LXXIX.

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1977

Am nächsten Tag bekam sie Sirius nicht zu Gesicht; sie vermutete, dass er sich krank gemeldet hatte. Gewundert hätte es sie nicht, bei all dem Feuer-Whisky, den er am vorigen Abend konsumiert hatte, konnte man  einer leichten Alkoholvergiftung sicher sein.
Ebenso fehlten viele weitere Gryffindor Schüler beispielsweise Lily oder auch James auf wenig überraschenderweise und trotzdem wollte Giselle ihre Vermutung bestätigen lassen. Sie spähte über die langen Tische des Saals in der Hoffnung einen von Sirius Freunden zu entdecken, aber da dies sich als erfolglos erwies, was ihre These wiederum bekräftigte, wendete sie sich an Kingsley Shacklebolt, der, obwohl er ebenfalls ein Gryffindor war, sich nicht die Freiheit genommen hatte, nach dem Fest vom Unterricht zu fehlen. Auch vorher hatte er sich nie negativ bemerkbar gemacht, weder in den Augen der Lehrer noch in irgendeine andere Weise und machte einen sehr zuverlässigen Eindruck.
Er behauptete, in der Nacht zuvor hätte es eine ziemlich schwere Party gegeben, denn Sirius Black war achtzehn Jahre alt geworden, und die meisten Lehrer wussten zudem sowohl von den Umständen, als auch von den Folgen eines solchen Ereignisses.
All das verfolgte sie, als hätte sie den Namen des Gefeierten zum ersten Mal gehört.
Außerdem berichtete Kingsley, dass er auf alle Fälle Hagrid und Professor Slughorn auf der Party gesichtet hatte, wobei Professor McGonagall in dieser Nacht besonders nachsichtig gewesen war und alle nur ein mal ermahnt hatte.
Zufrieden mit den Informationen, verabschiedete sie sich von dem Gryffindor und setze sich rechts von ihren beiden Zimmernachbarinnen an den Slytherin Tisch.
–Jetzt sag bloß, du warst auch bei den Gryffindors feiern... Du siehst müde aus.– Ella gab ihr einen Schulterklopfer, woraufhin Giselle heftig zusammenzuckte. Sie hasste es physikalischen Kontakt zu Menschen zu haben, ohne es selbst zu initiieren. Hastig schüttelte sie Ellas Arm von sich. –Lass das...–
Verwirrt schaute sie Donatella an: –Hast du Asperger, oder was? Oder bist du vielleicht Autistin? Manchmal reagierst du echt seltsam...– fragte sie Giselle scherzhaft.
–Ella, deine psychologische Kompetenzen sind leider ziemlich miserabel...– warf Jena ungehemmt ein.
–Aber jetzt schau sie dir doch mal an; sie redet mit keiner Menschenseele außer dir und mir...–
–Das stimmt doch gar nicht; ich hab doch eben mit Kingsl...– Giselle unternahm den Versuch sie zu unterbrechen, jedoch ohne Erfolg. Ellas Redefluss war unaufhaltbar. –...sie zeigt keinerlei Emotionen, die hasst es berührt zu werden, sie schafft es seit September nicht mit Black aus zu gehen, wenn auch nur, um ihm eine aus zu wischen, sie... sortiert verdammt noch mal die Karotten nach Größe auf ihrem Teller!– dramatisch deutete Ella auf Giselle, die tatsächlich grade die gedünsteten Karotten auf ihrem Teller sortierte.
–Allein dieses konstante Ausblenden der realen Umgebung ist doch schon eigenartig... Ständig schweifst du ab und isolierst dich in deinem eigenen Kopf...–
–Lass sie doch einfach in Ruhe Ella.– Jena verteidigte sie immer noch. –Vielleicht hat sie auch einfach keine Lust dein blödes Geschwafel länger an zu hören.–
–Wir können das ganz einfach herausfinden; wie organisieren für Gigi ein Date am Samstag und sehen wie sie sich anstellt. Hast du Lust mir mir zu wetten Jena?! Du weißt ja wie das das letzte mal ausgegangen ist...–lachte das Mädchen mit dem Zopf.
–Wie könnte ich das vergessen. Dank dir esse ich in meinem ganzen Leben nie wieder Pfannkuchen.–
Weiter kamen sie mit ihrer Abmachung nicht; Colin Cready unterbrach sie.
–Giselle, kann ich mit dir kurz sprechen?– fragte er vorsichtig.
–Klar, warte...– sie stand hastig auf und freute sich innerlich so Ellas Psychoanalyse entkommen zu können. Colin folgte ihr bis zur Tür der großen Halle, wo sie stehen blieben.
–Nun, ich habe mir gedacht, wenn du Lust hättest, könnten wir morgen zusammen nach Hogsmeade gehen und unser verpasstes Date nachholen.–er lehnte sich gelassen an die wand und verschränkte die Arme. –Vielleicht...–fügte er noch unsicher hinzu.
Sie konnte kaum ihren Enthusiasmus über diesen Vorschlag verhüllen; erst zog sie unwillkürlich ein kritisches Gesicht, bemühte sich jedoch dann den Hufflepuff nicht zu verletzen.
–Na schön warum auch nicht... aber ich weiß nicht, ob es uns überhaupt noch mal erlaubt wird so frei ins Dorf zu gehen. Schließlich ist eine Lehrerin verletzt worden. Und eine Schülerin ist obendrein verschwunden...Die Sicherheitsumstände sind nicht gegeben, um einfach, wie gewöhnlich, nach Hogsmeade zu gehen. Es ist Krieg...–sprach sie leise und bemüht mit viel Drama in ihrer Betonung. Es machte seine Wirkung:
–Du hast recht... auch wenn es uns hier im Schloss oft entgeht. Da draußen sterben Menschen.– er schluckte verlegen, biss sich in die Unterlippe und kratzte sich am Hinterkopf. –Und was ist mit dem Weihnachtsball? Wärst du bereit den ersten Tanz mit mir zu tanzen?–
Kurz verwirrte er sie mit seiner Ausflucht und mit der Tatsache nicht so stark an Dingen festzuhalten, wie sie es meistens tat.
–J..ja klar... warum auch nicht. Obwohl ich grundsätzlich nie tanze...aber...ich bin prinzipiell fähig dazu.–sie hoffte auf irgendeine Weise bis dahin vor dieser Veranstaltung verstecken zu können; ihre Hoffnung zerplatze in dem Moment, wie eine Seifenblase in der Luft.
–Perfekt! Ich freue mich!– er wandte sich einer Gruppe von Schülern zu die gerade an ihnen vorbei liefen und warf ihr ein strahlendes Lächeln zu.
Sie war sich nicht sicher, ob er das weil er einfach so freundlich und herzlich war, oder ob er sich damit beliebt machen wollte bei ihr. Prinzipiell war es ja auch egal; sie ignorierte die Frage in ihrem Kopf und ging mit überkreuzten armen zurück zu ihrem Platz in der großen Halle.
Ungewollt drängte sich wieder die Frage in ihre Gedanken, was sie hier überhaupt tat. Es wurde komplizierter und komplizierter mit jedem Tag.
Ich bin hier, weil ich meinem Vater helfen muss, dachte sie sich. Wenn ich hier bin in dieser Vergangenheitsebene, tut er nicht das was er tun würde, wie wenn ich nicht hier wäre. Also muss ich eingreifen. Sie setzte sich besorgt wieder hin und verlor dabei das Gleichgewicht. Schon den ganzen Morgen hatte sie das Gefühl irgendwie unsicher auf den Beinen zu sein; immer wieder schwankte sie und schwindelte häufig.
–Bei Merlin! Alles in Ordnung?–Jena reichte ihr dir Hand, um ihr hoch zu helfen. Giselle nahm sie nicht an.
–Ja alles gut!–fuhr sie ihre Mitschülerin an richtete ihren Umhang wieder und ging dann mit schnellen Schritten wieder aus dem Raum. Jedesmal, wenn so etwas geschah war sie furchtbar gereizt wegen ihres Fehlers. Schlagartig wurde ihr übel und starke Kopfschmerzen überkamen sie.
–Ich hasse dich, Sirius...–knurrte sie vor sich hin. Langsam hatte sie eine Vermutung weshalb sie sich so schlecht fühlte. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, um nicht umzufallen.
Als erstes stand Zaubertränke auf ihrem Stundenplan; und sie musste los um nicht zu spät zu kommen.

Jinx Of Time- Der Fluch Der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt