XXXIX.

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1977

Die letzten Paar Tage der Woche vergingen im Rausch und Giselle stellte überrascht fest, dass sie schon seit einer Woche in Hogwarts war. Die Zeit kam ihr viel kürzer vor. Wie zwei drei Tage vielleicht.
-Giselle? Giiieselle...Halloo?–Ella winkte wie bescheuert vor ihren Augen mit der Hand herum, um Giselle aus ihren Tagträumen zu wecken. Als ob das etwas bringen würde... Giselle schüttelte hastig ihren Kopf.
-Entschuldige... was hast du gerade gesagt?–fragte sie verlegen.
-Ich habe gerade darüber geredet, dass wir vielleicht heute nach Hogsmeade gehen könnten. Alle zusammen. Nur weil ihr wisst schon... Nach Weihnachten werden wir so gut wie keine Zeit haben dafür, weil wir uns auf die Prüfungen vor bereiten mssen. Und diese werden deutlich anspruchsvoller, als die von den letzten Jahren. Wir sind die Abschlussklasse! Schon vergessen?!– Melda und Giselle nickten.
-Bis Weihnachten ist es noch ewig hin, Ella. Und ich habe Kopfschmerzen...–jammerte Jena aus einem Haufen Bettdecke von neben an. Man konnte nur vermuten, dass sie sich darin irgendwo versteckte.
-Na, dann ist ja aber Zeit dagegen etwas zu unternehmen. Schritt eins: Auf stehen, du Morgenmuffel!–
Ella riss die Vorhänge am Fenster mit einem breiten Grinsen auf und Giselle war einen Moment lang geblendet. Hingegen Jena schien von Ella's Aktion überhaupt nichts mit bekommen zu haben. Sie drehte sich nur mit einem Jaulen im Bett um und gähnte herzhaft.
-Schritt zwei: Raus aus dem Bett!– Ella riss die Bettdecke ruckartig von Jena.
Dies mal blieb die Überraschung nicht weg.
-Bist du noch ganz normal?!–ihre grünen Haare standen in noch mehr Richtungen ab, als sie es sonst taten, sie hatte einen dicken Faltenabdruck vom Kissen im Gesicht und ihr mit Teddys verzierter Schlafanzug kam zum Vorschein. –El-laa! Lass mich in Ruhe! Du kannst mich mal!-sie zog die Bettdecke wieder auf ihren Kopf.

***

Im Ablauf einer Viertel Stunde waren sie alle unten am Frühstückstisch und plauderten beim Essen ihres Haferbreis. Giselle entging nicht, wie aufgeregt alle über den ersten Besuch in Hogsmeade waren, denn es war der Erste in diesem Schuljahr. Viele Schüler (die Drittklässler) gingen heute also das erste Mal in die klein Stadt. An allen Tischen waren die Wörter Drei Besen, Zonkos und Honigtopf zu hören und alle schienen besonders erfreut zu sein über das Wochenende.
Giselle wusste nicht so genau, ob sie auch ins Dorf mit gehen sollte. Eigentlich hatte sie gar keine Lust. Durch ihre vielen Reisen in die Vergangenheit hatte sie schon die berühmtesten Orte der Welt aufgesucht und war nicht von jeder beliebigen Kleinstadt so einfach zu beeindrucken. Man kann auch sagen: ihre Ansprüche waren hoch. Außerdem war der Himmel von grauen Wolken bedeckt und wie so oft könnte man erwarten, dass es jeden Moment anfing zu regnen.
-Wir haben uns überlegt, dass wir vielleicht den ganzen Tag unten bleiben wollen. Kommst du auch mit Gigi?–
Sie hasste es, dass Ella diesen bescheuerten Spitznamen für sie sich ausgedacht hatte. Er passte einfach hinten und vorne nicht zu ihr.
-Ich weiß noch nicht...Ich wollte ein wenig lesen und vielleicht sogar ein bisschen lernen...–das letztere war natürlich bloß eine Ausrede. Noch nie hatte sie viel für die Schule gelernt.
-Ach sei doch kein Streber. Du verpasst echt was...–
-Ja, vielleicht hast du recht.. Ich komme später vielleicht nach.–
-Wie du meinst...–

***

Als sie fertig mit dem Frühstück waren, machten sich die drei Mädchen auf den Weg nach Hogsmeade und Giselle ging zurück ins Zimmer. Doch weit kam sie nicht, denn sie wurde von Professor Slughorn auf gehalten.
-Miss de Minuit, dürfte ich bitte kurz um ihre Aufmerksamkeit bitten?Hier sind die drei Einladungen.– er reichte ihr drei lilane Umschläge, auf denen die jeweiligen Empfänger angegeben waren. –Wären Sie so freundlich und würden diese Briefe weiter geben?–
Giselle überflog die Namen; der eine Umschlag war für sie selbst, die anderen zwei für James und für Sirius.
-Natürlich Professor.– sie wurde einfach das Gefühl nicht los, dass ihr Hauslehrer sie verkuppeln wollte. Mit jemand ganz bestimmten.
-Die restlichen Einladungen habe ich schon selbst verteilt, aber diese zwei Burschen sind mir irgendwie entswischt...– Ah ja, na welch ein Zufall.
-Kein Problem Professor. Ich werde sie suchen und ihnen die Einladungen weiter geben.– langsam ging es ihr echt auf die Nerven.
-Vielen Dank, Miss.–

***

Er suchte sie überall, doch war sie nirgends zu finden. Wo versteckte sie sich bloß? Sie war nicht in Hogsmeade gewesen (jedenfalls hat er sie nicht mit Ella Muciber und den anderen Slytherins gesehen) und war auch nicht zum Abendessen gekommen. Versteckte sie sich vor ihm? Nach seiner Aktion gestern hätte sie jeden Grund dazu gehabt. Aber gleichzeitig war ihm auch klar, dass sich so jemand, wie sie sich nicht vor ihm verstecken würde. Sie würde sich eher dem Konflikt stellen, als sich davor zu verstecken. Also muss es einen anderen Grund gehabt haben...
-Wen suchst du denn so besorgt?–
-W-wie bitte?– er fuhr herum. Es war ihm gar nicht afgefallen, dass jemand hinter ihm war. Aber bei der Menge, die gerade aus dem Speisesaal strömte, war das auch kein wunder. Er war nur für einen Moment stehen geblieben, um noch mal nach zu schauen, ob sie nicht doch beim Abendessen war. Es machte ihm größe Mühe, sich nicht von der Masse mit ziehen zu lassen.

–Na du hast dich so gereckt und gestreckt, dass es so aussah als würdest du nach jemandem suchen... Nach mir, beispielsweise. Wills du mir etwa was sagen?–
-Ich... Ja. Aber nicht hier...–
-Gut. Ich muss dir noch etwas übergeben. Von Slughorn.–
Er reichte ihr seine Hand und zu seiner Überraschung nahm sie sie auch. Die kalte Hand in seiner fühlte sich so zerbrechlich an; er umklammerte sie.
Sie gingen Hand in Hand bis zur nächsten Abzweigung, in einen Gang, wo nicht mehr so viele Schüler entlang liefen.
Kaum waren sie abgebogen, schon blieb er stehen.
-Wo warst du? Ich hab den ganzen Tag nach dir gesucht.–
-Seit wann bin ich dir eine Erklärung schuldig? Ich denke du wills mit mir reden.–
Er öffnete den Mund, um etwas zu erwiedern, ließ es aber dann doch bleiben. Er wollte sehr wohl wissen was sie tat, allein schon, weil er wollte, dass sie in Hogwarts blieb. Aber all dies hätte er natürlich nie offen gesagt.
-Giselle, bitte...Ich... Ich wollte mich einfach bei dir entschuldigen für das, was gestern passiert ist...– es fiel ihm wirklich nicht leicht, obwohl ihn sein Gewissen  so was von fertig machte. Und eigentlich war ihm vollkommen klar war er falsch gemacht hatte...
-Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen oder was du mir irgendwie erklären müsstest.–
-Ich... Habe das alles nicht so gewollt. Es... Zoey, ach weißt du, sie ist so...–er versuchte sich mit einer Handbewegung aus zu drücken.
-Dein Gewissen macht dich fertig, was?! Aber glaub mir, was besseres, als Zoey hast du gar nicht verdient. Es verletzt mich überhaupt icht, dass du dich auf deines Gleiche einlässt.–
Giselle hatte sich genau überlegt, was sie nun tun würde; als erstes würde sie sehr freundlich Sirius gegenüber treten, ihn ein bisschen zappeln lassen, aber letztendlich doch nicht mit ihm zu Slughorns Veranstaltung gehen und  ihm später alles heim zahlen. Als Rachemittel war ihr die Zeitillusion in den Sinn gekommen; sie könnte ihm ein Bild aus der Zukunft zeigen und  ihn damit so sehr beunruhigen und verwirren, wie ihr nur lieb war.
-Man sollte meinen, darüber wären wir schon weggekommen...–erwiederte er bitter und rollte die Augen.
-Man möge sich aber auch irren...Das ist von Sluggy. Eins für dich und eins für James.–sie drückte ihm die zwei Umschläge ungeduldig an die Brust, doch anstatt nur den Umschlag fest zu halten, nahm er ihre ganze Hand.
-Miss de Minuit, würden Sie mir die Ehre erweisen, und mich am übernächsten Samstag zu Sir Horace Slughorns reizender Veranstaltung begleiten?– ganz gentlemanlike küsste er zärtlich ihren Handrücken.
Giselle konnte beim Anblick des gespielt höflichen Sirius Black's nicht anders als den Kopf leicht zu schütteln und augenrollend davon zu gehen.

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt