LXXX.

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(1977)

–Sie haben den falschen Zaubertrank gebraut fürchte ich, Miss de Minuit...das... was ich hier sehe, ist ohne Zweifel ein Trank gegen- gegen Alkoholintoxikation.– Horace Slughorn betrachtete das von Giselle gebraute Gemisch verwirrt.
–Es tut mir leid...Ich weiß auch nicht wieso... etwas ist mir bestimmt entgangen. Ich habe vielleicht die falsche Seite im Buch aufgeschlagen.– ihre Stimme klang nicht gerade überzeugend; kratzig und rau.
–Miss, ich kann Ihr Ergebnis so nicht bewerten. Sie haben die Aufgabe verfehlt.– er unterbrach sich selbst kurz. –Aber der Tank, den sie da gebraut haben, ist einwandfrei...–
Giselle nickte mit geschlossenen Augen; die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer und sie konnte es kaum erwarten, sich selbst und Sirius mit dem Trank zu behandeln.
–Professor, ich kann heute in der Mittagspause den Trank der Stunde nachbrauen und Ihnen abgeben, wenn Sie damit einverstanden sind.–schlug sie vor. Auf keinen Fall wollte sie wegen Sirius Unsinnigkeit einen schlechten Eindruck bei Slughorn machen.
–Schon in Ordnung, Miss de Minuit.–beruhigte sie der Professor. –Mir ist vollkommen bewusst, dass gestern ein besonderer Tag war und daraus resultierenden von den meisten von Ihnen heute nicht die volle Leistungsfähigkeit zu erwarten ist...–
Sie ließ es sich nicht anmerken, aber diese Aussagen machte sie innerlich sehr wütend und enttäuscht; selbst ihr Hauslehrer stufte sie als eine verantwortungslose durchschnittliche, unreife Fanatikerin Sirius Blacks ein. Gezwungen setzte sie ein Lächeln auf.
–Sie brauchen den Trank nicht nach zu brauen. Ich weiß ja, dass Sie es sowieso können. Es wäre am besten, wenn Sie diesen hier in den Krankenflügel bringen. Madame Pomfrey wird Ihnen bestimmt dankbar sein. Hier, ich schreibe Ihnen einen Zettel zur Bestätigung.– auf ein Stück Pergament schrieb er schnell ein Paar Sätze.
–In Ordnung, Professor.– sie nahm den Kessel und versuchte ihn mit all ihren Kräften vom Tisch zu nehmen.
–Doch nicht den ganzen Kessel!– trat der Lehrer dazwischen. –Da brechen sie sich ja noch die Wirbelsäule dabei. Füllen Sie den Trank erst um, dann haben Sid nicht so schwer zu tragen.– er deutete auf die kleinen Glasgefäße im Schrank. Giselle nickte nur und holte dann einige von ihnen; sie war fürchterlich zerstreut.

Schnell füllte sie den Trank um und Slughorn gestattete ihr noch im Rahmen des Unterrichts damit zu Madame Pomfrey zu gehen.
Ihr erster Weg führte sie aber zum Gryffindor Gemeinschaftsraum. Jedoch kam sie viel langsamer voran, erstmals, weil sie alle Hände voll hatte und so jede Tür ein schwer überwindbares Hindernis herausstellte, zu dem weil jeder Schritt sich schwerer anfühlte als der vorherige; der Weg machte ihr den Eindruck unendlich zu sein und ewig zu dauern. Immer wieder musste sie stehen bleiben und sich an die Wand lehnen, um nicht umzufallen.
Als sie dann endlich beim Bild der fetten Dame ankam, wohin sie Black schon einmal hin begleitet hatte als er betrunken war, fiel ihr ein, dass sie das Passwort gar nicht kannte. Sie setzte sich auf das Podest einer Statue die eine Schlange mit Vogelkopf und Flügeln darstelle und nahe dem Eingang platziert war, und wartete bis jemand heraus kam. Es vergingen unendlich lange fünf Minuten und langsam wurde es ihr unangenehm, dass sich nichts tat. Dabei konnte sie nur hoffen, dass Slughorn keinen Verdacht schöpfte. Zum Glück wollten nach kurzer Zeit zwei Gryffindor Schüler in den Gemeinschaftsraum und dank eines Zauberspruch konnte sie ihre Worte ganz gut hören als das Passwort nannten. Die beiden Schüler schienen sie gar nicht bemerkt zu haben.
Im Gemeinschaftsraum waren nur zwei Mädchen und ein Junge, die mit dem Rücken zu ihr saßen und über etwas diskutierten, während die zwei, die eben hinein gekommen waren, sich ebenfalls der Gruppe anschloss. Giselle konnte ohne auf zu fallen sich auf die Suche nach den Schlafsälen machen.
Wenn es den Betroffenen nicht so sehr schlecht ging, dass ununterbrochene Aufsicht nötig gewesen wäre, aber der Unterrichtsbesuch nicht möglich war, konnte man in den Schlafräumen bleiben. Man musste zwar erst im Krankenflügel untersucht werden, aber wenn keine dauerhafte Behandlung nötig war und man nur vorübergehend krank war, war es keine Vorschrift bei Madam Pomfrey zu bleiben, auch wenn diese natürlich diese Möglichkeit bevorzugte. Sonst wäre der Krankenflügel zu voll gewesen und die notwendige Ruhe wäre den ernsthaft Kranken nicht gegeben gewesen. Giselle war sich sicher, dass Sirius dieses Argument genutzt hatte und lieber in seinem Zimmer geblieben war.
Sie schaute nach den Namen, die an die Türen gepinnt waren und fand das Richtige Zimmer sehr schnell, nachdem sie die Treppen vom Gemeinschaftsraum hinauf gegangen war.
Ohne zu klopfen trat sie ein und fand hinter der Tür ein Zimmer, was für eins sie noch nie in ihrem ganzen Leben gesehen hatte. Auf dem Boden waren Pfade zu sehen ansonsten war kein Zentimeter des Holzparkettes frei; überall lagen Sachen, die nicht nur vorübergehen dort ihren Platz gefunden zu haben schienen und es waren die sonderbarsten Dinge darunter zu finden wie unter anderem ein fliegendes Schaukelpferd, das an das schwere Geschichte der Zauberei Buch festgebunden war, damit es nicht weg flog, oder einem Helm aus die merkwürdigsten Geräusche kamen (Zur Zeit als sie eintrat, rülpste er laut und schmatzte herzhaft).
Giselle blieb einen Moment überwältigt stehen und bewunderte das Reich der Rumtreiber. Die Regale waren auch voll; Quidditsch-Kleidung, Bücher, einige Zeitungen, Zigaretten, Haarpflegemittel und im überwiegendem Maße Ausrüstung für Streiche aus Zonko's Laden.
Die vier schliefen unschuldig wie Lämmer in ihren Betten; James, leicht schnarchend auf dem Rücken, mit seiner Brille auf der Stirn, Remus, auf der Seite zu einem Ball zusammen gerollt, immer wieder etwas vor sich hin murmelnd, Peter, die Decke über den Kopf gezogen, unerkennbar, und Sirius, auf dem Bauch liegend, sie anschauend.
Er lächelte gequält. Oder war es nur ein müdes Lächeln? Sofort war er aufgewacht als die Tür geöffnet wurde denn schon immer hatte er einen sehr leichten Schlaf und war sofort wach, wenn er etwas hörte. Jedoch war er sich in dem Moment nicht ganz sicher, ob er nicht doch noch schlief; sie dort zu sehen, wo sie jetzt stand, war so unwahrscheinlich, dass es mehr seinen Träumen hätte entsprechen können als der Realität.
Mit wackeligen Schritten kam sie auf ihn zu; sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, wenn auch nur ein schwaches, als sie sich zu ihm auf die Bettkante setzte und sanft seine Hand in die ihre nahm. Einige Sekunden vergingen ohne, dass irgendetwas geschah; völlige Ruhe, nur das regelmäßige atmen der anderen drei war zu hören.
Langsam beugte sie sich zu ihm vor und drückte einen Kuss auf seine Wange, was ihn leicht zusammen zucken ließ. Er drehte sich unsicher auf die Seite und dann auf den Rücken.
Die ganze Szene fühlte sich so surreal an dass es fast schon wieder vertraut war; sie beide hatten darauf gehofft, einander eines Tages so begegnen zu können. Die Kopfschmerzen, James schnarchen, der Geruch von gebrauchter Sportkleidung; nichts störte. Alles war im Einklang und unverstellt, was auch ihre Selbstüberwindung begründete; in diesem Moment mussten sie beide keine Rolle spielen, sondern konnten ganz unverändert aufeinander eingehen. Er nicht als Frauenheld und sie nicht als lebendiger Roboter. Sie beugte sich vor und legte vorsichtig ihre Lippen auf seine, was ihn kein wenig überraschte. Er hatte ohnehin dasselbe vorgeht gehabt.
Leicht betäubt und benommen genossen sie den Moment, bis sie sich von ihm löste. Länger konnte sie nicht bleiben, sonst hätte ihr Fehlen womöglich noch für Aufsehen gesorgt.
–Hier trink das.–sie stellte ihm eines der Fläschchen hin und öffnete ein anderes selbst. Voll Vertrauen setzte er sich hin und nahm den Trank in die Hand um ihn zu trinken.
–Cheers.– sagte er leise und stieß das Glas leicht an das ihre. –Cheers. Auf die Zukunft.–fügte sie hinzu.
–Auf die Zukunft.– danach tranken sie das Gemisch mit einem Zug aus.

Keine zwei Minuten später hatte sie den Schlafsaal der Rumtreiber schon verlassen, die restlichen Tränke den drei anderen überlassend.

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt