66. Kapitel

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Lina's Sicht

Im Badezimmer zog ich mir meine Kleidung aus, an meinem BH und meinem Shirt, klebte etwas Blut. Doch da ich es seit fast drei Jahren kenne, überraschte mich dieser Anblick nicht mehr. Wenn man drei Jahre lang, so oft sein eigenes Blut gesehen hat, dann erschrickt man sich nicht mehr vor so ein paar kleinen Flecken wie heute. Das einzige, was mich heute fertig gemacht hat, war wie und wo er mich angefasst hat, was er vor hatte, was er mir antun wollte. Wie würde Karin reagieren, wenn ich ihr davon erzählen würde? Wäre sie erschrocken darüber? Würde sie mir endlich beistehen? Würde sie endlich mal, an die Pflichten einer Mutter denken? Würde sie mich in den Arm nehmen? Mir sagen, dass es besser wird? Das sie es nicht noch einmal zu lässt, dass er mich so anfässt?
 
Ich denke nicht. Ich glaube nicht mehr an Wunder. Es ist einfach nur noch unrealistisch so zu denken, ein Wunschgedanke, naiv noch zu hoffen, das ich meine Mama wieder bekomme. Doch irgendwie hatte ich nie eine richtige Mutter, eine die mir die Haare macht, die ihre Tochter überalles liebt, sie schön anzieht, schöne Dinge mit ihr unternimmt, einen Mädelsabend veranstaltet, nie hatte sie so etwas mit mir getan, doch ich hatte sie trotzdem geliebt. Und alles was sie verletzte, verletzte auch mich. Wenn sie geweint hat, war es ein Stich ins Herz für mich. Doch wieso, konnte sie es nie erwidern? Warum war und bin ich ihr egal? Was habe ich falsch gemacht? Liegt es daran, dass ich nicht so toll war, wie sie als kleines Kind? Das ich nicht andauernd irgendwelche Auszeichnungen, Trophäen, Urkunden oder Pokale gewonnen habe? Das ich nicht das perfekte Vorzeigekind war? Konnte sie mich darum nie lieben? War ich deswegen weniger liebenswert? Aber Dad konnte mich auch so lieben, wie ich bin, warum sie nicht? Warum konnte sie mich nicht bedingungslos lieben, si wie er es auch tat?
 
"Ist alles okay da drin, brauchst du Hilfe?", fragte Tyler besorgt und klopfte einmal an die Tür. Ich bin so mit den Gedanken abgeschweift, dass ich nicht wusste, wie lange ich hier schon stand. "Äh ja, alles okay. Wobei sollte ich Hilfe brauchen? Aber danke das du fragst Ty, umziehen kann ich mich noch gerade so alleine.", lachte ich und nahm das T-Shirt von ihm und hielt es mir ins Gesicht, ich sog seinen Geruch ein, bevor ich mir das T-Shirt von ihm über den Kopf zog. "Ich wette, das es viel mehr Spaß machen würde, würde ich das übernehmen.", ich wette das er genau während er das sprach, sein Badboy Grinsen im Gesicht trug und anzüglich seine Augenbraue hochzog. Ja,ich kannte ihn zu gut. "Hör auf zu grinsen und mach die Augenbraue wieder runter.", sagte ich durch die Tür und zog mir schnell die Boxershorts über. Ich hörte ihn vor der Tür lachen. "Woher weißt du das? Du siehst mich doch gar nicht." Ich brauchte ihn nicht sehen um das zu wissen, ich kenne ihn gut genug und weiß wie er guckt, wenn er solche Kommentare von sich gibt. "Ach Süßer, ich kenn dich einfach gut genug.", lachte ich und wusch mir anschließend das Gesicht.
 
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Tyler's Sicht
 
"Ach Süßer, ich kenn dich einfach gut genug.", lachte sie und drehte dann den Wasserhahn auf. Süßer. Bei dem Wort schlug mein Herz schneller und ein breites Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. Scheiße man, wie kann ein Wort aus ihrem Mund, mich sowas von glücklich machen? Wie kann nur ein Wort, ein Kribbeln auslösen und mein Herz schneller schlagen lassen? Was macht sie nur mit mir? Ich wurde schon so oft irgendwie genannt, doch es hat mich nicht gejuckt, eher genervt, wenn mich irgend ne Bitch, Schatz, Baby oder sonst was nannte. Nie wollte ich von irgendeiner so genannt werden, doch bei Lina warte ich nur darauf. Es hört sich aus ihrem Mund richtig an.
 
Ich stand gerade vor meinem Regal und durchsuchte eine Schublade nach ein zweites Ladekabel, damit Lina ihr Handy auch aufladen kann. Auf einmal wurde ich von hinten umarmt und sie kuschelte sich an mich. Hitze durchströmte meinen Körper und mein Blut begann zu kochen. Ihre dünnen Arme schlang sie noch fester um meinem Körper und mein Herzschlag verschnellte sich.  Fuck, sonst war ich immer derjenige mit der Kontrolle. Doch wenn sie in der Nähe ist, bin ich dabei sie zu verlieren, ich kann nicht mal mehr klare Gedanken fassen. "Ich bin müde, kommst du auch schlafen?", hauchte sie, sodass ich ihren heißen Atem in meinem Nacken spürte. Scheiße ich muss mich zusammen reißen, bevor ich meine Beherrschung verliere. "Du legst es wirklich drauf an.", knurrte ich und versuchte ruhig zu atmen. "Wa- was meinst du?", fragt sie unschuldig. Als wenn sie das nicht weiß! Sie weiß ganz genau, was sie da gerade treibt! "Das weißt du ganz genau.", noch immer behielt ich die Hände bei mir und stützte mich am Regal ab, um die Kontrolle nicht zu verlieren.
"Meinst du das?", fragte sie noch immer gespielt unschuldig und dann ließ sie ihre Hände nach unten gleiten und fuhr unter mein T-Shirt über meinen Oberkörper. Okay. Scheiß auf Kontrolle. Ich bin auch nur ein Mann und wenn man es so raus provoziert, dann kann es nicht anders sein.

Ruckartig drehte ich mich um, und sie zog mich an meinem Shirt dichter zu sich. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und ehe ich mich versah, lagen ihre Lippen schon auf meinen. Ihre Hände wanderten zu meinem Nacken und zog meinen Kopf, zu sich runter. Meine Hände wanderten zu ihrem Arsch und mit einem Ruck hob ich sie hoch, während sie ihre Beine um meine Hüfte schlang. Ich vergaß alles um mich herum! Mein Kopf war leer! Meine Gedanken frei!

Als sie sich immer enger um mich schmiegte und erregt leise aufstöhnte, setzte ich sie auf meinem Schreibtisch, der neben uns stand ab, doch wir unterbrachen den Kuss dabei nicht. Ihre Beine waren noch immer um mich geschlungen und ihre Hände wanderten zu meinen Hüften. Ich schob meine Hand, unter ihr Shirt und wanderte hoch zu ihren Brüsten, doch als ich über die eine strich, zuckte sie zusammen und stöhnte schmerzhaft auf.

"Was ist da?", fragte ich sie besorgt. Sie sah mir in die Augen, doch sagte nichts. Dann fiel mir wieder ihr Rücken ein, etwas an ihrem Rücken tat doch weh, und nun auch noch an ihrer Brust. "Scheiße, Lina! Was ist da???", fragte ich nun etwas lauter. Sie wollte gerade etwas sagen, doch schloss wieder ihren Mund. Als ich wieder hoch zu ihren Augen sah, bemerkte ich wie sie feucht wurden. "I-ich wollte nicht das du weinst! Es tut mir so leid, ich wollte nicht laut werden, ich bin ein Arsch.", murmelte ich und streichte über ihren Arm. "Es, -es ist nicht deswegen. Du warst nicht so laut.", sprach sie brüchig und wischte sich die Träne weg. "Fuck, ich hab dir weh getan, deswegen weinst du! Scheiße, ich Penner hätte aufpassen müssen, ich wollte dir nicht wehtun.", sagte ich verzweifelt und raufte mir die Haare. Oh man, ich kaltes Arschloch, hätte mich nicht so gehen lassen dürfen, ich hätte doch aufpassen müssen, und nicht vergessen, warum sie hier war.

Sie nahm meine Hände aus meinen Haaren und hielt sie in ihre. "Du bist an gar nichts Schuld, Ty! Ich weine nicht, wegen dir, du hast mir nicht weh getan, es ist alles gut. Jetzt hör auf dir Vorwürfe zu machen. Lass uns schlafen gehen.", lächelte sie und stand auf. Ich erkannte, das es ein gequältes Lächeln war und nicht das wunderschöne Lina-Lächeln, welches ich so sehr liebte.

Sie kuschelte sich neben mich und legte ihren einen Arm um meine Taille. Ihr Atem wurde nach kurzer Zeit regelmäßig und erschöpft schlief sie ein. Ich beugte mich zu ihr runter und gab ihr ein Kuss auf die Stirn. "Schlaf schön, mein Engel. Ich werde noch raus bekommen, wer dich so  abgefasst hat und ich schwöre dir, der wird dir nie wieder etwas tun.", hauchte ich gegen ihre Stirn und lehnte mich wieder zurück auf mein Kissen.

Ich lag noch immer wach und beobachtete sie beim schlafen, sie drehte sich gerade auf dem Rücken, als sie zusammen zuckte und sich wieder auf die Seite drehte. Sie wollte mir nicht zeigen, was sie an ihrem Rücken, oder an ihrer Brust hat. Doch ich muss es wissen, wenn es ihr unangenehm ist, es mir zu zeigen und mir es noch nicht erklären kann, dann werde ich jetzt selbst nach gucken.

Langsam zog ich das T-Shirt am Saum hoch und leuchtete mit meinem Handy ihren Körper ab. Doch ich bereute es sofort! Wie soll ich damit umgehen, ohne aus zu rasten?! Ich will diesen Menschen, der ihr dies angetan hat umbringen!! Sie schlief ohne BH, weshalb ich auch ein Teil ihrer Brust zusehen bekam. Ich sah Striemen an ihrem Rücken und sogar an der Brust. Immer wieder sah ich die Bilder von ihrem wunderschönen Körper vor mir, denen schon so viele verblasste und auch noch gut sichtbare Narben zierte, und dann noch dazu die Striemen. Welcher Bastard, würde einem so tollen Mädchen, so etwas antun?? Ich wat so voller Wut und war schon immer schlecht darin, meine Wut zu zügeln und in den Griff zu kriegen! Und dann geht es auch noch um dieses eine Mädchen!

Sooooo, mit o. :D Etwas länger als sonst, aber ich denke mal das stört keinem. xd

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