XLII.

90 17 3
                                    



1977

-Hey! Warte!- jemand kam von hinten auf sie zu gelaufen. - Ich muss mit dir reden...-
Sie fuhr herum, obwohl sie schon wusste, wer hinter ihr war. Was sie sah, wäre ein Bild wert gewesen; Sirius Black mit noch nicht gebundener Fliege um den Hals, in weißem Hemd und schwarzem Sakko. Nicht schlecht, wie sie eigentlich dachte, aber natürlich sagte sie das nicht. Pünktlich wie ausgemacht, vor der großen Halle; eigentlich hätte sie erwartet, dass er wie üblich nicht auftauchte und nicht zu dem Treffen ging, aber diesmal überraschte er sie.
Als er sie sah erstarrte er kurz mit geweiteten Augen und musterte sie von oben bis unten anerkennend. Mal wieder atemberaubend hübsch. Leicht schüttelte er seinen Kopf und setzte einen verlegenes Gesicht auf.
-Kannst du vielleicht... Mir helfen?- er deutete unsicher auf die Fliege.
-Sirius....-knurrte sie mahnend und versuchte ihn mit ihrem Gesichtsausdruck auf die Größe einer Ameise zusammen schrumpfen zu lassen. -Erstens machst du das bestimmt öfter als ich, zweitens, wenn du es selbst nicht könntest, könntest du deinen Zauberstab benutzen.-
Es war doch nur zu offensichtlich, dass das nur ein Mittel war, sie um Hilfe zu bitten. Dennoch trat sie heran und nahm die zwei Enden der Krawatte. Beim knoten schaute sie ihm die ganze Zeit in die Augen (woher die Routine, fragte er sich.) immer noch den Gleichen Blick bewahrend.
-Weiß du... Ich kann das nicht so schön ordentlich...-er legte seine Hände um ihre schmale Taille und zog näher zu sich während er ein verführerisch geheimnisvolles Lächeln aufsetzte, doch in dem Moment riss sie an dem Knoten der Fliege. Viel zu eng. Er würgte leicht, denn der Stoff schnürte ihm so plötzlich die Luft ab, dass er sich nicht hätte darauf gefasst machen können. Ihr Verhalten passte so gar nicht zu der eben entstanden Atmosphäre und schon gar nicht in sein Schema.
-Können wir?- sie löste sich von seinen Armen und zog eine Augenbraue ironisch hoch.
Er rückte den Knoten etwas zu recht, so dass es ihm nicht mehr die Luft abschnürte, und bot ihr den Arm an. Sie hakte sich höflich bei ihm ein und sie liefen los. Völlig verwirrt schüttelte er seinen Kopf; dieses Mädchen machte ihn mit ihrer Uneinschätzbarkeit noch verrückt...

***

Es war bereits dunkel geworden. In letzter Zeit konnte man deutlich bemerken, dass die Tage kürzer wurden. Er beschleunigte sein Tempo. Dieser dumme alte Sack hatte ihn noch so lange von seiner grandiosen Veranstaltung geschwärmt, bis es plötzlich schon so spät war.
Und seinen Herr ließ man eben nicht warten. Vorallem nicht, wenn es so ein mächtiger war. Er näherte sich dem Wald; die Bäume rauschten und knarrten im Wind und obwohl es erst Oktober war, wurde ihm schlagartig kalt.
Als er an der besprochenen Stelle ankam, blieb er stehen und sah sich um- weit in breit niemand zu sehen. Nur die Dunkelheit und der mystische Nebel.
-Du bist spät...Ich mag es nicht wenn man mich warten lässt.-raunte eine kalte grausame Stimme aus dem nichts. -Aber das weißt du doch sicherlich...-
Er fuhr herum und suchte die Quelle der Stimme, aber es war immer noch niemand zu sehen. So hatte sich der Meister noch nie gezeigt.
-Herr, entschuldigt bitte meine Verspätung. Ich wurde aufgehalten...Verzeiht mir.-
-Hör auf dich zu rechtfertigen. Es gibt wichtigeres zu besprechen, als deine Fehler. Wie macht sich unsere Wahrsagerin aus der Zukunft? Ist ihr schon etwas aufgefallen? Ahnt sie etwas?-
-Nein, Herr, nicht im geringsten. Aber ich habe schlechte Neuigkeiten; sie ist geradezu dabei die Seite zu wechseln. Immer mehr tendiert sie dazu, schlecht über Euch zu reden oder Euch sogar zu verfluchen. Das bereitet mir Sorgen, Herr.-
Er fühlte sich unsicher, denn er wusste nicht, wo er hinschauen sollte, während er redete und die Stille, die darauf folgte, machte ihn nur noch labiler. Die Sekunden erschienen ihm ewig, bis wieder die Stimme erklang.
-Und schon sind wir wieder bei deinen Fehlern, mein Diener. Dir unterlaufen einfach zu viele davon.-
-Sie hat ein Buch gefunden, von ihrer Mutter, worin alles drin steht, was in der Zukunft passieren wir. Ich selbst konnte es nicht lesen, sie ließ es nicht zu, aber seither ist sie wie ausgetauscht.-
Wieder diese folternde Stille. Verlegen starrte er auf seine Fingernägel und dann auf den Boden.
-Ich frage mich, wie dir so etwas passieren kann...- kam die Antwort langsam aus der Finsternis. Es klang nach einer Drohung. -Ich habe dich hierfür ausgesucht, weil ich dich für einen meiner intelligentesten Anhänger hielt und noch dazu mit einer sagen wir zufälligen Verbindung zu der ganzen Sache...Doch nun kann ich mir nicht erklären, wie du es nicht verhindern konntest, dass sie an das Buch gelangt. Alle deine Voraussetzungen waren erfüllt und deine Möglichkeiten gegeben. Da bleibt diese Frage für mich unbeantwortet.- aus dem Nichts leuchtete kurz ein Lichtstrahl auf und traf ihn. Im nächsten Moment war er schon unfähig die Augen offen zu halten. Er krümmte sich vor Schmerz, alles an ihm tat weh, die Zeit war wie stehen geblieben.
Und dann hörte es unvermittelt wieder auf. Keuchend erhob er sich wieder vom Boden.
-Herr, sie ist in der Zukunft auf das Buch gestoßen...-
-Dann sorge dafür, dass sie es nicht mehr in die Hände bekommt. Ich muss wissen, was da steht. Ich gebe dir einen Monat Zeit, dann will ich das Buch haben. Und jetzt geh!

***

Es waren weniger Schüler gekommen, als es sich Giselle gedacht hätte. In ihrer Vorstellung galt es eher als eine Party als nur eine Versammlung des Slug-Klubs (schon dieser Name verriet, dass es immer die gleichen waren, die eingeladen wurden) Sie war froh, nicht das blaue Kleid angezogen zu haben, denn es wäre definitiv zu viel gewesen.
-Ah... Wie schön dass Sie diesmal auch gekommen sind, Mr Black. Noch dazu mit einer solch feinen Lady an Ihrer Seite...Eben so intelligent, wie sie selbst.-warum tat der jetzt eigentlich so überrascht, nach dem er die ganze Schule davon voll geschwärmt hatte? Sogar ihr Urgroßvater ha sie darauf angesprochen, ob die Gerüchte wahr seien und sie tatsächlich mit Black zum Slugclub gehen würde. Und dabei hatte sie es ihm gar nicht erzählt.
Sirius und Giselle nahmen an dem riesigen runden Tisch in der Mitte es Raumes nebeneinender Platz, so wie alle anderen Gäste (denn sie waren die Letzten). James Potter, gegenüber von Sirius, zwinkerte ihm immer wieder zu und deutete mit den Augen auf Lily.(die gegenüber von Giselle saß). Dann zeigte er mit dem Daumen nach oben.(kein wenig auffällig). Jedoch fiel es Lily tatsächlich nicht auf, denn siehst gerade in ein Gespräch vertieft.
Zu Giselle's Unzufriedenheit, hatte  sie ausgerechnet neben Brian Platz bekommen. Das Mädchen neben ihm führe gerade eine Diskussion mit Lily. Auch alle anderen redeten mit jemandem außer ihr und Sirius ( immerhin begegneten sie sich ja nicht das erste mal, während Sirius und sie das erste Mal dort waren)
Giselle wollte schon wieder gehen; Sie fühlte sich einfach unangenehm. Wie ein Fremdkörper in dieser geschlossenen Gemeinschaft. Doch es war schon zu spät, denn ihr Hauslehrer (neben James) wandte sich zu ihr.
-Und Miss de Minuit, gefällt es Ihnen auf Hogwards zur Schule zu gehen?-
-Freilich. Es ist wortwörtlich bezaubernd hier. Ich bin froh, dass mein Onkel diese Schule für mich ausgesucht hat.
-Das hört man immer gerne. Wie geht es Ihrem Onkel denn, wenn man fragen darf.-
-Ich habe schon seit längeren keinen Kontakt zu ihm. Ich habe nicht die geringste Ahnung wo er stecken könnte...-
-Nun, vor einigen Tagen, habe ich im Tagespropheten einen Artikel gelesen; es hieß, dass ein verdächtigter Anháger des dunkelen Lords gefasst wurde, ihm aber die Flucht gelang und nun sein Aufenthalts Ort niemandem bekannt sei. Es wurde ein junger Mann mit dunkelen Haaren und Schnurbart beschrieben, französscher Akzent. Er gab wárend seiner Gefangenschaft im Ministerium wichtigen Informationen preis, natürlich nicht freiwillig. Aber es wird vermutet, das man hätte noch schlauer aus ihm werden können, wáre er nur nicht entkommen...-Brian láchelte höhnisch und bei seinen Worten verstummten alle anderen wie auf Kommando. -Außerdem gibt es eine Vermutung, dass es sich bei diesem gewissen Herr sich um Sir Charles de Minuit handeln könnte, auf den die im Artikel genannte Beschreibung gar ganz passt. Das Ministerium ist nun auf der suche nach ihm...-fuhr Brian fort.
Giselle wurde blass. Sie hatten ihren Vater in Haft genommen? Und er ist entkommen? Wie denn?! Jetzt sucht die ganze Welt wahrscheinlich nach ihm. Die einen weil sie mehr erfahren wollen, die anderen weil sie den Verráter in ihm sehen. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis und ihr wurde schwindelig.
Sie wusste nicht, wie es ihrem Vater gelungen ist, sich zu verstecken. Vielleicht würde sie ihm helfen müssen nur wusste sie es eben noch nicht. Es ist so verwirrend mit der Zeit. Würde er ihre Hilfe eventuell gebrauchen oder nicht?
Es waren wohl einige Minute vergangen, denn als sie wieder psychisch anwesend war, drehte sich das Gespräch am Tisch um etwas völlig anderes.
-Alles in Ordnung mit dir?- flüsterte ihr eine angenehm tiefe Stimme von neben an zu. Wie aufmerksam...
-J-ja... natürlich...-sie zögerte und stellte selber fest, dass sie nicht sehr überzeugend auftrat.
Sie nahm sich die Teekanne, die auf dem Tisch stand, und schenkte sich etwas Tee in die Tasse. Außer dem Tee waren noch Kuchen, Nüsse, kandierte Früchte und Salzstangen vorbereitet. Aber der einzige der etwas aß, war der Gastgeber selbst.
Als Giselle ihren Blick hob, bemerkte sie den Blick, den Sirius und James wechselten; sehr verdächtig. Aber länger beschäftigte sie sich nicht mit ihnen.
Eindeutig hatte sie jetzt eine viel größere Sorge, als sich um die Machenschaften der Rumtreiber zu kümmern. Sie hatte genug gehört. Irgendetwas lief hier gerade gewaltig schief. Und sie erfuhr erst jetzt davon. Ihr Vater, er brauchte ihre Hilfe. So viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf.
Und plötzlich verstand sie es; es war ihm damals nur gelungen, sich zu verstecken, weil seine Tochter aus der Zukunft ihm geholfen hatte. Ihr Herz fing an zu rasen. Das hatte er auch nie erwähnt.
Sie musste zu ihm. Jetzt. Sirius blickte sie verwundert an...

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt