1977Um sie dort hin zu locken musste er eine Falle stellen. Und so listig wie er war, hatte er natürlich schon die beste Möglichkeit gefunden, um dies zu tun. Ihm war vollkommen klar, dass sie einander bis in den Tod folgen würden, selbst, wenn die beiden das selbst noch nicht wussten. Noch dazu war Black ein Gryffindor; er hatte den Retter-Zwang,wie die meisten Mitglieder dieses Hauses, in sich, er musste den Ritter spielen, auch ohne es zu wollen. Und in diesem Fall erwies sich diese Eigenschaft sehr nützlich. Um so leichter würde es werden.
***
–Komm jetzt, es wird dich keiner sehen. Um diese Uhrzeit ist niemand mehr wach. Allerhöchstens die Rumtreiber und die haben dich so wie so schon gesehen.– sie versuchte ihren Vater dazu zu veranlassen die Eulerei zu verlassen, wo es mit dem Einbruch der Dunkelheit fürchterlich kalt geworden war und windig. –Er wird sich freuen, wenn wir ihn besuchen. Du wirst schon sehen...– ermutigte sie ihn.
Ihr Vater zögerte. –Warum bist du dir so sicher, dass er überhaupt noch wach ist? Vielleicht ist es auch viel zu unverschämt ihn jetzt zu stören...–Giselle schnaubte und rollte ihre Augen.
–Wenn du willst, kann ich sogar einen Zauber auf dich legen, durch den dich überhaupt niemand sehen wird...–sie schauderte. –Wie hast du hier bloß so lange schlafen können?! Es ist ja schlimmer, als in den Kerkern und da ist es ja schon furchtbar kalt...–
–Weißt du, das kann man sich gar nicht vorstellen, aber Federn halten irre warm.–erklärte er leicht sarkastisch.
–Deswegen wundert es mich, wieso du noch hierbleiben willst...ich an deiner Stelle würde mir ein besseres Versteck suchen. Schließlich käme nirgendwo jemand auf die Idee, alle Falken zu untersuchen... und er könnte dir wirklich helfen dich zu verstecken.–
–Ja vielleicht hast du recht. Na schön auf geht's. Leg den Zauber auf mich. Ich bin gespannt, ob er funktioniert.– zweifelnd und etwas selbstgefällig blickte er sie an. Sie waren ungefähr gleich groß. Das heißt, dass Sirius größer ist, als mein Vater, dachte sie sich und hätte sich für diesen Gedanken gleich am liebsten selbst eine geklatscht.
–Du weiß schon, dass wenn du meine Fähigkeiten in Frage stellst, du damit auch deine eigenen bezweifelst? Du hast mich erzogen, du hast meine Lehrer eingestellt... Glaub mir, wenn ich laut ausspreche, dass ich etwas kann, dann kannst du dir in dieser Tatsache so sicher sein, wie nur geht.–schon war Charles verschwunden.
–Du liebst es zu diskutieren, stimmt's?–bemerkte du Luft neben ihr.
–Ich erwarte von niemandem mit mir immer einer Meinung zu sein und das Leben ist viel interessanter, wenn man verschiedene Sichtweisen zu erfahren bekommt.–
Auf sich selbst legte sie den gleichen Zauber und so liefen sie lautlos ins Schloss.
Vor Brodys Tür machten sie halt und Giselle klopfte leicht an der Tür. Jedoch erhielt sie keine Antwort und als sie versuchte die Tür zu öffnen, musste sie feststellen, dass sie verriegelt war. Unter der Tür war auch kein Licht zu sehen und so musste sie ihrem Vater zu stimmen; Professor Brody war nicht da.
–Na schön. Wir versuchen es morgen nochmal...–flüsterte sie ihm zu. –Morgen gleiche Uhrzeit, gleicher Ort, ja?–
Sie erhielt zwar keine Antwort, aber sie war sich sicher dass er sie verstanden hatte.
Und so trennte sie sich auf der Treppe.Giselle war kaum einige Flure weiter gelaufen, hatte den Zauber von sich genommen, denn der Gang war vollkommen unbeleuchtet, waren Schritte zu hören. Schnelle Schritte, von harten Schuhe verursacht; sie öffnete die nächste Tür, die ihr in den Weg kam und schlüpfte in den Raum. Zwar war sie nicht mehr weit vom Slytherin Kerker entfernt, dennoch wollte sie warten, bis draußen wieder völlige Ruhe eingekehrt war. Mit einem Ohr an der Tür und einem klopfendem Herzen horchte sie. Die Schritte waren stehen geblieben, aber sie wusste, dass ihr Verursacher noch nicht weit sein konnte.
–Das, meine Liebe, ist Schicksal.–sagte eine raue Stimme hinter ihr und fast wäre Giselle umgekippt vor Schreck. Sie wandte sich zur Quelle der Stimme.
–Du läufst mir ausgerechnet heute Abend noch in die Arme...–Sirius war sogar noch selbstgefälliger, als normalerweise und sein Lächeln erschien ihr noch schelmischer als sonst. Sie musste sich Mühe geben, sich nicht in seinem Anblick zu verlieren: Das Mondlicht verlieh seinen Haaren einen bläulichen Glanz und sein Gesicht wirkte noch blasser als eh und je. Seine Pupillen waren geweitet, und jetzt sahen seine sonst grauen Augen schwarz aus.
–Sirius was tust du hier?–flüsterte sie und gab ihm ein Zeichen, dass er dies auch tun sollte.
Mit seiner rechten deutete er auf einen großen Spiegel an der Wand. Erst jetzt fiel ihr die Flasche in seiner Hand auf, mit der er auf den Spiegel zeigte. Kein Wunder dass er noch unvorsichtiger ist, als sonst, dachte sie sich. Einen Moment lang wollte sie einfach nur wieder gehen ohne was zu sagen, aber dann war ihr die Situation doch zu merkwürdig.
–Wieso bist du hier? Solltest du nicht mit den anderen Gryffindors deinen Geburtstag feiern?– misstrauisch blickte sie ihn an.
Kurz zögerte er und nahm einen großen Schluck aus der Flasche.
–Ich bin abgehauen... nach der Sache in der Eulerei hatte ich keine Lust mehr zu feiern. Alle haben mir gratuliert und James scheint endlich bei Lily durch zu kommen. Kannst du dir vorstellen was für ein Erfolg das ist?! Ich glaube ihm ist gar nicht aufgefallen das ich weg bin. Er ist grade sehr beschäftigt...–
Giselle ging auf den Spiegel zu und betrachtete ihn genauer.
Kurz schwiegen sie beide.
–Was... ist das?–fragte Giselle unsicher. Selbst bei Blacks Selbstverliebtheit konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sich nachts vor einen Spiegel setzte, wenn er traurig war und sich selbst anstarrte, um glücklicher zu werden.
–Das ist das Mittel, was ich mir nur dann gönne, wenn ich mir selbst besonders weh tun will...–erwiderte der Junge amüsiert. In Giselle weckte diese Aussage eher nur Sorgen. Wieso sorgte sie sich denn jetzt um ihn, verdammt?!
–Bist du ein Masochist?–fragte sie ihn perplex, während sie den Schriftzug am Rand des Spiegels las. Sie erhielt keine Antwort. Stattdessen ließ Sirius den Kopf nach vorne hängen und sein Haar verdeckte sein Gesicht. –Nein...–murmelte er kaum hörbar und er machte den Eindruck lautlos vor sich hin zu lachen. Das beunruhigte Giselle nur noch viel mehr. Wenn er so lachte wie grade eben, war es eher ein Zeichen dafür, dass er nicht mehr zu antworten wusste. Das wusste sie schon: er lache zu den unpassendsten Zeitpunkten im Leben. Mit einem Mal durchschaute sie die Lage und wurde ernst.
–Verletzt du dich?–fragte sie etwas deutlicher und mit etwas bedrohendem in ihrer Stimme.
Das konnte doch nicht wahr sein. Sirius, der Junge, der immer den Eindruck vermittelte, ein Charmeur, ein Frauenheld, zu sein, der, der immer den Eindruck machte in vollstem, übertrieben Einklang mit sich selbst zu sein, war mental krank? Sie war sich sicher, dass sie der Sache auf den Zahn gefühlt hatte.
Sie ging mit festen Schritten auf ihn zu und griff nach seinem linken Handgelenk, denn sie wusste, er war Rechtshänder.
Ihre kalten Finger schlossen sich fest um seinen Arm während sie den Ärmel hoch zog. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht –wie besorgt sie war. Das hätte er nicht erwartet.
An seinem Handgelenk war nichts zu sehen, aber etwas unterhalb seines Ellbogens, an der Stelle, die immer verdeckt und nie zu sehen war, entdeckte Giselle drei dunkle Striche. Plötzlich wurde sie blass und ihre Stirn legte sich in Falten, die durch ihr Mitleid und ihre Sorge entstanden.
–Sirius,...ich...– auch nach längerem überlegen fand sie fand keine passenden Worte. Er lachte diesmal laut auf. Darauf hin verflog jegliches Mitgefühl aus ihrem Gesicht. Sie schaute tief in seine Augen und er musste feststellen, dass sein Puls dabei wieder etwas anstieg.
–Das ist nicht lustig. Darüber gibt es nichts zu lachen.– er lachte immer noch, legte den Kopf in den Nacken während sie seinen Ärmel wieder herunter krempelte. Giselle wusste immer noch nicht, was sie sagen sollte. Sie verstand die Welt nicht mehr. Außerdem tat er ihr unendlich leid, denn sie kannte den Grund seines Verhaltens.
Aber sie musste ihm die Ernsthaftigkeit der Sache klar machen.
Und so starrte sie ihn einfach nur an; mit einem durchdringenden, kalten Blick. Er ließ einen Kopf wieder nach vorne fallen und so konnten sie einander jetzt in die Augen sehen.
-Du wirst damit aufhören, hast du verstanden. Sonst kriegst du es mit mir zu tun.- ihre Gedanken und Absichten waren liebevoll und beschützend und alles was ihren Mund verließ, waren Drohungen.
Black nickte übertrieben stark und kurz kehrte wieder Stille ein, was jedoch überhaupt nicht peinlich war.
Giselle starrte ihn immer noch mit leicht verengtem Blick an und er schloss seine Augen, um vor ihrem Blick zu flüchten.
-Was kann dieser Spiegel?- fragte sie ihn letztendlich und veranlasste damit dazu, seine Augen wieder zu öffnen. Leider musste er feststellen, dass ihr Gesichtsausdruck womöglich noch prüfender geworden war, als vorher.
-Dieser Spiegel, bitteschön, und zeigt was wir niemals haben werden.- er nickte wieder zur Bestätigung. -Bei Merlins Bart jetzt sieh mich nicht so an. Du machst mir Angst mit diesem Todesblick.- an Giselle veränderte jedoch sich nichts. Jedenfalls äußerlich; sie hätte zu gerne gewusst, was er genau sah. Aber gleichzeitig war sie auch neugierig, was der Spiegel ihr zeigen würde. Noch ein paar Sekunden vergingen, in denen sie ihn mit ihren Augen fixierte, aber dann ging sie mit langsamen Schritten auf den Spiegel zu.
Zu ihrer Überraschung sah sie nicht ihr erwachsenes ich im Spiegel, sondern das ca fünf-sechs jährige Mädchen, das sie einst gewesen war. Hinter ihr stand ihr Vater, der sie stolz umklammerte und neben ihm ihre Mutter die ihr liebevoll übers Haar strich.
Sie biss sich auf die Lippe bei diesem Anblick; Sirius hatte recht. Dieser Spiegel tat einem richtig weh.
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Jinx Of Time- Der Fluch Der Zeit
FantasySagen wir mal, die letzten fünf Seiten von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes sind nie geschrieben worden und du hast sie auch nie gelesen... wir sind jetzt also nicht am Standpunkt von 19 Jahre später, sondern ein Monat nach dem Voldemort b...