Alltagsstress

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Seit dem Antrag, stand ich unter enormen Stress. Zum einen waren da die Hochzeitsvorbereitungen, die auf Hochtouren liefen, da Anthony mich so schnell wie möglich heiraten wollte, wogegen ich absolut nichts hatte, im Gegenteil, aber wir hatten noch so viele andere Verpflichtungen zu erfüllen. Zum anderen war da das Hotel, welches immer mehr Sünder aufnahm und beherbergte. Charlie brauchte also jede Unterstützung, die sie kriegen konnte. Dann war da noch klein Bellamy, der mit seinen anderthalb Jahren einen ziemlichen Dickkopf entwickelte und die Arbeit im Studio, bei der ich Anthony als Tanztrainerin assistierte. Mein Terminkalender sprengte wirklich den Rahmen. Am schlimmsten war allerdings, dass mein Geduldsfaden an einem seidenen Faden hing und die Tänzer und Tänzerinnen, die mir Angel überließ, blutige Anfänger waren. Sie konnten im Prinzip nichts und sahen nur passabel aus und aus denen sollte ich jetzt etwas machen, was sich auf der Bühne sehen ließ. Neulich eskalierte eine Situation und eines der Mädchen lief weinend aus meinem Studio. Angel bekam meinen Wutausbruch mit und war alles andere als angetan davon, dass ich so launisch war. Wir diskutierten darüber, aber irgendwie kamen wir auf keinen Nenner. Am liebsten hätte ich diese talentresistenten Clowns allesamt raus geworfen. Ich hoffte, dass der Wahnsinn bald ein Ende haben würde und fiel völlig kaputt auf den Sessel im Foyer. Ich hatte Kopfschmerzen und überlegte krampfhaft, wie ich meine Anfängertruppe trainieren sollte. Ohne Muskelaufbau und Ausdauer wird das einfach nichts, dachte ich mir. Ich beruhigte mich innerlich und beschloss bei Null zu beginnen. Vielleicht hatte ich einfach nur zu viel erwartet. Das erste Problem hatte ich erst einmal beseitigt, aber dennoch brauchte ich Strategien, wie ich mein Stresslevel mindern konnte. Ich musste mit Charlie reden und ihr wohl oder übel sagen, dass ich ihr in nächster Zeit nicht unter die Arme greifen konnte. Es fiel mir schwer, ihr dies mitzuteilen, da ich sie nicht enttäuschen wollte, aber so ging es nicht weiter. Es wäre ja auch nicht für immer. Wenn alles für die Hochzeit geplant und organisiert wurde, dann hätte ich auch wieder Kapazitäten, dachte ich und begab mich auf die Suche nach Charlie. Ich klopfte zunächst an ihre Zimmertür und wartete einen Augenblick. Sie öffnete mir die Tür und begrüßte mich fröhlich. „Hallo Scarlett, komm doch rein!" Sagte sie und freute sich offensichtlich mich zu sehen. Wir setzten uns und ich musste kurz darüber nachdenken, wie ich das Gespräch beginnen sollte. „Ich weiß nicht so Recht wie ich es sagen soll Charlie..." Begann ich und spielte verunsichert mit meinen Fingern herum. „Du kannst mir immer alles sagen! Was ist passiert?!" Fragte sie besorgt und berührte meine Hand. Sie war einfach so eine gute Seele und ihre Offenheit und fürsorgliche Art brachten mich immer wieder dazu, ihr alles zu erzählen. Wir redeten einfach über den Stress, den ich zur Zeit empfand und dass mir die Aufgaben über den Kopf wuchsen. Sie sah mich verständnisvoll an und sagte mir schließlich, dass sie sich das schon gedacht hatte und mich bewundern würde, da ich so fleißig war. „Scarlett es ist alles gut. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mich unterstützen willst, aber du brauchst dir wirklich keine Gedanken machen! Die Frage ist doch vielmehr, ob ich dir bei etwas behilflich sein kann?" Fragte sie mich ernst aber liebevoll. „Ehrlich gesagt gibt es da etwas..." Sagte ich zurückhaltend. „Raus mit der Sprache!" Sagte sie ernst und flachste nicht lange rum. „Ich würde in den nächsten Tagen gern Kleider anprobieren und wollte euch ohnehin fragen, ob ihr mich begleiten würdet. Ich könnte einen guten Rat bei der Auswahl gebrauchen..." Sagte ich und schaute sie fragend an. Nun kam wieder die Charlie zum Vorschein, die ich nur allzu gut kannte. Sie quietschte schrill auf und ihre großen Kulleraugen glitzerten mich förmlich an. „Heißt das ihr begleitet mich?" Fragte ich noch einmal in freudiger Erwartung nach. „Selbstverständlich! Ich kann es kaum erwarten!" Jubelte sie und erdrückte mich fast mit ihrer Umarmung. Allmählich entspannte ich mich und fühlte mich bereits wesentlich leichter als zuvor. Ich verabschiede mich von Charlie und brachte anschließend Bell ins Bett. Als er mich sah und wusste, dass er nun schlafen gehen musste, wurde er sehr bockig mit mir, weil er lieber noch weiter spielen wollte. Nach langen, erfolglosen Besänftigungsversuchen, packte ich ihn einfach unter meinen Arm und schleppte ihn ins Kinderzimmer. Ich brachte gefühlt eine Ewigkeit damit zu, dieses Kind bettfertig zu machen und war froh, als er endlich ruhig liegen blieb. Ich laß ihm eine Geschichte vor und blieb bei ihm bis er schlief. Ich atmete erleichtert auf, als ich mich endlich aus dem Zimmer schleichen konnte. Nun musste ich mich nur noch mit Angel vertragen, dachte ich und schaute auf die Uhr. Ich wusste, dass es noch ein wenig dauern würde, bis er hier erscheinen würde, also entschied ich mich dafür, ein entspannendes Bad zu nehmen und drehte das Wasser heiß auf. Ich war froh aus dem engen Fummel raus zu sein, den ich den Tag über trug. Ich bürstete meine ewig langen Haare, die wie Wellen an meinem Körper hinabfielen und mich fast umhüllten. Ich tauchte mit der Fußspitze sachte ins heiße Wasser und ließ mich hinein gleiten. Ich wusste gar nicht mehr, wann ich mir zuletzt Zeit für ein heißes Bad nahm und genoss den Moment der Ruhe. Automatisch legte ich mich zurück und spürte, wie sich meine Muskeln lockerten. Ich starrte einige Zeit an die Decke und war in Gedanken versunken, bis in mir das  Gefühl wuchs, dass ich aus der Wanne raus müsste. Bevor ich aus dem Wasser austrat, wusch  ich mir noch schnell Haare. Anschließend trocknete ich mich ab und schnappte mir meinen Morgenmantel, den ich mir über meinen nackten Körper überzog. Dann setzte ich mich an den Schminktisch und begann mit meiner Abendroutine. Diese bestand darin, mein Gesicht zu pflegen und meine Haare zu entwirren. Dadurch, dass ich sie gewaschen hatte, musste ich wieder von vorne anfangen und dies dauerte immer seine Zeit. Eigentlich musste Anthony bald wieder da sein, dachte ich und wurde unruhig. Genau in diesem Moment trat er durch die Tür und sah mich vor dem Spiegel sitzen. Ich stand auf und nahm mir vor, den ersten Schritt zu machen, ging auf ihn zu und ergriff seine Hand . „Es tut mir leid!" Sprudelte es einfach aus mir heraus. „Können wir uns hinsetzen und reden?" Fragte ich mit ruhiger Stimme. Er nickte und wir setzten uns auf die Bettkante. „Ich habe viel nachgedacht und du hattest Recht. Ich hab wahrscheinlich einfach zu viel erwartet. Jetzt habe ich eine neue Strategie, die ich ausprobieren möchte. Außerdem hab ich mit Charlie gesprochen und ich muss ihr demnächst nicht mit dem Hotel helfen. Dann verliere ich bestimmt nicht mehr die Nerven..." Sprach ich ohne Punkt und Komma, ähnlich wie ein Wasserfall. Angel zog die Augenbraue hoch und sah mich an, als wäre ich übergeschnappt. „Du weißt ganz genau, dass der letzte Vorsatz für die Tonne ist!" Sagte er erst ernst und musste dann lachen. „Hey!" Sagte ich bockig und schmollte. „Babe ich bin dir doch gar nicht mehr böse! Ich habe mir ebenfalls Gedanken gemacht und bin eigentlich zu dem Entschluss gekommen, dass du Recht hattest. Es sind talentfreie Stümper und ich werde alle entlassen." Sagte er ernst. „Es hat mir nur nicht gepasst, dass du mit mir auf dem Flur diskutiert hast..." Gab er zu. „Aber das geht doch nicht..." Sagte ich nachdenklich und überrascht. Nun hatte ich zwar was ich wollte, aber er würde auch weniger Darsteller haben, was mich zum grübeln brachte. Andererseits konnten diese verweichlichten Pussys nicht mal geradeaus laufen und waren, wenn man es ganz betrachtete, nur Ballast. „Ich lass mir was einfallen. Eventuell ein Casting oder sowas in der Art. Dann kannst du dir deine Kandidaten selbst aussuchen!" Sprach er philosophisch. „Die Idee gefällt mir..." Sagte ich leise. „Es tut mir trotzdem leid..." Nuschelte ich und wickelte eine Haarsträhne um meinen Finger. „Wir wissen beide, das dass gelogen ist!" Lachte er. Es machte mich fuchtig, dass er mir nicht glaubte. Er hatte zwar irgendwie Recht, aber ich hatte trotzdem nicht die Absicht ihn vor Anderen in Frage zu stellen. Ich wollte ihm eine kleine Lektion erteilen, stand auf und stellte mich vor ihn. Ich öffnete ganz langsam den Morgenmantel und ließ ihn langsam von meinen Schultern gleiten, sodass er auf den Boden fiel. Dann ging ich Körperbetont auf meine Seite des Bettes herum, legte mich hin und deckte mich zu. „Gute Nacht Schatz!" Sagte ich etwas schnippisch und war gespannt wie er reagieren würde. „Ich werde noch ins Bad, bevor ich zu dir komme! Schlaf ruhig schon." Sagte er liebevoll und verschwand. Er ließ mich einfach liegen? Nun hatte ich mir ein Eigentor geschossen, dachte ich und versuchte ruhig zu bleiben. Manchmal bemerkte ich selbst, was für eine kurze Reißleine ich hatte, was mich etwas schockierte. Ich drehte mich auf den Rücken und starrte schon wieder an die Zimmerdecke und wartete darauf, dass er ins Bett kam. Natürlich brauchte er gefühlt ein halbes Jahrhundert und ließ mich warten, bis er ebenfalls nackt zurück kam, was mich innerlich zur Weißglut trieb. Als er neben mir lag, schmiegte ich mich an ihn heran. „Eigentlich meinte ich es ernst! Ich wollte dich nicht vor deinen Angestellten in Verlegenheit bringen. Das wird nicht noch mal vorkommen!" Sagte ich ehrlich und legte meine Hand auf seine Brust. Er legte seine Hand auf meine und wollte gerade etwas sagen, da warf ich mich auf ihn und gab ihm einen Kuss. „Ich will keine Spielchen mehr spielen und ich will auch nicht mit dir streiten!" Sagte ich schmollend und sah ihn flehend an. „Dann sind wir ja mal einer Meinung!" Raunte er und unterwarf mich. Er gab mir einen feurigen Kuss und ließ mich spüren, dass alles in Ordnung war. Ich winkelte meine Beine an und ließ ihn in mich eindringen. Ich stöhnte leise und war nun Gedanklich weit vom ganzen Stress entfernt. Er war ganz sanft zu mir und küsste meinen Hals, während er im gleichbleibenden Tempo in mich stieß. „Ich liebe dich." Flüsterte ich währenddessen und war der Erlösung nahe. Ich schob ihm mein Becken entgegen und wir erreichten unseren Rausch nach kurzer Zeit. Anschließend kuschelte ich mich an ihn heran und war froh, das dieser Tag sein Ende fand.

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