LXIX.

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1977

Leicht lächelte er: warum waren Jugendliche eigentlich immer so ihrer Unordentlichkeit unbewusst? Dass Black wirklich nicht bemerkt, dass er das Buch vergessen hat, war in seinen Augen schon immer unwahrscheinlich, aber dass er noch nicht einmal danach suchte, überraschte ihn. Annabelle hatte sich in sofern nützlich erwiesen, dass sie absolut unfähig war gegen den Imperius an zu kämpfen und mit einem Oblivate konnte er auch der Gefahr entgehen, dass jemand von diesem Zwischenfall erfuhr. Außerdem beherrsche sie das Zaubern ohne zu sprechen und so ergab sie eine ideale Übertragungsperson. 
Black hatte schließlich nicht aus eigener Leichtsinnigkeit das Buch in der Bank liegen lassen. Und Annabelle war auch nicht zufällig neben ihm gelandet. Noch nicht ein mal Verdacht geschöpft hatte er, nein, der Bursche war so selbstverliebt, dass er sich dabei gar nichts gedachte hatte.

Es war eine Ehre, dass der dunkle Lord gerade ihn für diese Aufgabe ausgesucht hatte. Nach all dem was passiert war, war er ja auch der einzige der diese Aufgabe meistern konnte und der einzige, der den Hintergrund hatte, um sie erfolgreich zu Ende zu bringen. Es dauerte jetzt nicht mehr lange. Er hatte schon den perfekten Plan. Jetzt fehlte nur noch der perfekte Augenblick.

***

Letztendlich hatte er es ihr versprochen. Und ein Versprechen bricht man nicht. Es ging zwar um seinen besten Freund, aber in der letzten Sekunde hatte er sich doch dazu entschieden es James nicht zu erzählen. Statt der Wahrheit ließ er sich etwas einfallen. Eine bescheuerte Ausrede, die rechtfertigte, weshalb sie komisch war.
Jedenfalls wollte er, dass sie selbst entschied, wer davon erfuhr, wer sie eigentlich ist. Sie aufzudecken war nicht seine Aufgabe. Gleichzeitig war ihm aber auch klar, dass James so leicht nicht ab zu schütteln war. Früher oder später würde er es wieder versuchen.
Er wollte ihn nicht wieder anlügen müssen. Nicht noch ein mal. Nicht so einer Sache bezüglich. Also brauchte er einen Plan, möglichst schnell.

Das Wetter war an dem Tag, als hätte es ihm ein Geburtstagsgeschenk machen wollen; die Sonne schien weit und breit und bis auf den kühlen Wind, der hin und wieder die Bäume des Verbotenen Waldes durchkämmte und den See Wellen schlagen ließ, war es sehr angenehm draußen. Nicht wenige Schüler verbrachten ihre  Mittagspause draußen im Park und am See. Unter ihnen auch die Rumtreiber.
Die drei anderen, außer ihm, steckten im Moment ihre Köpfe zusammen, um sich über seine erste Aufgabe zu beraten und dann zu entscheiden.
Etwas weiter weg saß Giselle de Minuit, in Gesellschaft ihrer zwei Slytherin Freundinnen. Allerdings schien sie sich nicht an der Konversation der anderen beiden zu beteiligen. Stattdessen lehnte sie sich am Rand der Bank gegen die Rückenlehne, ließ den Kopf in den Nacken fallen und starrte in den wolkenlosen Himmel. Ihr langes Haar wehte dabei im Wind, wie eine schwarze Fahne und er konnte sich kein schöneres Bild vorstellen. Ein Moment lang verlor er sich in ihrem Anblick.
-Wir wären dann so weit Sirius...- sprach ihn eine Stimme von hinten an und ließ ihn aus seinem Tagtraum, wie es wohl wäre jetzt neben ihr zu sitzen, auffahren.
-Ja, ich bin auch so weit.-antwortete er hastig.

***

-Ich glaube, dass es einer von ihnen gewesen ist. Sie wissen doch alle nicht wo die Grenze ist.- fuhr Ella fort.
-Aber warum gerade Melda? Sie ist reinblütig, sie kommt aus einer der ältesten Zaubererfamilien und hat nie jemandem etwas zu leide getan?- Jena wurde jedes Mal fürchterlich empört, wenn es um das Verschwinden ihrer ehemaligen besten Freundin ging. Es war ja auch verständlich. Nicht ein mal hatte Giselle Ella und Jena Nachts leise in ihrem Bett weinen hören.
Zwar hatte sie selbst solche emotionalen Ausbrüche nur sehr selten in ihrem Leben, so gut wie ein mal bis jetzt, aber dass sie beiden über den mysteriösen Umstand und den Verlust nicht ganz hinweg gekommen sind, konnte sie nachvollziehen. Beide vermuteten zwar, dass Melinda nicht mehr am Leben war, aber Giselle wollte nicht diejenige sein, die ihnen diese erschütternde Nachricht übermittelte und so wussten sie auch nicht mehr, als die gesamte Schule. Dumbledore hatte gesagt, dass wenn nicht bald der Täter gefunden werden werden würde, würde das Ministerium beschließen, die Schule zwischen zeitlich ab Januar zu schließen. So wie schon einmal. Aber weiter hatte Dumbledore diesen Punkt in seiner Rede beim Abendessen an jenem Abend nicht ausgeschärft.
Sie selbst hatte das Bild des armen Mädchens immer noch im Kopf, wie sie als eine Art Marionette in diesem Sessel im Raum der Wünsche saß.
Wenn jemand, dann sie wusste, dass Melinda nicht mehr am Leben war. Und irgendjemand wusste, was für einen Raum Giselle sich an diesem Abend gewünscht hatte und setzte
die Leiche der unglücklichen Melinda dort ganz gezielt hin, um Giselle einzuschüchtern. Aber wer? Und wieso? Gedankenverloren ließ sie den Kopf nach hinten fallen.
Dass Black gleich danach neben ihr auftaucht, um sie zu trösten, in dem selben Raum, kam ihr immer noch unheimlich und verdächtig vor. Merkwürdig. Wie hat er dort überhaupt rein kommen können, wenn er nicht wusste, was sie sich wünschte?
-Giselle, da will jemand was von dir...- Ella holte sie wieder zurück in die Realität. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass jemand einen Schatten auf sie warf. Und wenn man vom Teufel spricht, oder zumindest an ihn denkt, steht er plötzlich vor einem.
Ohne ein Wort zu sagen packte Sirius sie im Bruchteil einer Sekunde und rannte mir ihr auf den Armen auf den See zu. Sie konnte es gar nicht verhindern. Es geschah einfach so unerwartet.

Man muss schon sagen; so ziemlich jeder schaute in dem Moment gespannt diesem Schauspiel zu. Aber niemand amüsierte sich so gut wie die anderen drei Rumtreiber. Irgendwo knipste eine Kamera. Jemand hielt diese Komödie für sich fest. Es war James Potter.
Obwohl Giselle sich mittlerweile mit Armen und Beinen gegen ihm wehrte, konnte sie ihn nicht anhalten. Ihren Zauberstab hatte in ihrem Umhang, aber sie kam nicht an ihn dran und außerdem hielt Sirius sie zu fest, als dass sie ihm hätte irgendwie entkommen können. Sie brüllte ihn an, sie zappelte, aber all das brachte nichts.
Das nächste was geschah, überholte das bisherige noch um einiges: er machte vor dem See nämlich keinen Halt. Er sprang mit ihr ins eiskalte Wasser hinein und ließ sie auch dann erst los, als sie schon im Wasser waren. Da der See an dieser Stelle recht tief war, konnten sie nicht stehen. Es war wirklich furchtbar kalt. Kaum aus zu halten. Einen Moment lang überlegte sie trotzdem, ob sie lachen sollte. Er war so verrückt. So wunderschön verrückt. Sie unterdrückte das Lachen. Und erst als sie ein Paar Meter weiter geschwommen waren, wo sie stehen konnten, fing sie an ihn anzuschreien.

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt