, da er keine Macht über Valentino hatte. Es war ihm nicht möglich, die Hand gegen ihn zu erheben und das nutzte er aus. Valentino bestrafte und folterte Angel zu gern, aber dieses mal würde er zu weit gehen!

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