40. Kapitel

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Das Lied könnt ihr euch ja mal anhören, ich finde es passt ein wenig zu dem Brief von Lina an ihrem Vater. :)

Lina's Sicht
 
Tyler ist vor einer halben Stunde ungefähr wieder gefahren. Ich bin aufgewacht, als er den Motor seines Autos gestartet hat. Er hatte die ganze Zeit ganz dicht neben mir gelegen. Da er dachte, dass ich wirklich friere, obwohl ich gar kein Fieber hatte. Es war einfach schön, seine Nähe zu spüren und es beruhigte mich. Doch so dichter er kam, umso größer wurden die Schmerzen am Rücken, zum Glück ist er nicht oft so dicht dort heran gekommen.
Ich musste die ganze Zeit bangen, das ja nicht der Mundschutz, oder der Lappen auf meinem Kopf verrutscht, der mein blaues Auge verdeckte.
Es ist zum Glück alles an seiner Stelle geblieben, selbst als ich eingeschlafen war.
Er kann so lieb sein und ich fühle mich immer so schlecht, wenn ich ihn anlügen muss. Es ist auf einer Art nicht richtig, aber ich kann leider nichts daran ändern.
 
Immer wenn ich Zuhause bin und nicht zur Schule, oder Arbeit kann, um mich abzulenken, mache ich mir zuviele Gedanken. Selbst tanzen kann ich nicht, um die Gedanken zu vergessen. Ich werde hier verrückt, nur umher zuliegen und nichts tun zu können. Meine Gedanken sind jetzt bei meinem Vater. Ich vermisse ihn so sehr, dass es wehtut.
Doch das Schlimmste ist, dass ich nicht weiß was mit ihm ist. Ich weiß ja noch nicht mal, ob er noch lebt. Damals, als wir von einem Tag auf den anderen weg gezogen sind, war er spurlos verschwunden. Ich habe ihn noch so oft gesucht, war in unserem alten Zuhause, auf seiner Arbeit, doch er war nirgends und niemand sagte mir etwas über ihn. Es war so, als wäre er nie da gewesen.
 
Ich griff unter meine Matratze und holte den Brief hervor, den ich vor einer Weile schrieb. Doch ich habe ihn bis jetzt noch nicht abgeschickt, da ich eben nicht weiß wohin. Ich faltete ihn auseinander, wie so oft schon und lese ihn mir durch.

 
Hallo Daddy,
ich weiß nicht ob du diesen Brief jemals lesen wirst, doch ich hoffe von ganzen Herzen das du ihn erhälst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr du mir fehlst. Als du damals einfach aus meinem Leben gerissen wurdest, habe ich es nicht verkraftet. Ich habe dich gesucht Dad, ich war überall, doch niemand konnte, oder wollte mir helfen dich zu finden. Du musst mir glauben, dass ich damals nichts davon wusste. Ich wusste nicht, was Karin vor hatte, als sie unsere Sachen packte und mit mir auszog. Ich hätte nie gedacht, dass ich dich danach nie wieder sehen werde.
Daddy, ich fühle mich manchmal so leer. Ich sehe mir die Fotos von damals an und versuche mich so gut es geht in die Momente hinein zu versetzen.

Weißt du noch, mein erster Kindergartentag? Als ich mich an dein Bein geklammert habe und dich nicht ohne mich mit zunehmen gehen lassen wollte?

Oder weißt du noch, als ich das erste Mal bei einer Freundin geschlafen habe? Als ich solche Heimweh nach dir hatte, dass du mich mitten in der Nacht abholen musstest?

Oder erinnerst du dich noch, an den Jungen aus der 1. Klasse, der mein Lieblingskleid kaputt gemacht hatte? Wie du ihn erstmal aus geschimpft hast und dann 2 Stunden vor den Umkleidekabinen im Geschäft stehen musstest und du so hilflos warst, weil du mich nicht richtig beraten konntest?

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