89. Kapitel

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Lina's Sicht
 
Ich habe einen Fehler gemacht. Einen riesen Fehler. Ich hab den Menschen von mir weggestoßen, der mir helfen wollte und mich überalles liebt. Er wollte für mich da sein, und ich hab ihn weggestoßen. Wie konnte ich das nur tun? Wollte ich nicht immer jemanden, der mich liebt? Der sich für mich einsetzt? Nicht mehr allein sein? Genau das wollte ich doch! Und nun ist er in mein Leben getreten, wollte mich nicht alleine lassen und ich lass ihn stehen. Was ist nur los mit mir? Ich habe soviel Falsch gemacht. Ich habe es noch nicht verabeitet, was in den letzten Jahren vorgefallen ist, die Schmerzen, die Schreie, die Qualen, doch wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt damit anzufangen es zu verabeiten? Es abzuschließen und endlich aus dieser Hölle raus zukommen. Tyler hat schon den ersten Schritt gemacht und mich darauf angesprochen, nur als nächstes wäre ich dran! Genau, ich bin diejenige die jetzt den nächsten Schritt machen muss, unzwar den Menschen den ich liebe nicht mehr anzulügen und endlich mit offenen Karten zu spielen.
 
Nach Fernandos Anruf, hielt ich noch immer mein Handy in der Hand, was ich gar nicht bemerkt hatte. Als ich auf den Bildschirm starrte, fiel mir auf, das ich 15 entgangene Anrufe drauf hatte und einige Nachrichten. 10 davon waren von Tyler. Ich muss ihn verletzt haben und trotzdem hat er versucht mich zu erreichen, obwohl es meine Aufgabe gewesen wäre. Er hatte auch eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen.

[Lina, ich muss dringend mit dir reden! Bitte, stoß mich jetzt nicht von dir weg. Ich weiß nicht, was du alles durchgemacht hast, aber bitte lass mir dir helfen und ruf mich an! Bitte, ich liebe dich, ruf mich an, wenn du das hier abhörst und ich bin innerhalb von paar Minuten bei dir!]
 
Er wollte noch etwas sagen, doch sein Wort wurde abgeschnitten. Was meinte er mit, was ich durchgemacht habe? Er hat einiger meiner Verletzungen gesehen, ahnt er etwa ungefähr was passiert sein kann? Tyler ist schlau, er würde selbst darauf kommen, wenn er es nicht schon ist. Er würde rausfinden was alles vorgefallen ist, daher muss ich es ihm doch sagen. Ich muss mit ihm reden. Ich meinte selbst, das ich das alles nicht mehr schaffe weiter duchzustehen, jetzt ist doch die richtige Gelegenheit, mich jemanden anzuvertrauen. Alleine würde ich dies alles nicht schaffen, aber mit Tyler an meiner Seite, könnte es doch klappen, oder? Tyler hat meine Wunden gesehen und könnte bezeugen, wie die Verletzungen aussahen, vielleicht könnte sein Dad mich in dieser Angelegenheit auch unterstützen. Vielleicht ist das jetzt mein Ausweg. Ich MUSS mit Tyler reden, auch wenn es nicht leicht wird, nur ich darf mich jetzt nicht verschließen und Jake gewinnen lassen, das darf ich nicht.
 
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Das kalte Wasser erfrischte mich etwas und ich sah um einiges wieder klarer. Noch einmal atmete ich tief durch, bevor ich mich abtrocknete und zu meinem Handy griff. Soll ich ihn anrufen? Mit zittrigen Händen drückte ich auf seine Nummer und es began zu klingeln. Mailbox. Ich versuchte es noch zwei mal, doch ohne Erfolg. Es war bereits spät, er wird wohl schlafen und ich sollte ihm den Schlaf gönnen, ich habe ihn den Tag nicht gerade leicht gemacht und er hat es verdient sich etwas auszuruhen. Nur ich sollte ihm vielleicht eine Nachricht schreiben, das hat er schließlich verdient.
 
>>Ty, ich weiß das es nicht richtig war, das ich einfach gegangen bin. Das hätte ich nicht tun dürfen, du hast es nicht verdient. Ich, werde dir erklären was mit mir los ist, denn du hast eine Erklärung verdient und ich kann nicht mehr so weitermachen, was mein jetziges Leben betrifft. Ich liebe dich und werde nicht damit aufhören. Ich denke du schläfst gerade, wenn du bereit bist zu reden, dann ruf mich einfach an.<<
 
Es fühlte sich richtig an, ja die Nachricht an Tyler fühlte sich nicht als Fehler an. Der Tag heute hat mich ziemlich geschafft und ich war total fertig und ausgelaugt. Es fühlte sich auf der einen Seite so befreiend an, endlich mich jemanden zu öffnen, doch auf der anderen Seite hatte ich Angst vor der Zukunft. Wie wird es danach weiter gehen? Das war die Frage, die mir die ganze Zeit in meinen Kopf umher schwebte.
 
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Natürlich bekam ich nicht viel Schlaf, doch ich konnte heute nicht schon wieder in der Schule fehlen, da das zu oft in der letzten Zeit vorgekommen ist. Caithy bemerkte das mich etwas bedrückte, doch ich schob es auf die wenigen Stunden Schlaf und sie fragte nicht weiter nach. Wir warteten gerade vor der Schule auf die Jungs und ich war total nervös, Ty wieder zusehen. Er hatte sich in den letzten Stunden noch nicht wieder gemeldet und ich hatte eine verdammte Angst davor, das er entweder gar nicht erst zur Schule kommt, oder mich nicht sehen will. Doch wie er gleich auf mich reagierte würde sich jetzt klären, denn er traf gerade mit den anderen auf dem Parkplatz ein. Ich versuchte meine Nervosität und mein Unwohlsein, etwas zu verstecken, doch es gelang mir nicht. Ich sah heute so aus, wie ich mich fühlte, schrecklich. Als er mich erblickte, wandt er sich kurz Darren und Kyle zu und sagte den beiden etwas, die daraufhin nur nickten und schneller auf uns zu kamen. Was er ihnen wohl gesagt hat? Darren und Kyle kamen mit schnellen Schritten auf Caithy und mich zu und zogen mich in eine Umarmung. Danach küsste Kyle daraufhin Caithy und zog sie ins Schulgebäude hinter sich her, Darren lächelte mir noch einmal aufmunternd zu, als er dann den beiden folgte. In der Zeit, als die drei fort waren, stand Tyler auch schon vor mir und zog mich ohne ein weiteres Wort in eine Umarmung. Als ich seine Nähe wieder spürte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich bin so froh, das er nicht böse auf mich ist, obwohl ich ihn nicht gerade gut behandelt habe. Wie sehr ich ihn brauche, spüre ich in diesem Moment gerade wieder besonders. "Es tut mir so leid.", nuschelte ich an seiner Brust und versuchte meine Tränen zu unterdrücken.
"Du musst dich nicht entschuldigen, Liebes. Für nichts. Ich will dir nur helfen und es ist unerträglich nicht zu wissen, was mit dir los ist."
 
"Ich werde dir es erklären, Ty. Es ist nicht so leicht, aber ich kann nicht mehr.", murmelte ich noch immer an seiner Brust gekuschelt. Er wollte gerade etwas sagen, doch da klingelte es schon zum Reingehen. "Liebling, du siehst aus, als würde es dir schlecht gehen. Willst du da wirklich rein?", fragte er besorgt nach, während er inne hielt und mein Gesicht musterte. "Ich muss, Ty. Ich erklär dir heute alles, okay?" Ich griff nach seiner Hand und sah ihn noch immer in die Augen. Er strich mir mit seiner anderen Hand noch einmal über die Wange, bevor er nickte. "Wenn ich Lizzy bei ihrer Freundin abgesetzt habe, dann komm ich zu dir, dann können wir in Ruhe reden, Schatz und eine Lösung finden. Ich bin für dich da, hörst du?"

Bevor ich etwas erwidern konnte ertönte eine nervig hohe Stimme neben uns. "Ich bin für dich da, hörst du?", ahmte die Stimme nach und verfiel dann in ein überhebliches Kichern. Alice. Natürlich, kam es von Alice.
 
"Das sagt zu dir niemand, kleine nervige Schlampe, oder?", provozierte sie Ty und nahm noch fester meine Hand in seiner. "ACH gosh, das glaube ich jetzt nicht! Ihr seid doch nicht etwa zusammen?", fragte Alice nach und starrte mit großen Augen auf unsere Hände.

"Das geht dich ein Scheiß an.", fauchte ich sie an und zog Tyler an der Hand hinter mir her Richtung Schulgebäude.
 
"Dann ist es dir wohl auch Scheiß egal, das ich deinen Freund gevögelt habe.", rief sie mir hinterher und ich drehte mich ungewollt zu ihr um. "Was hast du da gerade gesagt?", fragte ich ungläubig nach und sah zuerst sie dann Tyler an. Doch bevor sie mir antworten konnte, ergriff Tyler das Wort. "DU miese kleine Schlampe!! Ich habe nicht mit dir geschlafen, hör auf zu lügen! Nur weil dich keiner als feste Freundin will, sondern nur als billige Nutte sieht, lass die Menschen in Ruhe, die glücklich miteinander sind! Und fang an, an dir zu arbeiten!", schrie er aufgebracht und sah sie missbilligend an. Er hatte nichts mit ihr, wie konnte ich im ersten Moment überhaupt es in Erwägung ziehen, das er etwas mit ihr gehabt haben könnte. Er lügt gerade nicht, das sehe ich, ich weiß das er gerade die Wahrheit sprach. Alice hatte damit gerechnet, das diese Situation anders ausfällt, bestimmt hat sie damit gerechnet, das ich jetzt Tyler eine Szene mache, mich am besten vor ihren Augen von ihm trenne, damit er wieder frei ist. Doch falsch gedacht, die Zeiten, das ich ihr glaube sind vorrüber und das schon lange.
"Er hat Recht. Halte dich da raus! Genau so wie du versuchst von jedem Menschen die Beziehung zu zerstören, du versuchst es bei Kyle und Caithy und jetzt auch noch bei mir und Tyler, aber weißt du was? Damit verursachst du nur das Gegenteil! Wir halten nur noch mehr zusammen und unsere Liebe wächst daran!"
Sie wusste das ich damit recht habe, doch zu geben würde sie es nicht. Ihre zwei idiotischen Freundinnen, waren inzwischen verstummt und sahen in der Luft herum, während Alice mich nur hasserfüllt anstarrte. Mir war nie bewusst, das sie Tyler haben wollte, vielleicht habe ich auch nie drauf geachtet.
"Halt dich da raus, du kleine Schlampe. Du bist auch nur sein Betthäschen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis du ihm zuviel wirst, so wie allen, selbst deinem Vater wurdest du zuviel und er hat dich nicht mehr ausgehalten. Bestimmt hat er Selbstmord begangen, weil es der einizge Weg war, dir zu entkommen." Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Wie sie jedes Mal auf mein Vater umher hacken musste, tat mir weh. Natürlich wusste ich es jetzt besser und wusste, das er lebt und mich liebt, damals als es noch ungewiss war und ich keine Ahunung hatte, wäre das schlimmer gewesen, aber weh tat es trotzdem. Ich wollte nicht länger ihr gegenüber stehen. Und die kraft um mich noch länger mit ihr über dieses Thema auseinanderzusetzen, hatte ich auch nicht. Tyler wusste, das mein Vater mein Schwachpunkt war und übernahm für mich das Wort.
 
"Echt jetzt? Du denkst echt, du weißt alles oder? Dabei bist du diejenige, die jedem zu viel wird. Nicht ein Typ, hält dich länger als eine Nacht aus und deine Eltern müssen sich ja auch ziemlich für dich schämen, so eine kleine Schlampe, die nur das Leben der anderen schwer macht großgezogen zu haben! Dabei kann ich dir sagen, das mir Lina nie über wird! Genau wie ihr Vater werde ich sie immer lieben! Komm doch mal zu mir nach Hause vorbei und Linas Vater und ich, werden dir mal ein bisschen erzählen, wie du ein besserer Mensch werden kannst. Den sie hat uns beide im Leben und noch viele andere, die hinter ihr stehen, was du nicht hast. " Als er das sagte, erwiderte sie schließlich nichts mehr. Sie ging einfach zornig davon. Sie hätte wohl nie im Leben damit gerechnet, das ich meinen Vater wiederfinde, einen Freund habe, der mich liebt und neue Freunde dazu gewinnen würde und das ging ihr gegen den Strich. Alles was mich verletzte, machte sie glücklich und jetzt hasst sie alles was mich glücklich macht. Ich versteh nicht, warum sie mich nur so hasst. Ich will ja gar nicht von ihr geliebt werden, ich will ihr einfach nur egal, gleichgültig sein, denn sie ist mir das auch.

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Es klopfte an der Tür, was bedeutete das Ty da war.
"Hey Babe, wie gehts dir?", fragte er nach als ich ihn die Tür öffnete.

"Nicht so gut, Ty."

"Komm her, Liebling.", sagte er mitfühlend und zog mich in seine Arme. Danach gingen wir in mein Zimmer und er setzte sich neben mir auf mein Bett.
Ich holte noch einmal tief Luft.

"Also...", begann ich zu erzählen.

...

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