XLV.

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1977

-Nun, Mr Black, Sie werden verstehen müssen, dass ich einige Informationsquellen zur Verfügung habe, die Ihnen nicht bekannt sind... Mir ist durchaus bewusst, dass...-
-Aber Sir,... Sie werden ihm doch unmöglich vertrauen können!-unterbrach er seinen Direktor. Es machte ihm große Mühe, nicht die Fassung völlig zu verlieren.
-Ich bitte Sie, Mr Black. Stehen Sie mir doch bitte nicht mit solchen Zweifeln gegenüber. Ich bin im Klaren darüber, wer dieser Mann ist, aber ein Wort mit ihm zu sprechen, wäre auf keinen Fall ein Fehler. Es könnte Auswirkungen auf die Zukunft haben...-
Sirius öffnete den Mund, um etwas zu sagen, beschloss aber im selben Moment, es doch nicht zu tun. Der letzte Satz brannte sich in seine Gedanken ein.
Auswirkungen auf die Zukunft...In wie fern? Erhoffte sich Dumbledore wirklich die Einstellung eines Todessers verändern zu können? Glaubte er wirklich diese Sorte von Mensch verändern zu können? Hastig schüttelte er den Kopf. Wenn er es zu entscheiden hätte, hätte er sie alle zu lebenslager Haft verurteilt, diese Todesser. Und Dumbledore gab so einem Verbrecher sogar eine Chance...
Plötzlich klopfte es an der Tür und er fuhr zusammen.
-Herein?- antwortete der Schulleiter freundlich während Sirius sich neugierig zur Tür umdrehte. Eine Sekunde später schlug sein Herz etwa hundert mal schneller, denn er erblickte sie. Sie, mit diesem fremden Mann an ihrer Seite über die Schwelle tretend. Oder doch nicht fremd? Er kannte ihn doch. Von damals aus der Hütte, in der Nacht als er das erste mal hatte versucht zu fliehen. Seit dem hat er es noch einmal versucht; mit Erfolg. Seit knapp einem halben Jahr wohnte er nun schon bei den Potters und er war stolz seine rassistisch orientierte Familie zurück gelassen zu haben. Allein schon bei dem Gedanken an all die Jahre, die mit diesen Menschen hatte verbringen müssen, an all die Wochen die er eingesperrt war in den Keller oder im besten Fall in sein Zimmer für Taten die er keinerlei bereute, bei all diesen Erinnerungen wuchs sein Stolz auf das, was er zuende gebracht hatte, da einzig Richtige: ihnen den Rücken kehren und abhauen.
Giselle begrüßte, genau wie der Zauberer neben ihr, höflich den Schulleiter und sie setzten sich beide an den großen Schreibtisch. Nun saß sie neben ihm. Unfähig seine Augen von ihr zu nehmen lehnte er sich an die Stuhllehne. Seine Gedanken liefen wieder ihren eigenen Weg ohne dass er sie beeinflussen konnte. Er wollte sie haben. Aber nicht weil sie hübsch war, so wie die anderen Mädchen mit denen er zuvor zusammen gewesen ist. Er wollte sie haben, weil er glaubte gefunden zu haben, wonach er suchte. Es war nicht dieser Antrieb auch Giselle de Minuit auf die Liste der "Erreichbaren Mädchen" schreiben zu können. Viel mehr führte doch gerade er einen Kampf um sie als sie um ihn. Und das war ungewohnt.
-Willkommen auf Hogwarts, Mr de Minuit. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?-
Giselle warf einen vernichtenden Blick auf Sirius. Hatte er nicht mit Dumbledore gesprochen über die Umstände dieser Situation? Ein Blick in seine Augen reichte. Schon war sie gefangen. Gefangen, verharrt, verloren in seinen Augen. Wie konnte so etwass denn immer wieder zustande kommen?
Die gleiche Frage stellte er sich auch. Aufgefallen war es ihm noch nie so sehr wie jetzt, dass ihre Augen alles andere als gewöhnlich waren; um die Pupille herum dunkelstes Grün in der Mitte etwa bläuliches und außen fast schwarz. Einfach faszinierend...
-Miss de Minuit, Mr Black, wären Sie so freundlich und würden mich einen kurzen Moment mit Mr de Minuit unter vier Augen sprechen lassen?-
Giselle wollte protestieren, doch Sirius nahm ihre Hand und zog sie leicht mit sich in Richtung Tür. Sie drehte sich zu dem jungen Mann und dem Schulleiter verwirrt um. Der erstere nickte nur einverstanden und formte die Worte 'warte draußen' mit den Lippen. Schon war ihre Verwirrung verschwunden. Was ihr aber gar nicht geheuer war und nicht verschwand, war das ungewohnte Kribbeln in ihrer Hand, die gerade Sirius in seiner hielt. Verschämt biss sie sich in die Unterlippe. War es denn nun schon so weit dass sie die Kontrolle über Board verlor, wenn er sie berührte oder sie ansah? Wie weit sollte das denn noch gehen? Dass sie ihn am Ende anbetete oder was? [ wie gut dass das auf Gegenseitigkeit beruht :)]
Hastig schloss er die Tür hinter ihnen.

***

-Ach, Giselle Liebes! Wie geht es dir?-
Professor Bródy kam gerage die Treppe zum Büro des Schulleiters herauf und wirkte überrascht, seine Urenkelin hier um diese Uhrzeit zu treffen.
-Gut, danke der Nachfrage...-
-Was führt euch zwei denn um diese Zeit zu Dumbledore? Ich dachte du wärst auf Professor Slughorns Veranstaltung...-fuhr der Lehrer fort
-Ja. Das war ja auch der Plan... Eigentlich. Und naja... Ich... Ich musste meinem Vater aus...aus der Patsche helfen.-
- Deinem Vater? Wo ist er? Ich habe gelesen, dass er auf der Flucht ist.-
-Richtig. Das ist ja gerade der Punkt. Ich...- unsicher wie sie es formulieren sollte, was sie dachte wurde sie von dem Professor unterbrochen.
-Wäre es vielleicht besser, wenn du es mir unter vier Augen erzählen würdest?-
Flüchtig warf er einen Blick auf Sirius, der vor Verwirrung gar nicht wusste, wen er anstarren sollte.
-Nein, nein... Schon in Ordnung. Mr Black kennt die Umstände und Gründe meines Aufenthaltes...- nun blieb Sirius' Blick auf ihr haften und er konnte nicht anders, als eine Augenbraue hoch zu ziehen.
-Zufällig...- murmelte er vor sich hin.
-Verstehe...-Bródy beugte sich zu Giselle vor und flüsterte etwas, was er nicht vestehen konnte.
-Bitte, vertraue nicht den Falschen, Giselle. Ich weiß, dass es schwer ist über die Menschen zu entscheiden, ob man ihnen trauen kann oder nicht. Ich will nur sicher stellen, dass du dich nicht in Gefahr bringst...-
Mehr als nicken war für sie in diesem Moment nicht möglich, doch das änderte sich schnell wieder. Plötzlich wurde ihr die Situation bewusst und ein Hauch Panik ergiff sie. Sie hatte keine Wahl; sie musste sich auf Dumbledore verlassen.
-Wenn ich Vater nicht helfen würde in dieser Zeit, würden sie ihn finden und umbringen. Ich weiß es! Ich hab es gespürt...-mittlerweile klang ihre Stimme fast hysterisch.
-Ist ja gut, ist ja gut. Beruhige dich bitte.-
Er drehte sich zur Tür um.
-Ist er hier?-
-Ja. Ich...ich habe gedacht, Dumbledore hätte vielleicht eine Idee, wo er sich verstecken könnte.-
-Ah ja... Du hast schon Recht. Unser Schulleiter hat wirklich die besten Ideen weltweit. Er hat immer einen guten Rat.- langsam nickte er. -Naja, auf jeden Fall muss ich jetzt zu ihm.-
-Ich würde an deiner Stelle warten, ich glaube...-
-Diese Angelegenheit ist sehr wichtig Giselle. Es geht um Professor Zachenawich...-
Giselle stimmte ihm unwillig zu. Dann soll er doch gehen.
-Miss de Minuit, Mr Black. ..- er machte eine Geste, als würde er seinen unsichtbaren Hut heben und schon war er hinter der Tür verschwunden.
Durch einen Zauber war es verhindert, dass man außerhalb des Raumes verstehen konnte was drin gesagt wurde. Obwohl sie es gerne gehört hätte, war nichts zu machen.
-"Giselle, liebes?", was geht bei dem schief...- Black schaute dem Verwandlungslehrer verblüfft hinterher.
-Wir...wir sind verwandt.-sie wusste nicht so genau was sie nun sagen oder tun sollte. Deswegen schwieg sie lieber. Und er auch. Aber es war keine peinlich-unangenehme Stille, sondern eher eine wohltunende, sehnsüchtige Stille. Die unausgesprochenen Wörter und Gedanken; so vielsagend.
Hin und wieder wagte sie einen Blick zu ihm und musste fest stellen, dass er entweder die ganze Zeit über sie ansah oder immer den gleichen Augenblick wählte, um sie an zu sehen.
Jedenfalls verhakten sich ihre Blicke wieder, nun endgültig, und wie schon kurz zuvor konnte keiner von ihnen wieder los lassen.

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt