94. Kapitel

12.6K 475 22
                                    

Lina's Sicht
 
...und öffnete die Tür des Op-Saals.

Dort sah ich ihn. Zum Glück haben sie ihm nicht zu sehr wehgetan, er sah nicht im geringsten so schlimm aus, wie damals. "Ty.", flüsterte ich erleichtert unter Tränen und humpelte auf ihn zu. Als er mich sah, sah er mich mit großen Augen an.
"Scheiße Lina, dieser Wichser, was hat er dir nur angetan, du siehst schrecklich aus. Wie kommst du hier her?"
 
Mühevoll setzte ich mich zu ihm runter und versuchte ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, doch als meine aufgeplatzten Lippen seine Wange berührten, tat es unheimlich weh, so wie jede Faser und jeder Knochen meines Körpers. "Du musst ins Krankenhaus. Engel, ich hab schreckliche Angst um dich, ich kann dich nicht verlieren, hörst du? Du verlierst zu viel Blut, du musst hier weg.", murmelte er verletzt und auch ihn kamen die Tränen. "Ich musste nach dir sehen, Ty. Du bist nur wegen mir hier. Ich habe solche schreckliche Angst gehabt, du warst mir wichtiger. Nur ich schaff das nicht alleine, die Fahrt hierher, war schon anstrengend und hat mich meine ganze Kraft gekostet. Ich bleib bei dir."
 
Seine glasigen Augen trafen auf meine und er schluchzte leise. "Das ist so falsch, du hättest augenblicklich dorthin fahren müssen. Du bist schwer verletzt."

Seine Hände und Beine waren zusammengebunden, daher konnte er sich nicht bewegen. "Ich helfe dir.", sagte ich leise und kümmerte mich um das Band an seinen Füßen. Als nächstes machte ich das Seil von seinen Händen ab, die an den Handgelenken schon ganz wund gescheuert waren. "Wo sind sie alle? Wir müssen dich hier weg bringen Lina." Er hatte nicht unrecht, nur ich wusste nicht wie wir dies anstellen sollten. Wenn ich jetzt versuchen würde mit Tyler zu flüchten, wie würde das ganze ausgehen? Ich glaube nicht daran, das wir ungeschoren davon kommen würden. Und was würde Fernando nur machen, wenn er sehen würde, das wir flüchten? Es könnte mehr Konsequenzen für Tyler haben und das kann ich doch nicht zulassen, oder? Man muss doch die Menschen, die man liebt beschützen. Ich kann doch nicht die kleine Chance sehen, das wir es vielleicht ins Kranknehaus schaffen, wenn es für ihn Konsequenzen danach haben würde. Vielleicht auch für mich, aber die für ihn waren mir wichtiger.Ich habe so lange Menschen von mir weggestoßen und nun habe ich wichtige Menschen in meinen Leben wie Tyler, der mir alles bedeutet, da kann ich ihn nicht verlieren, das kann ich nicht zulassen.
 
"Ty, es sind noch zuviele hier.", murmelte ich leise und nahm seine Hand in meine. "Nein! Lina, wenn wir es nicht schaffen, dann muss ich sie ablenken. In dieser Zeit, schaffst du es, ich weiß es! Sofern du an einem Haus vorbeikommst, lässt du die Polizei, Krankenwagen und so weiter rufen, DU musst hier weg." Noch immer sah er mich mit Tränen in den Augen an und ich sah die Angst in ihnen. Es war schrecklich zusehen, wieviel Sorgen er sich um mich machte, welche Angst er hatte, mich zu verlieren. Er dachte noch nicht einmal daran seine Tränen zu verstecken, er hatte gar keine Chance dazu. Er hatte schmerzhafte Angst. Mein Anblick tat ihm so sehr weh, was ich gar nicht wollte, aber mir ging es genauso als er so schrecklich verletzt war.

******************

Tyler's Sicht

Ich war verdammt glücklich, als sich vorhin die Tür öffnete und ich SIE sah. Doch aus Freude, wurde auch großer Schmerz. Es tat mir so verdammt schrecklich weh, als ich sah wie schlimm sie aussah. Ihr Gesicht, das Blut die aufgeplatzten Lippen, ihre ganzen Sachen waren blutverschmiert und ihre Hand aufgeschnitten. Dieser Anblick, machte mich fertig und verletzlich. Sie hat soviel Blut verloren, warum ist sie nicht ins Krankenhaus gefahren, als sie entkommen ist?! Ich würde mit ihrem Verlust niemals klarkommen, sie zu verlieren würde ich nicht ertragen. Ich habe schon meine Mutter verloren und war dabei als sie gestorben ist, aber Lina kann ich nicht auch noch verlieren.

Ich hätte sie nie alleine in diesem Haus gelassen, wenn Fernando mir nicht fest versprochen hätte, dass Lina gleich hinterher kommt und er meine kleine Schwester in dem Gebäude gebracht hat. Er war dabei so glaubwürdig, da er genau wusste, wo sie war, nämlich bei ihrer Freundin und was für Kleidung sie heute trug. Als wir im Gebäude angekommen waren, hörte ich auch schon ihre Stimme, die aus dem Saal kam, in dem ich mich jetzt mit Lina befand. Als ich jedoch den Raum öffnete und nur sah, das es eine Tonaufnahme war und sie in Wirklichkeit gar nicht hier war, war ich zuerst erleichtert das meine kleine Lizzy unversehrt ist und nichts von alldem hier weiß und im nächsten Moment war ich wütend mit mir selbst, weil ich so gutgläubig war und mit ihm gegangen bin, nur wenn es um Lizzy geht, dann bin ich genauso verletzlich wie wenn es um Lina ging.

Ich kann nicht zu lassen, dass sie mir hier verblutet! "Du sagtest du bist durch ein Fenster gekommen, ich helf dir auch raus, nur wir müssen jetzt los!"Verzweifelt nahm ich vorsichtig ihr Gesicht in meine Hände und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. "Okay.", war alles was sie von sich gab und nickte schwach.

Als ich sah wie schwer ihr das aufstehen und laufen fiel, hätte ich ihr am liebsten all die Schmerzen genommen. Sie ist so sehr geschädigt und geschwächt. Mein armes Mädchen. Ich stützte sie beim gehen und sie lehnte ihr ganzes Gewicht gegen mich. Wir müssen uns beeilen, sie ist schon so schwach. Leise öffnete ich die Tür und schaute erst vorsichtig mich um, bevor ich Lina hinterher zog und wir in das nächste Zimmer auf der Rückseite des Gebäudes verschwanden. Schnell schaute ich mich wieder um und ging zum Fenster. Ich sprang als erstes raus, sodass Lina sich auf das Fensterbrett setzen konnte und ich sie runter hob. "Mein Bein tut so weh.", murmelte sie neben mir und im nächsten Moment sackte sie weg. Gerade noch rechtzeitig gelang es mir schnell zu reagieren und sie festzuhalten. "Dein Oberschenkel blutet wieder stark. Du kannst nicht richtig laufen. Komm her." Mit diesen Worten nahm ich sie vorsichtig hoch. Mit ihr in den Armen, lief ich in die Richtung die sie mir sagte, in der sie das Auto abgestellt hatte. Sie war leicht und durch die Angst um sie, lief ich umso schneller.

Nach einer Viertelstunde erkannte ich vom weiten das Auto und atmete erleichtert aus. "W-wir haben es geschafft.", murmelte sie erschöpft und ich stellte sie vorsichtig auf die Beine. Sie reichte mir die Autoschlüssel und ich ging um das Auto rum und öffnete die Fahrertür. Ich erwartete das Lina neben mir einstieg, doch der Platz blieb leer. Ich lehnte mich rüber und öffnete die Beifahrertür. Sie stand wie erstarrt da und bewegte sich nicht. Erst jetzt erkannte ich 2 Arme die sie fest umschlungen hatten.

"Na, wohin des Weges? Ihr wolltet doch nicht wirklich ohne Tschüss zu sagen, gehen?"

Show The World Your True FaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt