38. Kapitel

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Lina's Sicht

Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, als ich gerade auf dem Weg nach Hause bin. Ich habe Jake heute Nachmittag ziemlich verärgert und er war davor schon total wütend. Ich habe Angst, dass heute Abend noch etwas passiert und mein Gefühl, bestätigte es mir. Zögernd drehte ich den Schlüssel im Türschloss um und hoffte, dass er mich nicht hört. Mit leisen Schritten, gehe ich die Treppe rauf. Der Fernseher im Wohnzimmer lief ziemlich laut und er hat mich anscheinend nicht bemerkt.
Puh. Geschafft. Dachte ich zumindest. Gerade als ich um die Ecke gehen wollte, taucht plötzlich Jake vor mir auf. Scheiße! Nein! Bitte, bitte nicht! "Na Miststück, wie fühlt es sich an, verarscht zu werden?! Wo warst du eigentlich das ganze Wochenende?! MH?! Antworte gefälligst kleine Schlampe!" Er reißt an meinem Arm und ich merke mal wieder den stechenden Schmerz auf flammen. Als nächstes, spürte ich wie sich die warme rote Flüssigkeit ausbreitete. Na toll. Wenn es noch öfters passiert, verheilt die Wunde nie! Doch was denk ich da, das wäre ihm doch scheiß egal.

"Ich -ich war arbeiten. Und darum habe ich nur bei einer Kollegin geschlafen, da es ziemlich spät war." Ich weiß, das es gelogen ist. Aber ich bin IHN keine Rechenschaft schuldig! Doch natürlich war ihn das egal. Egal was der Grund war. Ich hätte auch ebend die Wahrheit sagen können, doch das hätte auch nicht geändert. Es noch schlimmer gemacht.
Er ist wütend und muss seine Wut an jemanden auslassen und das bin nun mal ich. Er holt aus, für den ersten Schlag und da ich nicht so schnell ausweichen konnte, bekam ich eine Ohrfeige. Wie das brannte! Ich merke wie meine Wange anschwillt und heiß wird. Mir ist etwas schwindelig und ich taumle 2, 3 Schritte zurück, als er noch einmal aus holte und mir die 2. Ohrfeige verpasste. Das Rauschen in meinen Ohren wurde lauter und unerträglicher. Scheiße, tat das weh! Als er das 3. Mal ausholen wollte, versuchte ich nochmal aus zu weichen. Doch das wurde mir zum Verhängnis. Ich stäuperte und fiel rückwärts einige Stufe die Treppe hinunter, bis ich am Gelände Halt fand. Ich spürte den stechenden Schmerz, in meinem Rücken, in meinem Arm, in den Beinen. In meinem Gesicht. Einfach überall. Ich weiß nicht mehr, auf welchem Schmerz ich mich konzentrieren sollte.

Mir wurde schwarz vor Augen und ich brauchte etwas Zeit, bis ich mich die Treppenstufen hoch schleifen konnte und schließlich es irgendwie schaffte in mein Zimmer anzukommen.

Ich konnte natürlich nicht schlafen. Ich bekam nicht ein Auge zu, die Schmerzen waren unerträglich. Ich sah immer wieder sein Gesicht vor mir, sein dreckiges Lachen, ich sah seine Genugtuung in seinen Augen, die Zufriedenheit, mir weh getan zu haben.

Um 4:00 Uhr schlief ich vor Ermüdung ein und wachte zwei Stunden später schon wieder auf. Mir geht es scheiße, aber so richtig dreckig. Ich versuchte mich zum Spiegel hin zu schleppen. Auch wenn mein Körper, bei jeder noch so kleinen Bewegung schmerzte. Ich sah hinein und musste schmerzlich feststellen, dass so wie ich heute aussehe noch nie zuvor ausgesehen habe. Meine Wangen waren noch immer angeschwollen und auf der linken Seite, hat mein Auge etwas abbekommen, ein blau-lila Fleck zieht sich vom Auge bis über die Wange. Die Wunde am Arm, war leicht entzündet und schmerzt wieder wie am ersten Tag.

Ich glaube, dass ich mein rechten Fuß geprellt habe, denn jeder Schritt tut weh. Mein Kreuz tut auch ziemlich weh, was die Bewegungen noch schwieriger macht.
Dann waren da noch einige Blutergüsse über meinem ganzen Körper verteilt. Scheiße. Einfach nur scheiße. So kann ich auf jeden Fall nicht in die Schule! Wegen so einer scheiße, kann ich mich heute krank melden! Nur wegen dem Arschloch. Gott, wie ich ihn hasse!

Ich rief im Sekretariat an und meldete mich ab.
Die erste Stunde hat gerade angefangen und dann bekam ich auch schon 5 Nachrichten. Als erstes öffnete ich den Chat mit Tyler.
>>Lina, wo bleibst du???<<

>>Ey, antworte! Hast du verschlafen Babe??<<

>>Hey, was ist los??? Soll ich dich abholen??<<

Ich schrieb ihn zurück. Es fühlt sich falsch an, ihn und die anderen an zu lügen, aber ich kann ja nicht die Wahrheit sagen...also musste ich etwas anderes schreiben.

>>Guten Morgeeeen. Und nein, ich hab nicht verschlafen, bin krank. :/
Aber lieb von dir, dass du mich sogar abholen wolltest. :* <<

Als nächstes öffnete ich Caithy's Nachricht.

>>Hey Süße, warum bist du nicht in der Schule?? Seh bloß zu, das du schnell wieder kommst! Wenn du etwas brauchst, dann melde dich. Miss u <3 <<

Auch ihr schrieb ich zurück, dass ich krank bin und ich versuch so schnell wie möglich zurück zukommen.
Die letzte Nachricht war von Darren.

>> Ey Uschi, wo bleibst du?! Oder hast du dich ohne mich unter den Tisch gesoffen?? Ich hoffe doch nicht, dass wollten wir zusammen machen!! ;) <<

Auch wenn mir nicht nach lachen war, musste ich mich zu einem winzigen Lächeln zwingen.

>> Ha ha ha. Ich hab dir doch gesagt, wenn ich das nächste mal trinke, dann mit dir. ^^<<

Auch ich muss zugeben, dass ich mich an die Jungs und Caithy so gewöhnt habe. Irgendwie vermisse ich die vier. Sonst hatte es mich nicht wirklich gestört, nicht zur Schule zugehen. Doch jetzt macht es mir schon etwas aus, seitdem ich sie kenne. Es ist halt ein schönes Gefühl, wenn man mal wieder Menschen um sich herum hat, die sich un einen kümmern und das ist ziemlich neu und auch etwas ungewohnt, da ich es ja lange Zeit nicht gewöhnt war, dass sich Menschen um mich sorgen. Und desto mehr ich sie kennenlerne und so wichtiger sie mir werden,- und das sind sie mir jetzt schon sehr, wird es immer schwieriger für mich sie an zu lügen. Wie lange kann ich das noch?

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