XIX.

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1977

Sirius schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Obwohl alles eigentlich hätte in Ordnung sein können, (es war gerade kein Vollmond und auch Remus machte keine Umstände) konnte er seine Gedanken nicht in dem Griff bekommen.
Er hatte sich zwar vorher dadrüber keine Gedanken gamacht, aber wenn Giselle jetzt hier war, hieß das eigentlich nichts Gutes. Er konnte sich noch genau an ihre Worte erinnern;
"Ich würde meine Fähigkeit nicht opfern. Ich würde sie für das größere Wohl nutzbar machen wollen. Und ich würde es nicht bezweifen, dass ein Vermittler zwischen Vergangenheit und Zukunft einiges dazu beitragen würde..."
Ja, das hatte sie gesagt. Nutzbar machen wollen. Und genau das tat sie hier gerade. Sie hatte einen Auftrag. Aber was war wohl dieser Auftrag? Er stand auf und ging ans Fenster. Am liebsten wäre er hinaus gegangen, um sich ein wenig ab zu lenken. Aber das war riskant.
-Tatze? Was machst du da?- flüsterte jemand. Er fuhr herum. Remus saß in seinem Bett und sah ihm besorgt zu.
-Nichts. Ich kann nur nicht schlafen. Schlaf ruhig weiter. Ich komm schon klar.-flüsterte er zurück.
Remus zog die Decke über seinen Kopf und schien sich nicht weiter um ihn zu kümmern. Gut so.
Sirius war überhaupt nicht müde. Er wollte raus, eine runde um den See gehen, um seine Gedanken ein wenig los zu werden. Er ging auf James' Schrank zu und suchte den Tarnumhang heraus. Zu solch einer Aktion eignete er sich Perfekt. Er warf ihn um und ging aus dem Zimmer. Bemüht keine Geräusche zu machen, schlich er sich durch den Gemeinschaftsraum, hinaus in den Gang, dann die Treppe runter und schließlich zur Eichentür. Er hielt kurz inne um sich noch mal umzusehen. Niemand.
-Man sieht deine Nasenspitze.- flüsterte die Luft zu ihm. Er fuhr vor Schreck so gewaltig zusammen, dass er die Klinke der schweren Eichentür fallen ließ. Die Tür drohte mit einem riesigen Knall zu zu fallen, aber die Luft hielt sie an.
-Spinnst du?! Willst du etwa auffliegen?! Was machst du überhaupt hier draußen?-
-Wer du auch immer bist... Das Gleiche könnte ich dich auch fragen, denn anscheinend ist es dir auch wichtig nicht aufzufliegen.-gab er lässig zurück.
-Weich mir nicht aus. Was machst du hier? Bist du mir gefolgt?- zischte die Stimme. Sie kam ihm irgendwie bekannt vor.
-Nein, ich hab gar nicht gewusst, dass hier noch jemand ist. Aber bitte... lass mich endlich raus. Ich hab überhaupt keine Lust gleich am ersten Tag erwischt und bestraft zu werden.-
Die unsichtbare Person schien der gleichen Meinung zu sein, denn er merkte, dass die Tür wieder anfing zu zu fallen. Also war die Person raus gegangen. Er folgte, doch als er draußen war, waren weder Schritte noch irgendwelche anderen verräterischen Geräusche zu hören. Merkwürdig. Er fühlte sich sehr unwohl bei dem Gedanken, dass ihn jemand beobachtete. Aber wie denn? Er hatte doch den Tarnumhang an. Also. Er verscháuchte den Gedanken.
-Also was machst du hier?!- kam es wieder aus dem Nichts.
-Kannst du, wer du auch immer bist, aufhören mich ständig zu Tode zu erschrecken. Ich verkrafte es bald nicht mehr!-
-Aww... Armer, Armer Black, er hat sich erschrocken.- sagte die Stimme gespielt. Er drehte die Augen. Was sollte das?
-Ich lass dich in Ruhe und du lässt mich in Ruhe okay? Keiner hat irgendwas gehört oder gesehen. Ich weiß gar nicht wer du bist, also könnte ich dich gar nicht verraten, alles klar?!-
-Du machst hier nicht die Bedingungen, Black! Ich frage dich jetzt noch ein drittes mal, aber wenn du mir immer noch nicht antwortest, werde ich unangenehm. Und du solltes aus Erfahrung schon wissen, dass man sich mit mir nicht anlegen sollte. Also, was hast du hier vor?-
-Na schön, schon in Ordnung... Ich bin nur hier, weil ich nicht schlafen kann, ja! Ich wollte an die frische Luft, nichts weiter!- er wurde wütend. Warum konnte die Person nicht einfach nach der Szene an der Tür abhauen?
-Und du? Was sind deine Pläne hier draußen? Deine Tarnung ist ja wirklich unglaublich professionell. Also hast du was größeres vor, oder?-
Keine Antwort. Nichts, nur dein Windhauch. Komisch.War er jetzt alleine? Er lief weiter. Er wollte schließlich schließlich keine Selbstgespräche führen...

***

Giselle hörte die anderen leicht schnarchen. Das war gut. Jetzt konnte sie versuchen sich hinaus zu schleichen. Sie tastete nach ihrem Zauberstab. Sie hatte ihn mit Absicht nicht weggetan, damit sie nicht im Dunkeln nach ihm suchen musste.
-Invisibilis- flüsterte sie, so leise sie konnte und merkte, wie sie langsam immer weniger sichtbar wurde. Perfekt.
Sie war seit einer Woche nicht mehr zu Hause, und sie wollte nachsehen, ob alles so weit gut lief. Ihre Tante sollte möglichst von ihren Plänen nicht erfahren. Sie muss ja nicht immer alles wissen.
Sie öffnete die Tür und huschte in den Gemeinschaftsraum. Dann die Paar Stockwerke hoch und schließlich zur Eichentür. Sie war überrascht, wie gut ihr Orientierungssinn war. Aber dann sah sie etwas und blieb stehen. Kurz waren zwei gehende Schuhe zu sehen und dann blitzschnell eine Haarsträhne beim fliegen. Da hatte es jemand aber eilig. Sie folgte dem Unsichtbaren. Irgendwie konnte sie es spüren, wo er lang ging. Er ging ebenfalls zur kunstvoll geschnitzten Tür und hielt kurz inne. Sein Gesicht war für einen Bruchteil einer Sekunde zu sehen, aber der reichte ihr, um ihn zu erkennen. Schon wieder sie zu zweit alleine. In der Nacht. Was ein Schicksal.
-Man sieht deine Nasenspitze.- sagte sie, obwohl gar nichts von ihm zu sehen war. Warum deckte der Unsichtbarkeitszauber bei ihm nicht? Bei ihr hat man noch nie kurz die Schuhe oder das Gesicht gesehen...
Sirius schien sich sehr erschrocken zu haben, den er ließ die Tür die er aufhielt los. Giselle hörte die Tür schon zu knalen, aber noch bevor es geschehen konnte hielt sie ihre Hand hin. Es reichte nicht mehr ganz und ihre Hand wurde von der Tür hart getroffen. Es tat gewaltig weh. Sie fluchte. Waum konnte er nicht aufpassen?!
-Spinnst du?! Willst etwa auffliegen?! Was machst du überhaupt hier draußen?- fragte sie ihn mit schmerzverzerrter Stimme. Wahrseinlich hat die Tür ihre Fingerknöchel zu Knochensplitter verwandelt. Jedenfalls fühlte es sich so an.
-Wer du auch immer bist... Das Gleiche könnte ich dich auch fragen, denn anscheinend ist es dir auch wichtig nicht auf zu fiegen.-
Was eine freche Antwort. Er hat sich überhaupt nicht verändert. Insgeheim hatte sie das auch gehofft, wenn sie wirklich ehrlich war. Aber dem hätte sie nie preis gegeben.
-Weich mir nicht aus! Was machst du hier? Bist du mir gefolgt?-zischte sie. Irgendwie fühlte sich ihr Verhalten an, wie wenn sie versucht hätte sich selbst an zu lügen. Oder, als ob sie sich selbst überzeugen wollte, von etwas von dem sie schon wusste, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Unehrlich.
-Nein, ich hab gar nicht gewusst, dass hier noch jemand ist, aber bitte.. lass mich endlich raus, ich hab überhaupt keine Lust gleich am ersten Tag erwischt und bestraft zu werden.-
Ja, er hatte recht. Eigentlich hätte es ihr egal sein können. Wenn, dann würde man sowieso nur ihn erwischen. Er stellte sich wohl nicht so geschickt in Verwandlung an... sie öffnete die Tür und ging vorraus. Er folgte ihr. Sie hörte seine Schritte im Gras; vorsichtig und bemüht leise zu gehen. Er schien zu hoffen, dass sie weg war. Was hatte er bloß vor?
-Also was willst du hier?!- wieder so unehrlich, so verlogen. Wem machte sie hier überhaupt etwas vor? Sie ist trotz ihrer Bemühungen und Vorsätze eine von Black's Bewundererinnen geworden. Was eine Schande. Doch eine Sache war bei ihr anders: er bewunderte sie genau so sehr, wie sie ihn. Es war etwas ausgeglichenes zwischen ihnen und nicht so etwas einseitiges, fanatisches wie sie es bei den anderen Mädchen gesehen hatte.
-Kannst du, wer auch immer du bist, aufhören mich ständig zu Tode zu erschrecken? Ich verkrafte es bald nicht mehr!- er klang leicht genervt und ja auch erschrocken. Das mit dem Unstichtbarkeits-zauber musste er wirklich noch üben... Aber das war doch eigentlich Stoff der fünften Klasse. Warum wies er solche Mángel dabei auf?
-Awww, Armer Black...Er hat sich erschrocken.-sagte sie mit gespielt übertribenem Bemitleiden.
-Ich lass dich dich in Ruhe und du lásst mich in Ruhe, okay? Keiner hat irgendetwas gehört oder gesehen.Ich weiß gar nicht wer du bist, also könnte ich dich sowieso nicht verraten.- wie gut, dass dies immer noch keine Antwort auf ihre Frage war.
-Du machst hier nicht die Bedingungen Black. Ich frage dich jetzt noch ein drittes mal, aber wenn du immer noch nicht  antwortest, werde ich unangenehm. Und du solltest aus eigener Erfahrung wissen, dass man sich mit mir besser nicht anlegt. Also, was hast du hier vor?- es wurde ja immer schlimmer. Warum konnte sie nicht ehrlich sein. Wahscheinlich war es ihr Stolz der sie zur Unehrlichkeit zwang.
-Na schön, schon in Ordnung... Ich bin nur hier, weil ich nicht schlafen kann, ja! Ich wollte an die frische Luft nichts weiter.-
Na, wenn das so war und er ihr nicht gefolgt war, um sie aus zu spionieren, dann war ja alles gut. Sie ging einige Schritte weg von ihm, damit die Kraft, die ihn gleich auf den Boden befördern würde, nicht so stark war. Er redete immernoch mit ihr, aber sie hörte schon lange nicht mehr zu. Sie musste nach 2017. Jetzt.

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt