Tyler's Sicht
Ich stand gerade in der Küche und bereitete das Essen zu. Mir ist erst eben aufgefallen, dass Lina und Lizzy nicht mehr im Wohnzimmer waren. Was die wohl wieder im Schilde führen?Da das Essen inzwischen fertig war, machte ich mich auf dem Weg sie zu suchen. Ich wollte gerade die Treppe nach oben nehmen, als ich Musik wahr nahm, die von unten kommen muss. Erst jetzt fiel mir auch ein woher sie kommen muss. Aus den Tanzraum meiner Mutter. Da sie nach meiner Geburt Zuhause blieb, hatte sie keine Zeit mehr dafür in die Tanzschule zugehen, in der sie ihre Kindheit und ihre Jugend verbracht hat, ja sie begann sogar dort als Tanzlehrerin zu arbeiten, doch dann lernte sie meinen Vater kennen, wurde dann schwanger und hat es nach und nach aufgegeben. Deswegen hat sie diesen Raum her richten lassen, sie liebte das Tanzen und wollte es nicht so ganz aufgeben. Es war ihre Leidenschaft, ein großer Teil ihres Lebens und dies konnte sie hier unten ausleben. Als ich ein wenig älter war, schaute ich ihr oft als kleiner Junge beim tanzen zu. Sie war großartig, sie war unglaublich. Ich liebte es meine Mum tanzen zu sehen. Dieses Funkeln in ihren Augen, dieses glückliche Lächeln wenn sie tanzte, werde ich nie vergessen. Doch dann kam der Krebs. Sie wurde so schwach und krank, das sie das tanzen nicht mehr schaffte. Noch einmal wollte sie tanzen und ich war dabei, ich sah ihr zu, wie früher nur dieses Mal tat es weh. Sie brach dabei zu zusammen und es war schrecklich meine eigene Mutter auf den Boden liegen zu sehen, so schwach, so zerbrechlich, so voller Schmerzen. Ich habe geweint, sie hat geweint und ich habe sie dann hochgetragen, wo der Arzt schon wartete um die nächste Chemotherapie mit ihr zu besprechen, die nichts gebracht hatte. Dieser scheiß Arzt hatte ihr noch versprochen, das es nicht das letzte Mal war, dass sie getanzt hat, dass sie eine Kämpferin ist, und nachdem sie diesen Kampf gewonnen hat, dann kann sie wieder tanzen, da ist er fest von überzeugt. Nur ich hatte es im Gefühl, das dies das letzte Mal war, das ich meine Mutter tanzen gesehen habe. Seitdem habe ich den Raum erst ein Jahr später wieder betreten. Ich wollte das lernen, damit ich diese Leidenschaft, die Freude die meine Mutter dabei hatte, für sie weiterleben kann, dass ich diesen großen Teil der ihr wichtig war im Leben, auch beherrsche, ich wollte etwas machen, was sie so sehr geliebt hat. Doch es gelang mir nicht. Ich wollte zu keinem Tanzlehrer und dazu fehlte mir die Zeit. Es machte mich immer so wütend auf mich selbst, wenn mir nichts gelang, noch nicht einmal das bekam ich auf die Reihe.
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Ich stand vor dem Raum und öffnete die Tür einen kleinen Spalt. Doch als ich sah was darin vor sich ging, stockte mir der Atem, ich konnte nicht anders und bemerkte wie mir eine Träne über die Wangen lief, in diesem Moment war ich schwach, nicht mehr dieser harte Junge der ich sonst bin, nein ich fühlte mich wie dieser kleine schwache Junge, der ich damals war.Lina tanzte und ich bewegte sich zu der Musik, sie war großartig. Sie faszinierte mich, wie sie die Bewegungen ausführte. Es sah so leicht bei ihr aus, so schwerelos. Sie erinnerte mich an meine Mutter, denn Lina hatte diesen gleichen Ausdruck wenn sie tanzte im Gesicht wie sie, sie sah glücklich aus, man sah das das Tanzen ihre Leidenschaft war, ihre Liebe, genau wie bei meiner Mutter. Wie kann dieses Mädchen nur existieren? Was kann sie noch alles? Jetzt sehe ich wieder, wie wenig ich doch über sie wusste. Lizzy war genauso begeistert wie ich, als sie Lina gespannt und fasziniert beim tanzen zusah. Die Musik verstummte und auf einmal sah ich direkt in zwei wunderschöne, glänzende blaue Augen.
"Das,- das war großartig.", sagte ich noch immer fassungslos und rang um Fassung. "Ty, du weinst ja, was ist los?", fragte sie verwirrt und mitfühlend und kam auf mich zu. Schneller als ich antworten konnte, stand sie auch schon vor mir und wischte meine Träne weg, klar war es mir peinlich, doch für diesen Moment konnte ich nicht stark bleiben. "M-meine Mutter.", schluckte ich und verstummte, da ich den dicken Kloß in meinem Hals spürte, der mich hinderte weiter zureden, es schmerzte einfach gerade zu sehr,darüber zu sprechen.Sie verstand mich ohne Worte und zog mich in eine Umarmung, sie schlang ihre Arme um mich und drückte sich nah an mich. Sie wusste, was ich gerade brauchte und darüber war ich glücklich. "Es ist alles gut. Hörst du? Ich bin da, es ist alles gut.", wiederholte sie noch einmal und kuschelte ihren Kopf wieder an meine Schulter. Es tat so verdammt gut, ihre Wärme in diesem Moment zu spüren, ihre wundervolle Stimme, die mir gut zu flüsterte. Auf einmal bemerkte ich zwei kleine Hände, die meine Beine fest umklammerten. Ich hab doch die beiden tollsten Mädchen in meinem Leben. Lina beugte sich zu Lizzy runter und hob sie hoch, sodass sie genau wie Lina ihren Kopf auf meine Schulter kuschelte. Wir blieben noch einige Zeit so stehen, bis wir ein leises Gähnen hörten. Lizzy wurde langsam ziemlich müde und deswegen gingen wir hoch um Abendbrot zu essen.
Danach brachten wir Lizzy in ihr Bett und warteten, bis sie einschlief. Sie erzählte noch viel von dem Tag heute und wie schön dieser war, von der Schwimmhalle, die Rutschen, Lina's Tanzen und und und. Dann schlief sie auch endlich ein, wir gaben ihr noch ein Kuss und verschwanden dann wieder nach unten in die Küche und räumten den Tisch ab.
"Willst du darüber reden?", fragte Lina und sah mich dabei an. Ich überlegte kurz und wusste, dass sie meine Reaktion im Tanzraum unten meinte. "Ich würde dir alles erzählen. Es geht um meine Mutter, du weißt ja das sie gestorben ist und der Raum unten, das war immer ihrer. Sie war immer dort und ich habe ihr beim Tanzen zu gesehen, sie hat es geliebt, genau wie du. Das Tanzen war ihre Leidenschaft und sie war gut darin, sehr gut, genau wie du.", sagteich ehrlich und schluckte den Kloß im Hals runter, da es immer schwer für mich war, über meine Mutter zu reden. Es tut weh und wird immer wehtun, sie hat eine tiefe Wunde bei mir hinterlassen und ich werde sie immer vermissen, sie war meine persönliche Heldin und jetzt ist sie mein Schutzengel. Sie war die beste Mutter, die man sich nur vorstellen kann, ihre Liebe war unendlich und die hat sie mich jeden Tag spüren lassen, jeden Tag hat sie mir gezeigt wie sehr sie micht liebt und ich hoffe, das auch sie jeden einzelnen Tag gespürt hat, das ich sie genauso geliebt habe und noch immer liebe.
"Ohje, jetzt verstehe ich. Es muss so schlimm für dich gewesen sein, mich da unten tanzen zusehen. Es tut mir so leid Ty, hätte ich das gewusst, hätte ich es nicht getan.", entschuldigte sie sich und nahm mich in den Arm, nur ich wollte nicht, dass sie sich dafür jetzt die Schuld gibt, obwohl sie nichts dafür kann. "Hey Süße, um eins klar zustellen, es war nicht schlimm für mich DICH tanzen zusehen, im Gegenteil ich bin dir dankbar dafür! Dankbar, das du mir gezeigt hast, wie jemand das Tanzen genauso sehr liebt wie meine Mutter. Ich liebe es dich tanzen zusehen und ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal war. Traurig bin ich eher darüber, dass ich nicht das schaffe, was sie geschafft hat, das ich nicht dieses Potenzial habe, so wie sie. Ich wollte immer das dieser Teil von ihr in mir weiterlebt, doch ich habe es nicht geschafft.", murmelte ich und strich ihr eine Sträne hinters Ohr. "Wenn du mich tanzen sehen möchtest, dann werde ich für dich tanzen. Und wenn du möchtest, können wir es ja mal zusammen versuchen. Lass es uns einfach in der Zukunft ausprobieren." Sie schenkte mir ihr wunderschönes Lächeln und drückte mir ein Kuss auf die Wange. Womit habe ich noch einmal so ein tolles Mädchen verdient? Ich weiß es einfach nicht. Ich bin froh, das ich ihr morgen endlich meine Gefühle gestehen kann und ich hoffe, das sie genau das gleiche fühlt, ich will dieses Mädchen für mich alleine haben, ich will sie MEINS nennen können und ich hoffe, dass sich morgen mein Wunsch erfüllt.Hier ein Kapitel wo man wieder etwas über Tyler's Vergangenheit erfährt, es ist ein etwas ruhigeres Kapitel und es ist nicht viel passiert, doch ich hoffe das es trotzdem okay ist.🙊
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Show The World Your True Face
Teen Fiction(Me)lina ist ein 16 jähriges Mädchen, von dem alle denken, sie hätte ein perfektes Leben. Doch was alle nicht wissen ist, dass ihr Leben alles andere als perfekt ist. Ihr Stiefvater misshandelt sie und ihre Mutter verlangt von ihr, dass sie nichts...