74. Kapitel

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Lina' Sicht

Ich wollte nur noch eins und das war, so schnell wie möglich weg von hier. Seitdem ich Tyler mit einem anderen Mädchen gesehen habe, welches auf seinem Schoß saß, musste ich gegen meine Tränen ankämpfen. Es tat weh. So so so weh ihn mit einer Anderen zusehen. Ich habe Gefühle für ihn, die mehr als Freundschaft bedeuten, dass ist mir vorhin bewusst geworden. Doch dafür tat es umso mehr weh. Es versetzte mit einen Stich ins Herz, nicht nur einen. Er hat mich verletzt. Warum hat er mich davor geküsst? Warum hat er gesagt das er mich vermissen wird, wenn er jetzt glücklich mit einem Mädchen dort saß? Warum? Warum musste er mir wehtun. Ich hab mich verliebt in ihn und einmal lass ich meine Gefühle seit langem mal wieder zu und werde bitter enttäuscht. Warum gönnt mein Leben mir nicht einmal ein bisschen Glück? Warum hab ich es nicht verdient?
Nachdem was alles war, warum darf ich nicht glücklich mit ihm sein? Was hat mein Schicksal und mien Leben eigentlich gegen mich? Jetzt weiß ich warum ich meine Gefühle ihm gegenüber so lange verleugnet habe, ich wollte nicht verletzt werden. Ich hab mir eingeredet, dass es nur eine starke Freundschaft zwischen uns ist, doch ich hatte mich immer selbst belogen. Ich weiß, dass ich ihn liebe und mich nach ihm sehne, doch das habe ich nun davon. Vielleicht bin ich auch selbst Schuld, vielleicht habe ich zu lange gewartet, vielleicht brauchte ich zu lange um dies einzusehen.
 
Ich ging zu Aaron, der gerade in der Küche war und fragte ihn, ob es gehen würde wenn ich jetzt Feierabend mache. "Klar kannst du das. Bis dann Maus.", sagte er und schenkte mir ein freundliches Lächeln. Ich zwang mich zu einem schwachen Lächeln, bedankte mich und verließ dann die Küche. Noch einmal sah ich zu Tyler, der inzwischen aufgestanden war und mich ansah. Mir fehlte jetzt die Kraft für diese Auseinadnersetzung, darum benutzte ich den Personalausgang um nicht auch noch bei ihm vorbei zu müssen. Ich öffnete die Tür und die kalte Herbstluft wehte mir entgegen. Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ sie freien Lauf. Sie fließen mir unentwegt über die Wangen und ich sah alles nur noch verschwommen. Das Atmen fällt mir schwer und mein Herz tut weh.
Ich beeilte mich um in mein Auto zu kommen und setzte mich schnell hinein. Mein schluchzen wurde immer lauter, als würde ich an meinen eigenen Tränen ersticken. Scheiße Lina, reiß dich zusammen. Sagte ich mir selbst, da ich unbedingt von hier weg will, da ich es nicht noch einmal ertragen könnte, wenn er mit ihr hier raus spaziert. Ich versuchte ruhiger ein und auszuatmen und wischte mir mit dem Ärmel meiner Jacke die Tränen weg. Für ein paar Sekunden hielt ich meine Augen geschlossen, bevor ich den Motor startete und von hier weg fuhr.
 
Ich parkte vorm See und blieb erstmal sitzen. Seit ich das Auto wieder zum Stehen gebracht habe, konnte ich nicht verhindern, dass meine Tränen wieder begannen zufließen. Am liebsten würde ich mich jetzt in meinem Bett verkriechen und erstmal nicht mehr heraus kommen. Warum muss ich die ganze Zeit seine wunderschönen Augen vor mir sehen, sein atemberaubendes Lächeln, einfach IHN. Ich hätte auf seinem Schoß sitzen müssen, ich und keine andere, außgeschlossen Lizzy.

Noch einmal wischte ich mir die Tränen weg und stieg dann aus. Es ist schrecklich dass ich jetzt in diesem Moment noch nicht einmal ein Zuhause habe, wo ich nach dem ganzen was gerade war ich mich verstecken kann. Es ist schlimm, dass ich nicht weiß wo ich hin soll, dass ich jetzt gerade in diesem Moment hier draußen umher laufe und weine.
Ich setzte mich auf meinem altbekanntlichen Platz auf dem Steg und schaute schweigend auf das Wasser. An diesem Tag heute ist zuviel Scheiße auf einmal passiert. Erst das Gespräch mit Karin, dann dieses seltsame Telefongespräch, Jake's Anruf danach und zu guter letzt dann auch noch die Sache mit Tyler dazu. Wie soll ich ihn morgen unter die Augen treten? Wie soll ich neben ihn stehen können und wissen, dass er Interesse an einer anderen hat und nur Freundschaft für mich empfindet?
 
"Hey Kleine, du weinst ja, was ist los? Was machst du hier alleine?", fragte eine raue Stimme neben mir und ich schreckte zusammen. Ich hatte nicht mitbekommen, dass sich jemand neben mich gesetzt hatte und deswegen einen scheiß Schreck bekommen habe. "E-es ist alles okay. Ich wollte n-nur ein wenig nachdenken.", murmelte ich und versuchte mich wieder zu beruhigen. Erst jetzt sah ich den Jungen neben mir genauer an. Er war vielleicht 1,2 Jahre älter wie ich, hatte blondes Haar und braune Augen. Er sah ziemlich gut aus und gleichzeitig sehr symphatisch. "Mmh, kann ich verstehen. Es passieren oft hässliche Dinge in dieser Welt und Personen die man liebt verletzen einen.", sagte er leise und starrte auf das Wasser. Er sprach wohl von sich selbst. Daher fragte ich nach was er meint, um von mir abzulenken. "Wovon sprichst du? Was ist dir passiert?" Erst jetzt sah er mir in die Augen und schenkte mir ein kleines Lächeln, bevor er wieder auf das Wasser sah. "Wow, du hast echt wunderschöne Augen, die sind echt einmalig, habe solche schönen noch nie gesehen! Und ja, ich meine jeder Mensch hat sein Päckchen mit sich zutragen, jeder Mensch macht irgend einen Scheiß durch. Bei mir ist es diese oberflächliche Gesellschaft da draußen, die mir das Leben schwer macht.", seufzte er. Er hatte mit irgendetwas zu kämpfen und ich wollte unbedingt wissen, was es ist.
"Dankeschön, deine Augen sind auch sehr schön. Ich weiß du kennst mich kaum, aber willst du vielleicht darüber reden, was dir das Leben schwer macht?"

"Ich vertraue dir jetzt einfach mal, weil ich das Gefühl habe, das ich es dir erzählen kann. Das Gefühl habe ich bei wenigen, also enttäusche mich nicht.", er sah mich wieder an und sprach dann weiter. " Aber danach erzählst du mir, was dich so fertig macht."

Ich lächelte ihn an und nickte zur Antwort. Dann begann er auch schon zu erzählen.
"Es war vor ungefähr 4 Monaten, da hab ich einen Jungen kennengelernt. Der hat mein Leben durcheinander gebracht. Ich hegte Gefühle für ihn, die man nicht bei einem Kumpel haben sollte. Naja, dann hatte ich eine Phase durchgemacht, in der ich mit unzähligen Mädchen rumgemacht habe, um zu vergessen und zu verleugnen, was ich für ihn fühle. Ich wollte mich selbst belügen, doch ich spürte rein gar nichts bei Mädchen. Ich hab wirklich alles versucht, doch nichts funktionierte. Ich konnte ihn nicht vergessen. Dann hat er mich geküsst und scheiße es hat sich so verdammt gut angefühlt, ich habe zum ersten Mal das gefühlt, was ich bei Mädchen nie gespürt habe. Und jetzt kannst du dir vorstellen, was passiert ist, als die Jungs aus dem Football Team in dem ich bin, etwas von dem Kuss mitbekommen haben. Das war vor einigen Tagen und glaub mir sie machen mir das Leben zur Hölle, nur weil ich anders bin. Wofür ich NICHTS kann." All das erzählte er mir und sah mich verletzt an. Bevor ich etwas sagte, wollte ich ihn in den Arm nehmen. Darum rückte ich etwas dichter an ihm ran und umarmte ihn leicht. "Es ist scheiße, dass diese Idioten sich deswegen fertig machen, du kannst am wenigstens etwas dafür. Die Liebe fällt nun mal dahin, wo sie hin fallen will. Dabei geht es nicht nach Junge, oder Mädchen. Doch du bist immer noch der gleiche Mensch, der du auch vor Monaten warst, egal ob du einen Jungen liebst.", murmelte ich und streichte ihm beruhigend über den Arm.
"Weißt du wie gut diese Worte tun? Die meisten meiner Freunde haben sich von mir entfernt und ich höre diese Worte, das jemand nichts dagegen hat, wen ich liebe zum verfickten ersten Mal. Es tut so verdammt gut. Du bist die erste, die mich in den Arm nimmt und sich nicht vor mir ekelt." Seine Stimme klang etwas brüchig und es tat weh zuhören, wie er behandelt wird, nur weil er anders ist und nichts dafür kann.

"Dann sind das nur dumme Menschen. Du brauchst richtige Menschen, die schätzen wer du bist und dich nicht kritisieren, nur weil du anders bist. Es ist scheiße, dass du momentan so etwas durch machen musst.", murmelte ich an seiner Schulter und sah ihn an.

"Weißt du eigentlich was du für ein toller Mensch bist? Ich liebe mein Schicksal das wir uns gerade hier getroffen haben und das aus dem gleichen Grund, weil wir nachdenken wollten und alleine sein. Wie heißt du Engel?" Er lächelte breit und sah mir noch immer in die Augen.

"Nenn mich Lina."

"Ich bin Davis. Und jetzt erzähl mir, was dich so verletzt hat." Er fügte noch hinzu, dass ich ihm vertrauen kann und mein Gefühl sagte mir das ich es kann.

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