LXXII.

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1977
(2.November)

Als diese letzte Viertelstunde auch vorbeiflog und er alles bereit gestellt hatte, um das Buch zu versenden, war er sich fast schon sicher, was sein Herr von ihm verlangen würde. Elf. Diesmal verspätete er sich nicht. Er klopfte mit dem Zauberstab zweimal auf das Glas der Kugel, woraufhin das sich verflüssigte, jedoch ohne dabei seine Form zu verlieren. Das Buch, bis jetzt neben ihm in der Luft schwebend, ließ er nun durch die flüssige Glaswand hindurch in das Innere der Kugel fliegen und machte die Konsistenz des Glases wieder fest.
Dann legte er einen Zauber um den Raum, der ihn vor unbefugten Zuhörern schützen sollte. Disaudio. Natürlich hatte er die Tür schon längst magisch verschlossen.
Dann setzte er sich hin, krempelte die Ärmel seines Umgangs leicht hoch und zündete dann die Lampe an.

Wie die ganze Kugel plötzlich von einer blauen Flamme umrandet wurde, wie der schwarze Rauch darin kurz aufleuchtete und dann zusammen mit dem Buch aus der Kugel verschwand, war ein zutiefst fesselnder Anblick. Fast schon beängstigend. Faszinierend.
Wenige Sekunden später war die Glaskugel leer. Die blaue Flamme wandelte sich in Rot und erlosch dann. Der Vorgang war einfach wunderschön. Allerdings was der Gebrauchen von Oxyphylien deshalb gefährlich, weil sobald sich das Glas verflüssigt hatte, um den Gegenstand aufzunehmen, gab es einen kurzen Moment, wo der Obscurus sich befreien konnte. Wenn das geschah und er aus der Glaskugel herauskam, war er nicht mehr kontrollierbar. Er konnte dann die ganze Umgebung verwüsten und toben bis nichts mehr so war wie vorher. Das durfte unter keinen Umständen geschehen. Zwar war der Hersteller des Obscurus' schon längst tot, also war es gar nicht klar, ob der Obscurus außerhalb der magischen Kugel nicht einfach zerplatzen würde, aber um damit zu experimentieren war jetzt auch nicht der richtige Zeitpunkt.
Außerdem war es überhaupt nicht einfach einen Obscurus in einer solchen Kugel gefangen zu nehmen, denn die meisten zergingen mit dem Tod ihres Herstellers. Ein Obscurus entstand, wenn ein junger Zauberer oder eine junge Hexe aus Angst vor ihr sich weigerte Magie anzuwenden und alles in sich unterdrückte. Das konnte verschiedene Gründe haben wie Scham oder oder auch Furcht aber meistens hatte es einen Zusammenhang mit der Erziehung des Kindes. Die meisten, die die Magie in sich unterdrückten, verwandelten sich bei emotionaler Unstabilität in einen Obscurus nach einiger Zeit und wurden zur Bedrohung ihrer Umgebung.
Wenn man einen Oxyphilus erstellen wollte, musste man den Obscurus aus dem Körper des eigentlichen Besitzers befreien und ihn in der magischen Kugel auffangen. Meistens, so gut wie immer, kostete dieser Vorgang dem jungen Zaubere oder Hexe das Leben. Wenn der Versuch scheiterte, gingen sowohl Hersteller als auch Obscurus verloren. Dann war alles umsonst.
Wie gut, dass es diese Art von schmutziger Arbeit nicht leisten musste. Das taten andere weniger gebildete Leute des dunklen Lords. Nein, er durfte solch ehrenwerte Aufgaben übernehmen, die für selbst für Lord Voldemort zur Bedrohung werden konnten. Oder hätten werden können. Schließlich war auch dieses Problem so gut wie erledigt.

Die Glaskugel leuchtete grün auf. Ein wunderschönes Grün. Vergleichbar mit dem Glanz des Nordlichts.
Dann war sie wieder mit schwarzem Rauch gefüllt. Aber es befand sich noch etwas anderes darin; ein Brief und das Buch. Er wunderte sich. Warum wollte sein Herr nicht selbst das Buch vernichten?
'Vernichte es. Und vernichte sie. Sorge aber dafür, dass niemand von ihren Fähigkeiten erfährt.'-läute die kurze Nachricht auf dem Zettel. Er konnte sie lesen ohne ihn heraus geholt zu haben.
Dann klopfte er wieder auf das Glas und holte das Buch auf die gleiche Weise wieder aus dem Oxyphilus, wie er es zuvor hinein gelegt hatte.
'Schicksal der unendlichen Zeit'. Nur lachen konnte er jetzt über diesen Titel. So war also das Schicksal der doch so unendlichen Zeit; verbrannt auf einem Schreibtisch. Sehr außergewöhnlich. Man sollte meinen das Buch wäre doch gewöhnlich, obwohl es das einzige bestehende Exemplar auf der Welt war. Welch ein lächerliches Ende für etwas so sonderbares. Genau wie für die Betroffene. Wie banal, wie einfach, wie gewöhnlich. Was sollte jetzt daran so unendlich sein? Gar nichts.
Und schon stand das Papier in Flammen.

***

(3.November)

Den Rest des Tages verbrachte sie damit das Rätsel zu entziffern. Jedoch ohne Erfolg. Sie kannte dieses Zitat. Sie hatte es irgendwo schon mal gesehen oder gehört. Aber von wem oder wo, fiel ihr beim besten Willen nicht ein. Alle Hoffnung bereits verloren lag sie auf ihrem Bett, als die beiden anderen ankamen.
-Na, Gigi, wie erklärst du mir das?!- es war offen sichtlich, was sie mit das meinte. Den Vorfall in der Pause. Am liebsten wäre Giselle im Erdboden versunken. -Was machst du denn schönes? Ist das etwa ein liebes Brief?-
-Nein...-knurrte sie und versuchte sich zu konzentrieren, jedoch wollte Ella ihr immer noch keine Ruhe gönnen.
-Lass mich auch mal sehen. Ich wette mit dir, Jena, dass es ein Liebesbrief ist.-
-Ja ein "Es tut mir Leid" von Sirius...jetzt zeig schon her...-Jena riss ihr den Zettel aus der Hand. -Nein! Es ist ein Rätsel... ein Rätsel von einem geheimen jemand, oder?- mit weit aufgesperrten Augen blickte sie Giselle an. Doch bevor sie antworten konnte fuhr Ella fort. -Darf ich es für dich entschlüsseln? Bitte..- Giselle runzelte nur die Stirn und wollte den Zettel wieder zurück bekommen.
-Lass sie das wirklich machen, Gigi, sie ist echt verdammt gut darin. Innerhalb von fünf Minuten hat sie es raus.-
-Das bezweifle ich...-antwortete sie nur gelassen. Dumbledore hat bestimmt nicht ein solch einfaches Rätsel aufgestellt, das sich in fünf Minuten lösen lässt.
Schon war Ella auf ihrem Bett mit Stift und Papier und begann leise vor sich hin zu murmeln. Dabei schaute sie fieberhaft auf den Zettel.
-Glaub mir, sie ist wirklich begabt...- flüsterte Jena ihr zu. -Sie knackt jeden Code.-
-Darf ich fragen, wieso sie das so gut kann?- fragte Giselle nach einer kurzen Pause misstrauisch. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, die zwei in ihre Pläne ein zu weihen.
-Ein Naturtalent eben.-
Mit einem unsicheren Gefühl legte Giselle sich wieder auf ihr Bett. Wenn Ella den Code entschlüsselte, ließ es sich nicht vermeiden, dass die beiden mit zu dem Versteck ihres Vater kommen würden. Wie Romantik-Gierig konnten Mädchen nur sein? Zum Glück war sie selbst nicht so. Die dachten wirklich, hier ginge es um ein Rendezvous mit jemand mysteriösen. Lächerlich. Aber gut, so konnte sie sich zumindest gut rausreden. Wenn sie sich mit ihrem Vater traf, konnte sie eigentlich ja auch behaupten er wäre der heimlich Verehrer gewesen. Dann würden die Mädchen sie vielleicht endlich in Ruhe lassen. Außerdem war ihr Vater im Moment so wie so vom Alter her ganz passend. Die Ausrede war also ganz glaubhaft. Aber wie sollte sie ihm das mitteilen, sodass er das Schauspiel mit spielte? Oder ging das einfach so spontan?
-Ich hab's!- rief Ella laut.
Ihr blieb keine Zeit mehr zum nachdenken. Sie brauchte Ellas Hilfe.

Wer von euch Lust hat kann gerne versuchen das Rätsel zu lösen.
Eure Lösungen könnt ihr gerne an mich schicken und dem Gewinner/den Gewinnern widme ich das nächste Kapitel. Viel Spaß dabei
Ps. Natürlich könnt ihr auch gerne eure Vermutungen in die Kommis schreiben? Wo wird sie ihn wohl finden? Und wer ist dieser mysteriöser Fiesling? Warum tut er das?
Bald geht es weiter!
Eure jkrowling-1

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt