XLVI.

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1977

Es dauerte noch einige Sekunden, wenn nicht sogar Minuten, bis sie beide wieder fähig wurden etwas zu tun. Und das war auch nur möglich, weil die große Tür des Direktorbüros in diesem Moment geöffnet wurde.
-Wir reden darüber morgen nochmal Vilmos. Es kommt mir so vor, als würde es sich hierbei nicht wirklich um einen Unfall handeln. Dafür ist die Zeit, in der wir leben viel zu düster und grausam...-ertönte die friedliche Stimme des Schulleiters. -Bei solchen Vorfällen kann man heutzutage nicht davon ausgehen.-
-Ganz richtig, Albus. Ich habe es deswegen für richtig gehalten, über die Sache sofort zu berichten.-
Dumbledore schüttelte dem Professor die Hand, so ihm ein Zeichen geben, dass er jetzt gehen soll.
-Miss de Minuit, die können jetzt wieder hereinkommen, wenn sie wollen. Ach und Mr Black, ich würde es bevorzugen, wenn sie heute die Schulordnung ausnahmsweise einhalten würden und sich jetzt in ihr Zimmer begeben.-
Kurz konnte Giselle in seinem Gesicht Enttäuschung erkennen. Doch dann machte es wieder Platz für das schelmische Rumtreibergrinsen, das sie so unwiderstehlich fand.
-Sehr wohl, sir.-
Das hörte sich kein wenig verdächtig an oder so was. Der Direktor nickte ihm kurz zu, dann drehte sich Sirius auf dem Absatz um und warf Giselle einen vielwissenden Blick zu (sie stand hinter ihm)
-Gute Nacht.-

***

Dumbledore begleitete sie zu dem großen Schreibtisch in der Mitte des Saales und bat sie sich neben ihren Vater zu setzen.
-Professor Dumbledore, ich bin mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist. Ich meine was ist, wenn das Ministerium mit bekommt was...-
-Wenn das Ministerium Sie in die Finger kriegt, können wir so wie so nicht mehr viel erhoffen, Mr de Minuit.-
Der junge Mann verstummte. Wie immer hatte Dumbledore recht. Wenn ihn das Ministerium fündig machen würde seiner Gestalt wegen, wäre es eindeutig, dass das nicht der einzige Hacken wäre. Ganz einfach; die durften ihn nicht finden, aus keinem Grund.
-Verzeihung, ich fürchte, ich verstehe nicht ganz worauf Sie hinaus wollen, Professor...- Giselle schaute den Direktor perplex an. Was sollte das.
-Na schön, Miss de Minuit. Ich hoffe Sie sind sich im Klarem darüber, dass alles was hier jetzt besprochen wird, streng geheim ist und auch, dass das Verteilen dieser Informationen sehr wohl überlegt geschehen soll. Wenn es denn überhaupt nötig werden sollte.- Dumbledore schaute sie hierbei misstrauisch an. Als ob sie jemals auch nur irgendjemandem verraten würde, dass...
-Ja, Professor, das ist mir vollkommen bewusst.-antwortete sie knapp. Wieso unterstellte Dumbledore ihr so etwas?
-Möchten Sie etwas Tee, Miss?- ganz nach perfektem Gastgeber bot er ihr die Kanne und die Tasse, die schon auf dem Tisch präpariert waren, an.
-Nein vielen Dank, Sir.- leicht schüttelte sie ihren Kopf. Mit einem Seufzer nahm auch der Schulleiter gegenüber seiner Gäste Platz.
-Also, mir ist in den Sinn gekommen, dass es am besten wäre, wenn Sie, Mr de Minuit, als ausgezeichneter Zauberer, nicht Ihr halbes Leben in Gefangenschaft verbringen müssten. Nach meinen Informationen bereuen Sie es sich den Anhängern Voldemorts angeschlossen zu haben und sind nun nicht mehr in der Lage sich unter sie zu gesellen. Mit anderen Worten; sie teilen nicht mehr ihre Meinung und wollen nichts mehr mit ihnen tun haben. Auf der anderen Seite werden sie vom Ministerium gesucht, weil es jetzt offiziell erwiesen ist dass Sie zu den Todessern gehören. Es würde Ihnen keiner glaube, dass Sie nicht mehr auf ihrer Seite stehen. Dies wiederum hat die Folge, dass Sie sich vor der halben Welt verstecken müssen. Nicht ganz das was man sich als junger Zauberer erträumt, oder?-
-Nein, Sir, ganz und gar nicht. Ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen, als eingesperrt den ganzen Tag sinnlos zu verbringen.-fuhr ihr Vater mit neutraler Miene fort. Es war nicht zu übersehen, dass er sich fehl am Platz fühlte.
-Ja, das habe ich mir schon gedacht. Außerdem hatten Sie noch kaum die Gelegenheit frei zu zaubern. Ich meine Sie sind erst seit ein und halb Jahren volljährig...-das Gesicht des alten Zauberers verzog sich zu einem breiten Lächeln und Giselle hatte unwillkürlich das Gefühl, dass er sich an sich selbst erinnern musste. An die Zeit, als er so jung gewesen ist wie ihr Vater es zu diesem Zeitpunkt war. Ob er wohl auch Dummheiten gemacht hatte als er jung gewesen ist?
-Ich halte es für sinnvoll, wenn sie, statt sich ganz von der Bildfläche zu entfernen, sich eine zweite Gestalt zu legen, in der Sie von niemandem erkannt werden können.-
Er stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und faltete die Hände.
-Für mich ist das ein klarer Fall und eine gute Begründung Animagier zu werden...-
-Aber Professor, eben sagten Sie, dass es besser wäre das Ministerium so weit es geht aus dem Spiel zulassen? Und wenn man Animagier werden möchte, muss man das doch angeben, nicht wahr?-unterbrach Giselle ihren Direktor. Dieser schien von ihrem Einwand kein wenig überrascht zu sein.
-Diese sind die Bedingungen für den normalen Fall, wenn jemand Animagier werden will. Aber ich bezweifle, dass wir bei dem jetzigen von einem normalen Fall sprechen können.-
Kurz entstand Stille. Das wurde ja immer interessanter; was würde sie denn noch alles auf dieser Zeitreise heraus finden? Dass ihre Mutter eine Hexe war, ihr Vater ein Todesser und Animagier wusste sie ja jetzt schon. Gab es denn überhaupt noch etwas was sie überraschen konnte?
-Und wie sollte ich das anstellen? So eine Verwandlung braucht Übung und Zeit.-ergriff nun ihr Vater das Wort.
-Allerdings bin ich der Meinung, dass Sie, solange Sie in Howards sind in Sicherheit sind. Und mit ein wenig Übung lässt es sich bestimmt einrichten, dass sie innerhalb eines Vierteljahres zum Animagier werden können.-
-Ist das denn nicht zu lang?-fragte nun Giselle.
-Ich wüsste nicht, was uns den Zeitdruck bereiten würde?-
-Naja. ..Ich dachte nur, dass es vielleicht ungünstig wäre wenn irgendjemand mitbekommen würde, dass sich der auf der ganzen Welt gesuchte Charles de Minuit in Howards versteckt. Also müsste er sich auch hier im Schloss so aufhalten, dass es keiner bemerkt. Und da wären wir wieder beim Eingesperrt sein.-
-Giselle, vergiss nicht; wenn ich nicht zum Animagier werde, werde ich mich deutlich länger verstecken, als ein Vierteljahr.-
Ihr Vater hatte recht. Es wäre ohnehin besser, wenn er für das erste in Howards blieb und sich nicht irgendwo herumtrieb.
Einige Sekunden vergingen ohne dass irgendjemand was sagte. Doch letztendlich ergriff sich Dumbledore als erster.
-Jaja. .. Man weiß als junger Mensch oft nicht was gut für einen selbst ist... Man ist oft übermütig, übermotiviert, begeistert und irgendwann... irgendwann stellt man fest das man einen Fehler gegangen hat. Und oftmals ist es dann schon zu spät, um es wieder gut machen zu können...-mit einem besorgten Seufzer fuhr er fort.
-Wichtig ist dass Ihnen solche Fehler in Zukunft nicht mehr passieren oder möglichst nur selten.-
Mit einem breiten Lächeln stand er auf. Giselle und Charles taten es ihm gleich.
-Sir, ich werde mich bemühen, und ich bezweifele sehr, dass ich aus dieser Situation nichts gelernt habe...-
Der junge Zauberer senkte schuldbewusst den Blick und machte einen Satz weg vom Schreibtisch.
-Ich werde die Dinge selbst in die Hand nehmen und Sie unterrichten, Mr de Minuit...-
-Ach ich bitte Sie. Lassen wir diese Förmlichkeit. Nennen Sie mich bitte nur Charles.-
-Freut mich Sie kennen zu lernen Charles.-
Giselle konnte ihr Gähnen nicht unter drücken. Es war ein langer Tag gewesen und sie war mehr als erschöpft. Dumbledore entging ihre Müdigkeit nicht; - Es wird Zeit, dass wir alle zu Bett gehen. Es ist spät und morgen gibt es viel zu tun. Ich glaube es wird am besten sein, wenn Sie das geheime Zimmer im obersten Stockwerk in Anspruch nehmen, Charles. Den kleinen Ostturm benutzt schon seit hundert Jahren niemand mehr. Trotzdem wurde darum gesorgt, dass er in gutem Zustand bleibt. Und Sie, Miss, begeben sich jetzt bitte in Uhr Zimmer. Mit Ihnen möchte ich morgen Mittag noch ein Wörtchen reden.
Wenn ich Sie bitten dürfte, Mr de Minuit, folgen Sie mir.-er öffnete die Tür und ging mit den beiden anderen hinaus auf den Korridor.
-Gute Nacht, Miss de Minuit!-
-Gute Nacht Professor, gute Nacht Paps.- sie drehte sich noch einmal um und bog den nächsten Gang ab.
Verwirrt und gedankenverloren lief sie die Treppe herunter.
Doch kaum war sie an der nächsten Abbiegung zum Gemeinschaftsraum der Sytherins angekommen, bemerkte sie wie plötzlich ihr Zauberstab ihre innere Unhangastasche verließ und irgendwo aufschlug. Im nächsten Moment waren schon alle Lichter auf dem Gang gelöscht und es wurde Stock dunkel. Sie fuhr herum, um nach zusehen, wer es war, der sie entwaffnet hatte. Aber in der Sekunde fand sie sich in zwei starken Armen wieder und eine Hand presste sich auf ihren Mund...

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt