II.

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1998

Als Harry seine Augen öffnete konnte er nicht anders, als grinsen. Da war er erneut bei den Weasleys zu Hause, aber nun nicht mehr als unerwünschter nummer eins, sondern als der glücklichster Mensch auf der Welt. Es gab nichts was hätte seine Laune verderben können. Er konnte wieder in Ruhe schlafen und ohne Tarnumhang wieder auf die Straße gehen. Aber der eigentliche Grund weshalb er so glücklich war, war Ginny.

Er konnte nicht verstehen, wie er es solange ohne sie ausgehalten hatte. Nun konnte er sich kein Morgen mehr vorsellen, an dem er nicht neben Ginny frühstückte. Er wusste, dass er nicht für die Ewigkeit hier wohnen konnte, aber ebenfalls wusste er, dass er nicht ohne Ginny hier weg gehen würde. Sie hatten zwar nicht offen miteinander über ihr Verhältnis geredet, aber Harry kam es so vor, als müssten sie ihre Gefühle gar nicht in Worte fassen. Nur mit Ron wollte Harry noch darüber reden, wobei auf keinen Fall seine Freundschaft mit ihm riskiert werden sollte .
Er stand auf, streckte sich und stellte fest, dass Ron nicht mehr im Zimmer war. Neugierig ging er an das Fenster, und blickte hinaus. Ein wunderschöner Tag brach an. Die Sonne schien jetzt schon stark und Harry wusste, dass es heute genauso warm werden würde, wie an den Tagen zuvor. Einen kurzen Moment lang verlor es sich: all das, was in den letzten zwei Monaten passiert war, überrumpelte ihn einfach. Er hatte so viele Freunde verloren, so viele fallen sehen. Und dennoch war er jetzt glücklich, denn es war vorbei. Es war endgültig vorbei.
Er zog sich um und ging runter in die Küche. Unten erwarteten ihn Ron, Hermine, Ginny und Mrs Weasley. Sie stand am Herd und ließ mit ihrem Zauberstab den Pfannkuchen in der Pfanne hoch in die Luft fliegen. Harry hatte das schon einige male bei seiner Tante Petunia gesehen, aber die hatte den Kuchen nie so weit in die Luft geworfen. (und wenn sie es auch versucht hätte, wäre der Kuchen bestimmt nicht wieder in der Pfanne gelandet). George schlief wohl noch, denn sein Besteck war noch unberührt. So generell war von dem früheren George nicht viel übrig geblieben, seit dem Fred und er nicht mehr zu zweit waren. George wurde viel ernster und zurück gezogener. Er war meistens oben in seinem Zimmer zu finden, wo er neue Produkte für den Laden entwarf.

Mr Weasley war bestimmt schon zur Arbeit gegangen denn sein Platz war bereits geräumt. Ron war gerade dabei eine riesige Portion Pfannkuchen zu verdrücken, während Hermine und Ginny über etwas diskutierten. Keiner schien zu bemerken, dass er gekommen war. Bis auf eine.
-Guten Morgen Harry Schatz! Na, hast du gut geschlafen? Arthur ist schon ins Ministerium gegangen und George ist noch nicht aufgetaucht...Aber ich hab schon mal was zum Frühstück vorbereitet. Du magst Pfannkuchen doch bestimmt, oder?- fragte Mrs Weasley ihn fröhlich.
-Oh ja, ich liebe Pfannkuchen. Ich habe aber schon seit Ewigkeiten keine mehr gegessen. Meine Tante hat nämlich immer nur für Dudley welche gemacht.-
-'ey 'erri! -rief ihm Ron mit vollem Mund zu. Harry setzte sich auf den freien Platz neben Ron, gegenüber von Ginny, die ihn strahlend angrinste. -Morgen Harry!- begrüßte sie ihn und ihr Gesicht nahm eine zart rosa Farbe an.
Mrs Weasley brachte ihm einen großen Teller mit einigen Pfannkuchen, die verführend gut rochen. Harry ließ sich nicht lange aufhalten und fing an zu essen.
-Wollen wir später Quidditsch spielen? Bevor es noch so heiß wird? Das haben wir doch sonst auch immer in den Ferien gemacht..-fragte Ron (diesmal nicht mehr mit vollem Mund) -Außerdem ist es so wie so am besten wenn wir... Naja... Möglichst schnell wieder in unser sagen wir mal normales Leben zurück finden.-
-Ja klar! Du hast vollkommen recht.-sagte Harry und stellte fest, dass ihm Quidditsch im letzten Jahr volkommen aus dem Kopf gegangen war. -Ach stimmt, Ginny, wer ist eigentlich der neue Sucher von Gryffindor seit dem ich weg bin? Und wer ist der neue Kapitän?-
Ginny's Gesicht wurde noch etwas rosalicher: -Ich..- sagte sie schüchtern. -Wow...Glückwunsch!- sagte Harry, dem Quidditsch in Hogwards immer wichtig gewesen ist. In den letzten Jahren jedoch hatte er andere, größerer Sorgen gehabt, als sein geliebtes Hobby und so hatte er es auch ziemlich vernachlässigt.
-Aber Harry, da gibt es ein kleines Problem...Wir haben nur drei Besen hier im Moment...-ergriff Hermine das Wort. -Weißt du letztes Jahr als wir dir vom Lingusterweg hier her geholfen haben, ist dein Besen noch in der Nähe des Lingusterwegs aus Hagrid's Motorrad gefallen... Kannst du dich noch dran erinnern?- Oh ja, jetzt fiel es ihm wieder ein. Er hatte das letzte Andenken an Sirius verloren. Plötzlich hatte er schlechtes Gewissen. Er wusste, dass es an dem Tag noch der kleinste Verlust gewesen ist, aber der Gedanke an den teuren Feuerblitz machte ihn trotzdem traurig. -Vielleicht ist er immer noch da..-sagte Ron hoffnungsvoll.
-Aber Ron, selbst wenn er noch da sein sollte, ist er während des Winters bestimmt stark beschädigt worden.- schnitt ihm Hermine das Wort ab. Wie immer hatte sie recht.
-Wir könnten doch mal hin gehen und schauen, ob wir ihn finden... Und falls wir ihn finden sollten, können wir ihn bestimmt wieder irgendwie in Ordnung bringen...- ermutigte Ginny ihren Bruder. Harry merkte, wie ein kleiner Funken Hoffnung in ihm entstand. Vielleicht hatte sie Recht und sie würden den Besen finden. Auch wenn er ihn jetzt nicht mehr zum Quidditsch spielen brauchte, wäre sein Gewissen besser gewesen, wenn er den Feuerblitz bei sich gehabt hätte. Und so ein Besen war immer gut zu gebrauchen.
-Wie wär's, wenn wir ihn heute suchen gehen würden?-schlug Ginny vor. Sie hatte wohl bemerkt, dass Harry bei diesem Thema Schuldgefühle bekam. Und er war froh, dass sie diesen Vorschlag gemacht hatte.
-Aber es ist doch so wie eine Nadel im Heuhaufen suchen...Er kann doch praktisch überall sein zwischen Lingusterweg und Fuchsbau..-sagte Hermine unmotiviert. Die anderen (bis auf Harry) schauten sie verständnislos an. Sie fanden bestimmt dass ihren Vergleich mit der Nadel komisch.
-Ich würde es trotzdem versuchen!- äußerte sich Ron und hiermit hatten sie Hermine überstimmt. Nun blieb nur noch Mrs Weasley übrig, die zwar wiederwillig, aber es ihnen letztendlich erlaubte sich auf die Suche zu machen. Harry ging mit Ron hoch in ihr Zimmer, um sein Zauberstab zu holen, und um Muggelkleidung anzuziehen. Als sie oben angekommen waren fiel ihm ein, dass er mit Ron unter vier Augen reden wollte und, dass sich die Gelegenheit gerade dazu anbot.

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt